Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)
drang gierig in ihn hinein. Er ergab sich mir leise seufzend, bevor er mich fest an sich zog und das Spiel meiner Zunge erwiderte. Sein Atem wurde schneller, hektischer, als ich mir erneut seine Energie nahm.
Ich zog sie langsam, fließend und genoss es. Es kribbelte im ganzen Körper, als ich merkte, dass Ben kraftloser wurde. Das Flüstern in mir ebbte ab. Erstaunt löste ich mich von ihm. Blass war er und mich ergriff Unruhe.
Er atmete tief ein und sah mich verzückt lächelnd an. »Du willst mich bestrafen, stimmt’s? Du bist ein ganz schönes Miststück, weißt du das?« Erleichtert darüber, dass es ihm ganz gut zu gehen schien, lächelte ich zurück. Er stützte sich höher auf seinen Ellbogen auf und sah auf mich herab. Langsam beugte er sich zu mir, ich schloss die Augen und er küsste mich zart mit seinen weichen Lippen auf die Stirn. Danach bettete er seinen Kopf neben mir auf die Kissen und zog mich näher zu sich heran. Kraftlos hielt er mich. »Ich bin müde«, wisperte er und schloss die Augen.
Das schlechte Gewissen nagte an mir. Ich hatte viel zu viel geraubt und er hatte sich nicht einmal gewehrt. Ich war nicht viel besser als die anderen Zeitwandler. Ich hatte eiskalt geraubt und hätte ihm vielleicht ernsthaften Schaden zufügen können. Ich kaute unglücklich auf meiner Unterlippe herum und horchte auf seinen regelmäßigen Atem. War es nicht so, dass ich mich meinem Schicksal ergeben musste? Würde ich ein Monster werden? Ich betrachtete Ben, wie er so dalag. War es möglich, dass er mich belog?
Dieser Mann würde also mein Ehemann werden. Absurd! , schrie es in mir.
Viel zu aufgekratzt, um zu schlafen, starrte ich Löcher in die Luft. Ben hielt mich in seinem erschöpften Griff und ich wagte es vor lauter Schuldgefühlen nicht, mich ihm zu entziehen. Endlich, nach einigen Stunden, wie mir schien, rührte er sich. Ich rückte ein wenig ab, er schlug schnell die Augen auf und setzte sich auf.
»Guten Morgen«, ich lächelte verhalten. »Oder sollte ich besser sagen: Guten Abend?«
Glücklich schaute er mir entgegen, bis sich seine Miene rasch verdunkelte und er und hektisch auf seine Uhr sah.
»Verdammt, wir hätten vor einer Stunde unten im Ratssaal sein sollen.« Schnell sprang er vom Bett und reichte mir seine Hand. Ich nahm sie ohne Widerstand und ließ mich vom Bett ziehen. »Geht es dir gut?«, fragte ich irritiert. Er sah sich fiebrig zu mir um und schenkte mir ein strahlendes Lächeln. »Mir geht es gut. Immerhin hast du mich nicht umgebracht. Das ist doch schon mal ein gutes Zeichen«, feixte er und zwinkerte mir amüsiert zu. »Aber jetzt müssen wir erst mal sehen, dass wir zu unserem Termin kommen. Die sind hier mit so was sehr eigen beim Rat.« Ben sah mich kurz ernst, aber ermunternd an und zog mich schneller voran. Wir erreichten die Treppe und sprangen eilig die Stufen hinab. Er zog mich durch den Marmorflur nach links zu einer großen Flügeltür, drückte sie auf und trat mit mir an der Hand in einen riesigen, mit Eichenparkett ausgelegten Saal. In der Mitte stand ein wuchtiger, großer runder Tisch mit Platz für mindestens zehn Personen. Über ihm hing ein prächtiger Kerzenlüster und die Decken waren mit prachtvollem Stuck verziert. Ich sah mich staunend um und stolperte ungeschickt hinter Ben her.
Am Tisch saßen mein Vater, zwei weitere Herren in Anzügen, die uns jetzt aufmerksam ansahen und – welch Freude! – Louisa, die mir überschwänglich zuwinkte.
»Es tut mir leid, Sir. Wir haben die Zeit für einen Moment aus den Augen verloren.« Ben verbeugte sich tief vor meinem Vater. Ich dachte nicht im Geringsten daran, auch nur ansatzweise so etwas zu tun. Dominik musterte mich scharf und bedeutete Ben, Platz zu nehmen.
»Es ist in Ordnung. Frisch verlobt vergisst man manches Mal die Zeit, nicht wahr?« Er sah belustigt zu den anderen Männern, die lachten und nickten. Was für ein Theater , dachte ich.
»Aber achtet darauf, dass es nicht häufiger vorkommt.« Seine Miene war mit einem Mal kalt und befehligend.
»Ben kennen Sie ja schon, meine Herren. Und das ist meine Tochter Hanna Cherryblossom.« Mit festem Griff um meine Schultern schob er mich vor sich. Ich blinzelte verwirrt und wollte mich zu meinem Vater umdrehen, um in sein Gesicht zu schauen. Doch mit einem bestimmenden Ruck drehte er mich den fremden Männern wieder zu, die mich eingehend zu studieren schienen. Sie betrachteten mich sorgfältig und mit der Faszination, mit der man einen
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