Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)
hielt ich den Atem an. Ein Kribbeln lief durch meinen Körper, lenkte mich von meinen Gedanken ab und ich gab mir alle Mühe, nicht zu entrückt dreinzublicken. Ich drehte mich wieder zu Maike und versuchte, möglichst unverkrampft zu gucken. Maike blickte mit halbgeöffnetem Mund zu uns herunter. Völlig selbstvergessen schwang sie die Tür immer leicht hin und her und ihre Fußspitze versuchte, ein Loch in den Boden zu bohren.
»Das ist Lennox, er hat mich gefahren«, versuchte ich die Situation zu erklären und sah zerknirscht zu Boden. Lennox gab mir einen Klaps auf meinen Hintern, was mich empört aufschnaufen ließ. »Sehr erfreut«, schnurrte er . »Du musst Maike sein. Hanna hat viel von dir erzählt.« Seine Stimme war samtig und dunkel, er trat auf Maike zu und gab ihr höflich die Hand. Mich hatte er mit seinem Arm gut im Griff. Er drückte mich sanft an sich. Die Situation hatte etwas Bizarres .
»Hat sie das?« Maike war ziemlich sprachlos, was ich bei ihr selten erlebt hatte, aber gut nachvollziehen konnte. Sie grinste ihm verlegen entgegen und bedachte mich mit anerkennendem Zwinkern. Lennox beugte sich zu mir herunter und hauchte mir einen Kuss auf den Haaransatz, was meinen Herzschlag rasant beschleunigte. Ich sah langsam zu ihm auf. »Wir müssen jetzt leider gehen, Hanna«, schnurrte er weiter.
Mein Blick ruhte auf seinem und die Welt um mich begann sich aufzulösen. In seinen Augen lag ein so unglaubliches Strahlen von einzigartiger Kraft, und der Klang seiner Stimme war ein überwältigender Lockruf. Ich vergaß erneut zu atmen und verlor mich in seinen Augen. Durch die gefährliche Dunkelheit, die in ihnen lag, schimmerte etwas anderes hindurch. Es zog mich an, nahm mich gefangen. Es schien wie eine innere Sanftheit, die im Verborgenen schlummerte, als würde sie hinter einer verschlossenen Tür nur darauf warten, herausgelassen zu werden. Ein innerer Drang, der es mir unmöglich machte, nicht weiter danach zu forschen, hielt mich, bis er seinen Griff verstärkte.
»Hat mich gefreut, Maike«, er lächelte ihr nochmal zu und drehte mich zum Gartenausgang. Benommen wand ich mich noch einmal zu Maike um, die völlig aufgeregt ein Wow! mit den Lippen formte und mir den Daumen anerkennend entgegenreckte. Ich grinste ihr schief zu, als wir um die Ecke bogen. »Ich wollte nur … was holen«, brachte ich atemlos hervor.
»Ich weiß, was du wolltest, Hanna.« Seine Stimme klang immer noch samtig, aber es schwang auch etwas Gefährliches in ihr mit. Also hielt ich es für das Beste, den Mund zu halten. Er öffnete die Tür vom Volvo, seine Hand glitt behutsam, fast zärtlich über meinen Rücken, was in mir einen wohligen Schauer auslöste, bevor er mir einen wütenden kleinen Ruck gab. Diese schnellen Änderungen seines Verhaltens verpassten mir ein emotionales Schleudertrauma. Irritiert stieg ich ein und er beugte sich über mich, griff nach dem Anschnallgurt und machte sich daran, mich festzuschnallen.
»Ich kann das selber«, brachte ich stockend hervor und suchte fahrig nach dem Gurt.
»Ich weiß nicht, Cherryblossom, eben hast du nicht mal den richtigen Weg zum Auto zurückgefunden.« Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, ich roch den Winterduft, der mich weich werden ließ. Seine kühlen Augen ruhten auf meinen und wanderten kurz über meinen Mund. Ich schluckte schwer. Ein Lächeln glitt über seine Züge, das so schnell wieder verschwand, wie es gekommen war. Unnahbar zog er sich zurück und schloss energisch die Beifahrertür, um sich anschließend ans Steuer zu setzen.
»Wir müssen in die Uni fahren. Maike hat gesagt, man hat Henry gestern dort gesehen!«, stammelte ich und zog aufgeregt an meinem Gurt herum.
»Das kann nicht sein, das ist unmöglich«, erwiderte er unwirsch.
»Ich wusste, dass du so reagierst, das war mir so was von klar, deshalb wollte ich alleine dort hin!« Jetzt brüllte ich fast.
»Sakrileg, womit habe ich es verdient, solch ein dummes und stures Frauenzimmer zu beaufsichtigen!« Ernsthaft getroffen sah ich ihn an. Er schlug mit der Hand auf das Lenkrad ein . Mein Kopf war wie mit Watte gefüllt und ich starrte Lennox an. Er verschwamm immer mehr vor meinen Augen, bis ich ihn beinahe nicht mehr sah. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich ihn durch Tränen sah.
» Oh nein! Tu das jetzt nicht, Hanna.« Er legte den Kopf schief, seine Lippen presste er fest zusammen. Seine Hand machte sich auf den Weg zu mir und hielt wenige Zentimeter vor
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