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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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Augen, so ernst, als hoffte er, ich würde jetzt von selber wissen, worauf er hinauswollte.
    »Der Rat denkt, er hat es wegen dir in seine Hände gebracht.« Olivia sah mich an, als müsste ich jeden Moment vor Panik schreiend aufspringen, aber in mir pulsierte mein Herzschlag ruhig und gefasst.
    »Aber warum wegen mir?« Jetzt sahen mich beide an, als wäre ich eine begriffsstutzige Fünfjährige.
    Lennox sprach so langsam und eindringlich, als hätte er es mit einer geistig Zurückgebliebenen zu tun. »Sie denken, er beabsichtigt, dir deine dämonische Kraft zu entziehen.«
    Ein euphorisches Gefühl wärmte mich von innen. »Aber das ist doch gar nicht schlecht, oder?« Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus.
    »Ich könnte wieder ein ganz normales Leben führen, wieder zur Schule gehen und …« Ich unterbrach mich, als ich Lennox’ unglückliche dunkle Augen sah, die auf mir ruhten. Mein Lächeln entglitt mir. »Oder nicht …?«, hörte ich mich vorsichtig fragen.
    »Hanna, so einen Prozess überlebt kaum einer«, er machte eine lange Pause. »Das war es, was ich gerade versucht habe zu erklären. Sollte jemand versuchen, deinen Dämon zu töten, spielt er mit deinem Leben. Henry weiß viel über unsere Welt. Er forscht sogar seit Jahren in eigener Regie und gab sich schon lange nicht mehr mit dem zufrieden, was wir ihm zu offenbaren bereit waren. Ich denke, er weiß um die Risiken.«
    Es dauerte eine Weile, bis diese Worte zu mir durchdrangen und mit voller Wucht in mein Bewusstsein einschlugen. »Nein, Henry würde mir nie etwas antun.« Ich schüttelte bekräftigend meinen Kopf und versuchte, die Tränen wegzublinzeln, die lästig meine Augen füllten. Allein der Gedanke, Henry könnte sich gegen mich stellen, nahm mir die Luft zum Atmen.
    »Und wenn Henry der Meinung ist, der Tod sei besser als ein Leben als Halbdämon?« Lennox sprach diese ungeheuerliche Vermutung viel zu gleichgültig aus.
    »Wie könnt ihr nur so was denken und aussprechen!? Ihr kennt Henry gar nicht, ihr wisst nicht das Geringste über ihn!« Jetzt fauchte ich beinahe, meine Unterlippe zitterte verdächtig.
    Lennox und Olivia tauschten einen vielsagenden Blick. Ich stand auf und ging zum Fenster , sah den vorbeifahrenden Autos nach, heftete meinen Blick an alles Mögliche und versuchte, mich zu fangen. Eine schmerzhafte Unsicherheit blieb in mir zurück wie eine eiternde Wunde und ich krallte meine Hände in das Fensterbrett. Würde Henry meinen Tod riskieren? Immerhin hatte meine eigene Mutter, seine Schwester, versucht, mich umzubringen. Ihre eigen e Tochter!
    Stuhlbeine scharrten über den Fußboden, als jemand aufstand und schnellen Schrittes die Küche verließ. Ich wusste, dass es Lennox gewesen war. Hände legten sich auf meine Schultern, ich versuchte, sie abzuschütteln und drehte mich um.
    »Lennox, packt eure Sachen! Er hat mit dem Mann gesprochen, auf den ihr gestern gewartet hattet. Ihr sollt heute Abend an der Elbe sein, bei Jork. In der Nähe gibt es einen stillgelegten Containerhafen, von dort aus beginnt eure Reise. Und vorher fahrt ihr noch zur Beerdigung deines Freundes.« Sie sah mich ohne jede Gefühlsregung an und gab mir dabei ein Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte.
    »Wie kannst du über die Beerdigung meines Freundes reden und nicht ein bisschen Mitgefühl zeigen?«, fragte ich fassungslos und verletzt.
    Sie sah mich ruhig an und ihre Mundwinkel zuckten. »Unsereins hat einen völlig anderen Blickwinkel auf das Leben. Wir altern nicht, leben vielleicht ewig, unsere sozialen Kontakte haben andere Schwerpunkte als ein menschliches Leben.« Sie belächelte mich immer noch genauso teilnahmslos. »Denk mal drüber nach.« Sie drehte sich fort und ging, um ihre Küche in Ordnung zu bringen.
    »Ich will niemals so werden wie sie«, hauchte ich an die Fensterscheibe. Kälte breitete sich in meinen Gliedern aus, ich fror und unterdrückte ein Zittern . Lennox stand schon mit einem Rucksack in der Tür, bereit zu gehen. In mir nagte Heimweh nach meinem alten Leben.
    Beherrscht wich er meinen Blicken aus, als wüsste er, dass eine neue Diskussion über unsere Abreise entbrannte, wenn auch nur ein Wort fallen würde. Ich wollte nicht aus Hamburg fort, wusste aber, dass es keine andere Option gab. Was nicht hieß, dass ich es akzeptierte.
    »Wann sehen wir uns wieder, Lennox?«, fragte Olivia beiläufig. Lennox hob gleichgültig die Schultern. »Ich werde Hanna nach Amerika bringen und danach sicher erstmal

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