Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)
daran, dass wir untereinander kaum Nachwuchs bekommen. Wir können , aber da es sehr selten zu Beziehungen kommt, gibt es auch wenig Nachwuchs. Bei so viel Nähe, wie zum Beispiel beim Sex, kommen die Dämonen sich leicht mal in die Quere und es entsteht ein hässlicher Machtkampf um die Energie des jeweils anderen.« Ihre Augen funkelten aufgeregt beim Erzählen und ein vieldeutiges Lächeln umspielte ihre engelsgleichen Züge.
»Du meinst, die Zeitwandler fallen sich gegenseitig an?« Ich war erstaunt. Wie mochte das wohl aussehen? Ob es zu einem richtigen Kampf kam, wenn die Dämonen sich bekriegten? »Und deshalb seid ihr kein Paar mehr, du und Lennox?« Olivias Blick hing in der Ferne. »Nicht nur deswegen, wir sind eigentlich mehr Freunde , soweit das bei unserer Gattung möglich ist.« Sie runzelte die Stirn, als würde sie über eine schwierige Frage nachgrübeln.
Mir fiel die merkwürdig gespaltene Zunge ein, die mir bei den Baobhan-Sith, die ich bislang gesehen hatte, aufgefallen war. Bei Olivia kam sie mir ganz normal vor. Als ich versuchte, genauer hinzuschauen, runzelte Olivia die Stirn und sah mich fragend an. »Was starrst du mich so an?« Sie legte ihren hübschen Kopf schief, sodass die schwarzen Haare ihres Pagenschnittes ihre Schulter berührten.
»Ich hab nur … überlegt. Dieses Zungending …« Ich stammelte, kam mir dabei einfältig vor und zeigte auf meine Zungenspitze.
»Du willst wissen, warum wir manchmal eine gespaltene Zunge haben? Hab ich recht?«
Ich nickte stumm und verschränkte die Arme vor der Brust. Gespannt wartete ich auf eine Erklärung, als Olivia rasant ihre Zunge hervorschnellen ließ und ich zusammenfuhr. Sie war mit einem Mal so dünn und flink wie die einer Schlange. Und gespalten. Erschrocken rückte ich zu hastig ab und kippte dabei gefährlich mit dem Stuhl nach hinten, was Olivia ein raues Lachen entlockte. Es war irgendwie widerlich und faszinierend zugleich.
»Es ist Teil unserer Magie und unserer Natur, wir können es zwar kontrollieren, aber meistens passiert es von selbst, wenn wir rauben oder daran denken, es zu tun.«
Ich versteifte mich auf meinem Stuhl. Ihre Stimme war zu einem unheimlichen Singsang geworden. Olivia lächelte versonnen und wechselte abrupt das Thema: »Und du bist also die einzige überlebende Tochter von Dominik Dawn. Da muss ich mich wohl ziemlich geehrt fühlen, dir hier Unterschlupf zu gewähren.« Olivia sah mich herausfordernd mit einem kühlen hochnäsigen Lächeln an.
»Ich kenne meinen Vater nicht und will ihn auch gar nicht kennenlernen, dummerweise besteht Lennox darauf.«
Erstaunen wich Empörung in Olivias Haltung. »Du weißt schon, wer dein Vater ist, oder?«
»Eigentlich ist mir das ziemlich egal, er hat sich nie um mich gekümmert«, platzte es provokativ aus mir heraus.
»Er hat einen seiner fähigsten Männer die ganze Zeit über dich wachen lassen. Und ich nehme an, wenn er dir mehr Aufmerksamkeit gewidmet hätte, dann wäre es längst kein Geheimnis mehr, dass eine seiner Töchter überlebt hat. Das hätte für alle Beteiligten sehr unschön werden können. Kinder sind leicht zu töten. Und es gibt viele böse Monster da draußen.« Olivias Lächeln geriet schief und sie sah aus dem Fenster.
»Und wir sind die guten Monster, oder was willst du mir jetzt damit sagen?« Meine aufkommende Gereiztheit übertrug sich auf Olivia.
»Bevor du urteilst, solltest du mehr wissen, kleiner Halbdämon«, sagte diese schnippisch und stand auf.
»Mir erzählt ja keiner was«, schoss ich hastig zurück. Mir war klar, dass sie vermutlich recht hatte mit dem, was sie sagte. So hatte ich das alles noch nicht betrachtet, aber dennoch ärgerte mich die Art, wie sie mit mir umging.
Olivia hatte sich wieder gefangen und rückte ihr strahlendes Lächeln zurecht, als sie sich mir erneut zuwandte. »Du armes Ding, ich bin doch dabei, oder etwa nicht?« Sie ließ mich ihren eisigen Blick erneut beinahe körperlich spüren, bevor sie fortfuhr. »Also, Hanna. Dein Vater ist einer der ältesten und mächtigsten Dämonen des Rates, unserer Gesetzgeber, wenn du so willst. Er ist weit mehr als fünfzehnhundert Jahre alt.« Sie nickte mir bedeutungsschwer zu.
»Was heißt das, Gesetzgeber ? Was für Gesetze haben Zeitwandler?« Ich sah neugierig in Olivias fein geschnittenes Gesicht, das von ihren ausdrucksstarken Mandelaugen beherrscht wurde.
»Nur ein paar offensichtliche: Unauffälligkeit zu unserem eigenen Schutz. Also die Straßen
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