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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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hattest so viele Geheimnisse. Bei mir brauchst du nicht auf Vergebung hoffen. Wie bei fast allen anderen hier auch nicht.« Bevor sie sich zum Gehen wandte, warf sie mir einen letzten, hasserfüllten Blick zu und sagte dabei: »Ich hoffe, du wirst dafür bezahlen!«
    Das tue ich schon, dachte ich und spürte, wie ich mich leicht krümmte unter ihren Worten. Lennox’ Arm legte sich um meine Schultern und er führte mich in Richtung Ausgang.
    »Kannst du mir erklären, warum du im Augenblick jede Katastrophe anziehst oder deine Ausflüge in letzter Zeit mit dem Beinahetod enden?«, raunte er mir sanft zu.
    Ich wusste für einen Moment nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Wir setzten uns vor dem Friedhof auf eine Bank, ich war ruhiger und konnte wieder freier atmen. Lennox musterte mich besorgt. »Hanna, wir sollten gehen, du musst dir so etwas nicht antun. Wem bringt das hier was?«
    »Nein, ich muss Maike noch einmal sehen.« Ich blickte stur geradeaus.
    Lennox seufzte leise neben mir auf. »Ich weiß nicht, was da gerade …«, unsicher unterbrach ich mich, um die Eindrücke erneut zu sortieren. »Was da gerade passiert ist, ich fühlte mich so seltsam und …« Ich suchte nach den passenden Worten.
    »Du hast die Zeit beeinflusst und diese Frau bestohlen. Ich habe eingegriffen, damit du nicht zu viel Aufmerksamkeit erregst.« Er sah mich aufmerksam an, seine dunklen Augen tauchten tief in meine ein.
    »Oh, aber wie habe ich … ich meine, ich wollte gar nicht.« Betreten sah ich zu Boden.
    »Du hast es nicht unter Kontrolle. Als Halbblut ist es schwerer, in diese Gabe hineinzuwachsen. Die Verbindung zu dem Dämon ist zuerst ein wenig schwächer als bei reinen Zeitwandlern. Aber das wird besser. Ich nehme an, durch die emotionale Belastung und den Schrecken ist es einfach geschehen. Du musst nach und nach lernen, es zu dosieren, damit du nicht auffällst. Mach dir keine Vorwürfe. Der Frau geht es den Umständen entsprechend gut.«
    Mein Blick hing in den Wolken, die sich verdichteten und ich stieß zischend meinen Atem durch die Zähne aus. »Du meinst die Umstände, dass ich ihren Sohn getötet und sie auch noch angefallen habe?«
    »Hanna, hör auf damit! Dich trifft keine Schuld – du bist, was du bist. Wir sind, was wir sind!« Seine Stimme klang leicht gereizt.
    »Sie haben dich nicht gesehen, oder?«, fragte ich ihn jetzt, als mir klar wurde, dass man ihn nicht beachtet hatte.
    »Nein, ich habe sie glauben lassen, ich sei nicht da.« Er lächelte mich warm an und ich fühlte, wie sich mein Körper entspannte. »Kannst du das auch bei mir?«
    »Du meinst, dich glauben lassen, ich sei nicht hier, obwohl ich direkt neben dir stehe?« Seine Augen blitzten amüsiert.
    »Ja, genau das meine ich.«
    Für eine Sekunde spielte ein verträumtes Lächeln um seinen Mundwinkel, bevor er sich wieder fasste. »Nein, das klappt nicht mehr«, sagte er bedauernd und sah mich mit einem Hundeblick an.
    Ich musste schmunzeln und verpasste ihm einen Knuff in den Arm. »Du Schuft, wann hast du es denn das letzte Mal gemacht? Mich heimlich beobachtet.«
    Seine Augen leuchteten vor Belustigung. » Der Gentleman genießt und schweigt. « Er zog die Augenbrauen hoch und seine Mundwinkel zuckten erneut verräterisch. Ich versank in seinen Augen und musste mich daran erinnern zu atmen, als sich sein Gesicht kurz verzog und seine kühle Maske zurückkehrte.
    »Nein, im Ernst, Hanna. Ich habe, so gut es ging, deine Privatsphäre gewahrt. Ich habe dich meistens in deinen Träumen beobachtet. Du hast es manchmal bemerkt, was auch schon ungewöhnlich war. Das hätte eigentlich nicht sein sollen.« Er lehnte sich dichter zu mir. »Du bist ganz schön ungewöhnlich, Hanna Cherryblossom.« Wir versanken ineinander, bevor er abrupt aufstand und den Zauber brach.
    »Seit deine Entwicklung eingesetzt hat, bist du sehend.«
    Ich lächelte kurz und fragte mich gleichzeitig, ob ich mich darüber freute, dass ich sehend war. Dass ich ungewöhnlich war. Ich wusste es nicht.

Schwarzes Wasser
     
    Maike kam um die Ecke geschossen. Sie sah uns und winkte, ihre Locken wippten wild um ihr hübsches Gesicht, als sie auf uns zustürmte. Ich erhob mich von der Bank und ging auf sie zu.
    »Hanna, du bist gar nicht entlassen worden, stimmt’s?« Sie stoppte kurz vor mir, blickte mir vorwurfsvoll entgegen und beobachtete mich genau, als könnte sie in meinem Gesicht die Wahrheit finden.
    Ich konnte gerade keine Reue oder andere intensive Gefühle empfinden.

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