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Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Titel: Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bergmann
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krachte auf den Boden. Antonio stand wie angewurzelt, den Mund halb offen. Erst das Klopfen aus der Wohnung unter ihm löste seine Erstarrung.
    „Ja, ja!“ rief er automatisch. „Tut mir Leid , Signora Fabiucci. Mir ist was umgefallen!“
    Die alte Dame schien beruhigt oder sie hatte nur keine Kraft mehr, um den Besenstiel weiter gegen die Decke zu stoßen. So behutsam wie er nie zuvor im Leben etwas getan hatte, trug Antonio das Katapult zum Tisch zurück.
    „Es funktioniert“, flüsterte er in einem fort. „Es funktioniert wirklich.“
    Bei all der Zuversicht, die er sich über die Jahre hinweg selbst eingeredet hatte, war er in seinem tiefsten Inneren doch stets von der Erfolglosigkeit all seiner Bemühungen überzeugt gewesen. Bereits die Entdeckung von Marias Kammer hatte ihm daher einen Schock versetzt. Der Inhalt der verborgenen Truhe einen zweiten. Und nun das. Fantastische Möglichkeiten nahmen Gestalt an. Die vielen Träume, die sich im Lauf der Zeit in ihm angesammelt und aufgestaut hatten, rückten mit einem Mal in greifbare Nähe. Hirngespinste, für die er sich insgeheim geschämt hatte, wurden zu realisierbaren Plänen. Erst als die Tränen auf seine Hand tropften, merkte er, dass er weinte. Und dann, wie laut sein Magen knurrte. Er ging in die Küche und packte auf den Esstisch, was ihm in die Hände kam. Doch er setzte sich so, dass er durch die offene Tür das Katapult im Auge behielt. Immer noch fürchtete er, dass es sich in Luft auflösen und er selbst plötzlich aufwachen würde, niedergeschlagener denn je.
    Der Name störte ihn, er musste einen neuen finden. Das Katapult des Teufels passte ins Mittelalter, zu Aberglauben, Inquisition und Hexenwahn. Antonio hatte genügend Naturwissenschaft und Science Fiction mitbekommen, um sich zusammen zu reimen, dass sein Gerät den Objekten, die es erfasste, auf wundersame Weise ihr Gewicht nahm, ihre Masse. So, als ob es die Schwerkraft aufhöbe, die uns auf der Erde festhält, die Gravitation. Eine Anti-Gravitationsmaschine . Aber das klang zu sperrig. Plötzlich wusste er, wie es heißen musste: A-Grav! Er hatte einen A-Grav gefunden.
    Er holte den Fußball mit dem Autogramm Paolo Rossis, den sein Vater ihm zum sechsten Geburtstag geschenkt hatte, von seinem Ehrenplatz hinter einem Stapel Unterhosen und Socken hervor. Das richtige Objekt zum Üben. Er nahm den A-Grav und richtete ihn auf den Ball. Während er mit intuitivem Verständnis die Funktionen des Geräts erlernte, formten sich in ihm bereits die Pläne, die er in den nächsten Stunden und Tagen verwirklichen wollte. Ohne es zu wissen, erlebte Antonio in diesen Minuten die Höhepunkte seines Lebens.

28___
    Mozarts Kleine Nachtmusik, zurechtgestutzt auf einen Handy-Klingelton, erreichte Chiaras Bewusstsein erst nach der fünften Wiederholung. Das passte gut zur frühen Stunde. Der Wecker zeigte fünf Uhr morgens. Antonios Stimme drang unanständig munter und gut gelaunt an ihr Ohr.
    „Bist du schon auf?“ fragte er.
    Im Normalfall hätte sie die Verbindung kommentarlos unterbrochen und das Handy abgeschaltet. Aber da kehrte die Erinnerung an den gestrigen Tag zurück und machte sie schlagartig wach.
    „Du hast Neuigkeiten, stimmt’s?“
    „Und ob! Komm’ zu mir, so schnell du kannst. Und bring’ deinen Camcorder mit.“
    „He!“ protestierte sie. „Es ist Montag. Es gibt Leute, die mich dafür bezahlen, dass ich zur Arbeit komme.“
    „Aber erst um halb neun“, entgegnete er. „Wir haben reichlich Zeit. Weißt du was? Ich stehe in 20 Minuten vor deiner Tür. Vergiss’ den Camcorder nicht. Ciao.“
    Er legte auf. Sie war zu neugierig, um sich zu ärgern. Mit kaum zehn Minuten Verspätung stand sie auf der noch fast ausgestorbenen Straße. Der graue Alfa rollte gerade an den Randstein.
    „Du hast einen sehr guten Grund, hoffe ich?“ sagte sie beim Einsteigen. Es war mehr Drohung als Frage.
    „Ja.“
    Obwohl er sich bemühte, gelang es ihm nur schwer, seine überschäumende Stimmung im Zaum zu halten. Sie betrachtete seine geröteten Augen.
    „Hast du überhaupt geschlafen?“
    „Nein.“
    Sie begriff, dass seine knappen Antworten nur seinen inneren Überschwang zügelten und ließ ihn in Ruhe. Auf seinem Schoß lag eine alte Einkaufstasche. Es fiel ihr nicht schwer zu erraten, was drinnen steckte. Chiara dachte unwillkürlich an Emilio Vanetti auf seinem Weg nach Wien. Auch er hatte sich nicht von dem Katapult getrennt. Bis auf ein einziges Mal. Sie fragte sich, ob

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