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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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herauszubringen. Diese Person hatte die Möglichkeit, ein Schiff zu ordern, das von Hamburg aus nach Amerika steuern sollte. Natürlich suchte die Polizei schon nach Hanna. Und einige Zeitwandler hatten sie bestimmt auch schon wahrgenommen und waren ihrer Spur gefolgt. Lennox wollte keine Komplikationen u nd hoffte, dass jetzt alles schnell über die Bühne gehen würde. Hanna hatte während der Autofahrt die ganze Zeit geschmollt und ihn keines Blickes gewürdigt. In diesen Momenten merkte man ihr die Unreife sehr an. Aber der Gedanke, dass sie ihn hassen musste, versetzte ihm einen Stich.
    Er kannte sie durch ihre Träume in den letzten Jahren doch schon recht gut. Trotzdem war sie in der Lage, ihn immer wieder zu überraschen. Was ihre neue Situation anging, war sie doch erstaunlich zäh, aber anstrengend und bi ssi g. Ihre Sturheit ging ihm ziemlich auf die Nerven, aber ihre hitzige mutige Art berührte ihn manchmal auch tief. Es belustigte ihn, wenn sie nicht mehr weiterwusste und nach Luft schnappte wie ein kleiner Fisch. Erstaunt spürte er die Faszination, die in ihm wuchs, und er versuchte, sie auszusperren. Sie war auf ihre Art noch so unschuldig. Und Unschuld war in seiner Welt selten und hinderlich. In den letzten Jahrzehnten hatte er nie intensive Beziehungen zu Frauen gehabt. Sie waren ihm meist schlichtweg zu anstrengend. Er hielt es mehr mit lockeren Affären als mit tiefergehenden Geschichten.
    Als sie bei ihm zu Hause ankamen, stiegen sie schweigend nebeneinander die Treppe hinauf. Während Hanna eine Stufe übersah und drohte zu stürzen, fasste er blitzschnell ihren Arm, um sie zu stützen, was sie mit einem giftigen Blick quittierte. In der Wohnung wurde die Stimmung nicht gerade besser. In dem Moment, in dem er ihr nahelegte, sich auszuruhen, da sie nachts ins Pandora mussten, wurde die Stimmung noch eisiger, wenn das überhaupt noch möglich war. Der Streitereien um Henry, die Uni und die Abreise nach Amerika müde geworden fing er an, sie in den Schlaf zu schicken. Sie stand ihm gegenüber und beschimpfte ihn, während sie immer müder und wackeliger wurde. Er sah sie nur an, sie wehrte sich gegen die Müdigkeit. Er schmunzelte in sich hinein, als der letzte Satz, den sie herausbrachte, ein „Lass das sein“ war.
    »Träum süß!«, flüsterte er mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Sie war sich völlig bewusst darüber, dass er ihr die Müdigkeit brachte. Ihre Beine knickten ein und er fing sie blitzschnell auf. Sie war so leicht und wirkte so zerbrechlich. Ihm war absolut nicht klar, wie eine so zarte Person so fluchen und wüten konnte. Wenn sie wütend war, bekam sie eine kleine Zornesfalte auf der Stirn, die ihn an ein Mädchen erinnerte, das er als Jüngling geglaubt hatte zu lieben. Diese Zeit schien Jahrhunderte entfernt zu sein, als wäre sie nie wirklich Teil seines Lebens gewesen. Und wenn sie lächelte, schien die Welt um sie herum sich langsamer zu drehen. Ihr Wirkungskreis wurde in andere, leuchtendere Farben getaucht. Und es schien ihr nicht im Geringsten bewusst zu sein, welche Wirkung sie auf andere haben konnte.
    Vorsichtig schlug er die Decke des Himmelbettes zur Seite und legte sie sanft ab. Sie sah recht friedlich aus mit ihrem blonden langen Haar, den weich geschwungenen Lippen, den langen Wimpern und der zarten frechen Nase. Sie beobachtend deckte er sie zu. Ihr Atem ging gleichmäßig und ruhig. Von Zorn war in ihrem Gesicht nichts mehr zu sehen. Er machte sich daran, Vorbereitungen zu treffen. Sorgfältig legte er Kleidung heraus und packte zwei Rucksäcke. Außerdem legte er zwei Butterfly-Messer und einen kleinen Dolch zurecht, falls es irgendwo unangenehm werden sollte.
     
    Er war noch im Bad, als er Hanna etwas murmeln hörte. War sie schon wieder wach? Das dürfte eigentlich nicht sein. Er ging ins Zimmer und sah aufs Bett. Sie hatte sich anders hingelegt, sah aber sonst so aus, als würde sie schlafen.
    »Lennox«, hörte er sie nuscheln . Sie träumte von ihm. Er runzelte ungläubig die Stirn und versuchte, es zu ignorieren. Es war ja schließlich nicht ungewöhnlich, dass man von jemandem träumte, den man seit einiger Zeit um sich hatte. Natürlich hatte sie schon oft von ihm geträumt. Aber da war er schließlich wortwörtlich in ihre Träume eingedrungen, als Beobachter , oder er hatte selber Träume für sie gewebt. Was er selten getan hatte, zu groß schien ihm die Einmischung. Manchmal, in schlimmen Zeiten, hatte er friedliche Träume gewebt, die sie

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