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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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ziemlich … unmännlich?«, fragte ich neckend.
    Belustigt straffte er sich und sah mir fest in die Augen. »Was denkst du, Cherryblossom? Die Frauen, die ich kenne, wissen das richtige Flair zu schätzen.« Amüsiert sah er mich weiter an. Es versetzte mir einen leisen Stich, so offensichtlich mit der Nase darauf gestoßen zu werden, dass ich nicht im Geringsten besonders war, weil ich in diesem Bett geschlafen hatte.
    »Du hast es also nur, um Frauen zu beeindrucken?« Ich versuchte, meiner Stimme einen abwertenden Ton zu verleihen und blitzte ihn an, was ihm ein Lachen entlockte.
    »Nein, im Ernst? Ich liebe Himmelbetten einfach. Jetzt aber zu den wichtigen Sachen. Also, plangemäß sollte es so laufen, dass wir zwischen ein Uhr und zwei Uhr unseren Kontakt treffen. Er wird uns weitere Instruktionen geben, inklusive falscher Pässe und Passagierscheine für ein Schiff. Wir werden dann wahrscheinlich morgen schon auslaufen.«
    »Also werden wir nicht mehr nach Henry suchen?«, fragte ich streitlustig. Es war mir zwar fast klar gewesen, dass Lennox sich nicht darauf einlassen würde, nach Henry zu suchen, dennoch machte es mich traurig. Er musste wissen, wie wichtig es mir war.
    »Dein Onkel ist ganz sicher nicht mehr in Deutschland. Und es ist ziemlich sicher , dass es für dich in naher Zukunft hier sehr gefährlich ist. Wegen der Sache, die dein Henry sich geleistet hat und wegen deines Ausfluges ins Sanatorium. Außerdem sitzt du, was Informationen und Möglichkeiten für eine Suche nach deinen Onkel angeht, bei deinem Vater an der Quelle. Wenn jemand was herausfinden kann, dann er.« Er wich meinem Blick aus und sah an mir vorbei.
    »Die Sache mit den Artefakten meinst du? Was hab ich denn damit zu tun?«
    Er räusperte sich. »Ich meine ja nur, man könnte versuchen, dich als Druckmittel einzusetzen. Vielleicht weiß irgendjemand was über den Aufenthaltsort deines Onkels, und um die Artefakte zu bekommen ... «, er unterbrach sich achselzuckend. Ich schluckte und stand auf, wanderte ans Fenster und starrte hinaus. So hatte ich das noch gar nicht betrachtet. Die Reise nach Amerika wurde immer verlockender. Allerdings hatte ich eigentlich noch ein paar Sachen zu erledigen. Da war die Beerdigung von Mark, und ich wollte gerne noch einmal in unser Haus, um ein paar persönliche Dinge mitzunehmen.
    »Was ist mit Marks Beerdigung? Die ist morgen Mittag.«
    »Ich sehe, was sich machen lässt.« Lennox stand auf und stellte sich hinter mich. Ich spürte etwas Kühles an meinem Hals, meinen Anhänger. Er legte ihn mir um.
    »Weißt du eigentlich, was er bedeutet?«, fragte er leise in mein Ohr.
    »Es ist ein Kompass, er ist winzig und er ist kaputt. Er funktioniert nicht richtig.«
    Ich drehte mich nicht um. Er stand sehr nah, ich konnte seinen Atem in meinem Nacken spüren.
    »Er ist nicht kaputt. Wenn die Zeit gestoppt wird, dreht die Nadel sich im Kreis. So lange, bis sie wieder normal weiterläuft. Es ist ein Institio. Das bedeutet so viel wie Stillstand .«
    »Ich habe ihn von Henry bekommen, als ich sechs war. Er sagte immer, ich soll ihn stets tragen, er soll mich beschützen.« Meine Gedanken kreisten und ich hatte das Gefühl, mir würde etwas Wichtiges entgehen, bis Lennox es aussprach: »Henry wusste, was du bist.«

Fluchten
     
    Er ließ mich am Fenster stehen. Langsam erhellten die Straßenlaternen mit ihrem Licht die Umgebung, während das Grau der Dämmerung der Dunkelheit des stillen Abends wich, als es geschah. Zuerst registrierte ich sie gar nicht, doch dann beobachtete ich, wie sie mit zwei Männern, nicht weit weg von Lennox’ Wohnhaus, die Gegend beobachtete und mit Passanten sprach.
    »Lennox«, rief ich beunruhigt und versteifte mich. »Da draußen ist Frau Hagedorn.« Eine böse Vorahnung kroch in mir hoch.
    »Wer ist Frau Hagedorn?«, fragte Lennox alarmiert und runzelte die Stirn. Sein Blick glitt an mir vorbei zum Fenster. »Die Kriminalpsychologin, sie steht draußen mit zwei bullig aussehenden Typen rum und …« Ich stockte, meine Augen weiteten sich. »Sie kommen auf das Haus zu.«
    Lennox stieß einen Fluch aus. Im selben Moment stürzte er vorwärts, warf mir meine Jacke zu, schnappte sich einen Rucksack. Dann kniete er sich kurz vor mir hin, um das Messer in das Heftchen an meinem Oberschenkel zu schieben. Anschließend sprang er sofort wieder auf und zog mich eilig hinter sich her.
    Mein Sichtfeld franste aus, meine Beine stolperten schwerfällig vorwärts und ein Flimmern umgab

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