Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)
auf, hinter ihr herzukommen, um wieder in den Trockeneisnebel einzutauchen. Wild und ausgelassen tanzten sie weiter und amüsierten sich köstlich, bis sich ein wenig die allgemeine Erschöpfung breitmachte. Sie zogen sich zurück, an den Tanzflächenrand zu den Jungs, und tranken etwas. Kurz darauf nahm Jasper Maike wieder mit auf die Tanzfläche, sie gluckste kurz freudig auf und verschwand in der wilden Menge. Hanna blickte ihr überrascht nach. Sie wandte sich Evi und Paul zu, die sich gerade daran machten, sich einen Sitzplatz weiter hinten zu sichern. Es sah fast so aus, als wäre Hanna auf sich allein gestellt gewesen. Sie nippte an ihrem Sekt, den Paul für die Mädchen besorgt hatte und wog leicht die Hüften zum Beat. Auf der gegenüberliegenden Seite war ein großer Spiegel und hin und wieder, wenn die pulsierende Menge sich teilte, konnte sie einen Blick auf sich werfen. Für einen Moment gefiel ihr, was sie sah. Ihre blonde Mähne hatte sie hochgesteckt und sich dramatische smokey-eyes passend zu ihrem schwarzen Cocktailkleid geschminkt. Sie war mit sich zufrieden und ein Lächeln zuckte in ihren Mundwinkeln. Der Typ vom Eingang schaute zu ihr herüber und prostete ihr listig lächelnd zu. Sie runzelte unbehaglich die Stirn und wandte den Blick ab. Irgendetwas missfiel ihr an diesem Kerl. Er sah gut aus, ja, schon fast zu gut, hatte aber eine klirrendkalte Ausstrahlung, die Hanna Unbehagen bereitete. Ihr Instinkt riet ihr dringend, Abstand zu halten, auch wenn er noch so freundlich flirtete. Unbewusst spielte ihre Hand mit ihrem Anhänger, der über ihrem Dekolleté hing, während sie weiter der Musik und ihren Bewegungen folgte. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass ihr Sichtfeld ausfranste. – Sie hielt inne. Die Luft schien zu flimmern und zu schwirren. Die Musik wurde dumpfer und die Menschen um sie herum wurden in ihren Bewegungen immer langsamer und wieder schneller, immer abwechselnd, wie bei einer kaputten Vorspultaste. Ihre eigenen Bewegungen waren schwerfällig, fast so, als hätte sie sich unter Wasser bewegen müssen. Sie ließ ihre Blicke durch den Raum schweifen und sinnierte noch über den Konsum von Alkohol und dessen Folgen, als ihre Aufmerksamkeit auf eine junge Frau fiel, die überirdisch schön war. Langes dunkelbraunes Haar floss über ihre Schultern und umrahmte ein Gesicht, das porzellanartiger nicht hätte sein können. Die Frau beugte sich mit einer fließenden Anmut zu einem Mann, ließ ihre rot lackierten Fingernägel an seinem Hals hinaufwandern und küsste ihn auf die Lippen. Hanna sah hastig fort, um deren Intimität nicht zu stören. Ihr Blick glitt über die Tanzfläche zur Bar und zum Eingang. Alles schien wieder normal, kein Flirren und Unbehagen mehr, und sie beruhigte sich.
Dann sah sie ihn! Sie war sich sicher, dass er es war. Vor Schreck entglitt ihr beinahe das halbvolle Sektglas. Dabei verschüttete sie einen Teil des Getränks auf ihrem Kleid. Sie murmelte einen Fluch und stellte es, ohne ihre Augen von dem Typen abzuwenden, auf einen der Stehtische. Anmutig schlenderte er in Richtung Bar, die Geschmeidigkeit, mit der er sich durch die Menge bewegte, fesselte Hanna. Er setzte sich auf einen der Barhocker und bestellte sich irgendetwas. Was wiederum bedeutete, dass er mit jemandem sprach. Mit jemandem, der ihn sehen, wahrscheinlich sogar berühren konnte. Was bedeuten hätte, dass ihr geistiger Zustand relativ in Ordnung gewesen sein müsste, abgesehen von den paar Überreiztheiten, die jeder sicherlich dann und wann einmal hatte. Sie beobachtete ihn und versuchte dabei, möglichst gleichmäßig weiterzuatmen. Sein weißes Hemd, das er locker in die schwarze Tuchhose gesteckt hatte, betonte seinen athletischen Körper und umspielte die kräftigen Arme. Mit einer flüssigen Bewegung fuhr er sich durch die dichten Haare, die ihm gekonnt verwuschelt von seinem Kopf abstanden. Er sah einfach unglaublich gut aus. Die Barkeeperin versuchte allem Anschein nach, mit ihm zu flirten. Sie zeigte ihm ein umwerfendes Lächeln und kokettierte mit ihren Reizen. Hanna konnte seine Reaktion nicht sehen. Lächelte er zurück? Flirtete er auch mit dieser Frau? Hannas Herz machte einen frustrierten Satz. Aber was sollte das denn bedeuten? Sie stand nicht auf ihn. Schließlich kannte sie ihn nicht, wusste weder seinen Namen noch irgendetwas anderes über ihn, und dieser Scheißkerl hatte ihr einen Heidenschreck eingejagt. Also warum so etwas wie Eifersucht? Sie runzelte die Stirn
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