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Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Titel: Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bergmann
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Stufen hoch.
    „Nicht in die Cafeteria?“ fragte er, als sie eine andere Richtung wählte.
    „Ich habe mir frei genommen. Gehen wir eine Kleinigkeit essen.“
    Dunkle Wolken zogen über den Himmel, ein kühler, unfreundlicher Wind blies ihnen ins Gesicht. Sie spazierten den Borgo Allegri entlang bis zur Piazza S. Ambrogio. Dort betraten sie eine Trattoria, wo man ihnen Polpette Fiorentine empfahl. Auf dem Weg hatten sie kaum gesprochen. Chiara erinnerte sich nicht, jemals einen so schweigsamen Antonio erlebt zu haben.
    Als die Getränke vor ihnen standen, schob sie das Kuvert über den Tisch. Er bedankte sich, holte die kleinen Scheiben heraus und steckte sie in seine Tasche.
    „Hast du Sorgen?“ fragte sie.
    „Nein. Nur zu viele Gedanken.“ Er verzog den Mundwinkel. „Ja, du hast Recht. Ich bin nicht daran gewöhnt.“
    Sie fühlte sich durchschaut und fragte rasch: „Was ist, wenn keiner interessiert ist? Ich meine, wenn du mir solche Aufnahmen zeigst, glaube ich mit Sicherheit, du erlaubst dir einen Scherz.“
    Durstig trank er seinen Weißwein aus und bestellte ein zweites Glas.
    „Du bist so rational“, sagte er. „Du hast nie an etwas geglaubt. Schon gar nicht an Marias Kammer.“
    Damit hatte er einen wunden Punkt getroffen. „Außerdem kann ich es ja beweisen.“
    „Du willst den A-Grav mitnehmen?“ fragte sie entsetzt.
    Er stieß sie an, da der Wirt gerade ihre Teller mit den knusprigen Polpette und der Tomatensauce brachte.
    „Tonio“, setzte sie eindringlich fort, als der Patron wieder gegangen war. „Ich habe heute eine ungeheuer große Zahl genannt. Aber ob du 100 Millionen haben willst oder 5 Millionen – beides ist eine Menge Geld. Auch wenn du ehrliche Partner findest, wird es gefährlich genug. Es reicht, wenn jemand erfährt, dass du etwas besitzt, das so viel wert ist. Du musst vorsichtig sein!“
    Er kaute bedächtig ein Fleischbällchen, schluckte und versicherte: „Das bin ich!“
    „Nein!“, zischte sie erbost. „Genau das bist du nicht! Jemand, der um Mitternacht in einer Bar einen unglaublich günstigen Ferrari kauft, ohne ihn jemals gesehen zu haben, der ist nicht vorsichtig!“
    „Warum reitest du dauernd auf dieser Geschichte herum?“ fragte er gekränkt. „Ich habe mich geändert.“
    Sein Blick wurde träumerisch. „Und es war ein tolles Angebot ...“
    „Es war Betrug, du ... Ach! Dir ist nicht zu helfen.“
    Wütend machte sie sich über ihre Mahlzeit her. Wütend auf ihn und wütend auf sich selbst, denn sie hatte nicht das Gefühl, bis jetzt besonders klug vorgegangen zu sein. Tonios Gerede von seiner einzigen Chance hatte ihren Verstand benebelt. Jetzt würde er mit seiner, mit ihrer Jahrhundertentdeckung los ziehen und weiß Gott was anstellen.
    Sie fühlte ein Stück kühles Metall, das sich unter ihre linke Hand schob. Erstaunt sah sie auf. Es war ein langer, schmaler Schlüssel.
    „Ein Schließfach in der Stazione Centrale“, erklärte Antonio, sehr mit sich zufrieden. „Nimm ihn. Ganz so unvorsichtig bin ich doch nicht.“
„Du hast dir ja wirklich Gedanken gemacht“, sagte sie so aufrichtig erstaunt, dass seine Zufriedenheit deutlich gedämpft wurde.
    Die Frau des Patrons trat an ihren Tisch und zeigte ihnen eine Platte mit frischem Apfelkuchen. Sie bestellten davon. Die Trattoria füllte sich mit Stammkunden, es wurde lauter.
    „Ich nehme ihn“, sagte Chiara und steckte den Schlüssel ein. „Aber wie willst du jetzt beweisen, dass das Video echt ist?“
    „Sie werden mir schon glauben“, meinte Antonio. „Ich will nur vorfühlen, Kontakt aufnehmen. Später wird sich etwas arrangieren lassen. Dass niemand die Katze im Sack kauft, ist mir doch klar.“
    Sie verbiss sich eine Bemerkung.
    Als sie den Kuchen gegessen hatten, bezahlte Chiara für beide. Antonio protestierte, doch der März war noch jung und sie wusste, dass Tante Rosas monatliche Zuwendung erst spät auf seinem Konto landete.
    Sie verließen die Trattoria und gingen noch ein Stück gemeinsam. An der Via Fiesolana trennten sich ihre Wege. Sie nahm seine Hand, wollte etwas sagen, tat es dann aber doch nicht. Er hatte ungefähr erraten, was sie bewegte, umarmte sie und betonte jedes Wort: „Ich werde aufpassen. Ich verspreche es dir.“
    Sie drückte seine Hand.
    „Wenn ich etwas herausbekomme, melde ich mich. Okay?“
    „Danke, große Schwester“, sagte er augenzwinkernd. Es versetzte ihr einen kleinen Stich.

32___
    Chiara blieb den ganzen Heimweg über auf unbestimmte

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