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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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fragen, ob er krank sei, weil er mich nicht wie sonst blockierte, wenn ich mich meinem Alter entsprechend frei bewegen wollte. Er benahm sich seit Kurzem doch etwas merkwürdig. Ich vermutete, dass er an einem sehr aufreibenden Projekt arbeitete. Vielleicht sah er aber auch endlich ein, dass er mich nicht ewig in einen goldenen Käfig sperren konnte. Er beschwor mich, keinen Unsinn zu machen, damit er seine Entscheidung nicht bereuen müsse, und schloss mit einer Ermahnung über den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol und anderen Rauschmitteln. Hinreichend hatte er mich über jegliche Arten von Drogen und deren Wirkung aufgeklärt. Alles war von allen Seiten beleuchtet und in abendfüllenden Unterhaltungen eruiert worden. Was allerdings die sexuelle Aufklärung anging, hatte er mir damals mit einem verlegenen Gesichtsausdruck ein Buch in die Hand gedrückt und einen Termin beim Frauenarzt gemacht.
    Ich setzte mich an den unaufgeräumten Küchentisch und versuchte, einen Löffel Müsli herunterzu schlucken , aber mein Magen streikte erneut. In zehn Minuten musste ich los zum Bus. Meine Jacke hatte ich schon an, ein akzeptables Make-up hatte ich auch aufgelegt und lauschte nun auf das Ticken der Küchenuhr in Form einer skurrilen Kaffeetasse.
     
    Der Bus war wie immer völlig überfüllt, als ich zustieg. Glücklicherweise sah ich Maike mir von hinten zuwinken. Ich zwängte mich durch eine Gruppe johlender Teenager, die sich irgendeine Schweinerei auf einem iPod ansahen, und bahnte mir meinen Weg. Maike drückte mich an sich und quietschte mir ins Ohr: »Heute Abend ist es soweit, wir haben Ausgang. Du, ich und Evi gehen in den angesagtesten Schuppen der Stadt, in’s Pandora. Wir treffen Jasper und Paul. Pauls Tante ist dort Barfrau und deshalb können wir sogar die ganze Nacht abfeiern.  Na ja, Paul ist ja auch schon zwanzig, von daher würde ich sagen sind wir ja eh in Begleitung eines Erwachsenen.«
    Sie prustete los, ihre braunen Locken wippten um ihren Kopf und umspielten dabei ihre rosigen Wangen. »Das wird die geilste Nacht seit Langem. Wir müssen noch schauen, was wir anziehen. Oh, oh, weißt du schon, was du anziehst? Bringst du alles mit, was du so Neues hast? Vielleicht kann ich mir was borgen. Ziehst du dieses abgefahrene schwarze Kleid an? Das, was so ultra-retro aussieht? Trägst du die Haare dann offen oder geflochten oder …? Ich lass dich nicht zu Wort kommen, stimmt’s …?« Verlegen sah sie mich an und ihre blauen Augen glitzerten vor Aufregung.
    Ich musste lachen. Wenn Maike aufgeregt war, sprach sie ohne Punkt und Komma. Früher hat man sie regelmäßig bei Klassenarbeiten aus dem Raum entfernt, weil sie immer wieder anfing, vor Aufregung vor sich hinzubrabbeln und völlig selbstvergessen immer lauter wurde, bis nicht nur der Lehrer sauer war.
    »Das ist ja der Hammer, wie hast du das denn wieder eingefädelt?«, fragte ich grinsend.
    »Liebe Hanna, du hast das Glück, mit einem verkannten Genie befreundet zu sein.«
    »Eigenlob stinkt«, ärgerte ich sie.
    Maike verdrehte theatralisch ihre mit schwarzem Kajal umrandeten blauen Augen. Ich entspannte mich und fühlte mich endlich wieder gut. Erleichtert lauschte ich ihren Ausführungen über die angesagten Schminktrends und den No-Go’s für diesen Sommer. Vorfreude auf den Abend machte sich breit. Und fast hatte ich das Gefühl, es würde alles bei mir stimmen.

Partytime
     
    »Sag mal, willst du mich verarschen, Kleiner? So kommst du hier mit absoluter Sicherheit nicht rein«, motzte der Türsteher und sah kopfschüttelnd auf den Jungen vor sich herab. »Keine Turnschuhe und abgehalfterte Klamotten. Abendgarderobe, mein Lieber!«
    Er sprach so langsam, als nähme er an, dass der Junge an arg ausgeprägter Begriffsstutzigkeit litt und musterte ihn abfällig von oben bis unten. Hanna trat näher, schob sich neugierig an die beiden heran und sah den Jungen genauer an. Er wirkte nicht im Geringsten beunruhigt und fixierte den bulligen Türsteher provokativ mit einem erheiterten Blick, bevor der auf Hanna traf. Verlegen sah sie fort und rückte wieder ab, näher an ihre Freundinnen, die fröhlich schwatzten. Sie standen jetzt schon fast zwanzig Minuten hier an, im kühlen Wind, der ihre Frisuren zugrunde richtete und jetzt ging es nicht weiter, weil dieser Typ sich nicht an die Kleiderordnung halten konnte. Ihre Blase drückte unerträglich. Evelyn, Maike und sie hatten jede fast eine Flasche Prosecco geleert. Und jetzt meinte sie, es

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