Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)
Nine-Eleven gegründet. Sie werden niemanden finden, der auch nur die Möglichkeit unserer Existenz bestätigt.“
„Also auch niemanden, der bestätigen kann, dass Sie die Wahrheit sprechen?“
Der andere zeigte sich in keiner Weise beleidigt. Er nickte sogar anerkennend.
„Ich habe offizielle Papiere. Aber die sagen über meine eigentliche Tätigkeit nichts aus.“
Bei aller Dankbarkeit blieb Vanetti hartnäckig.
„Warum erzählen Sie dann gerade uns etwas davon? Drei völlig Unbekannten?“
Donahue machte eine vage Geste, die den gesamten Raum einschloss.
„Weil ich Ihnen das hier als untergeordnetes Mitglied einer Handelsdelegation kaum erklären könnte. Und weil es um eine sehr wichtige Sache geht.“
Elenas Englisch war holprig, doch ihre Botschaft klar.
„Mir muss Mr. Donahue nichts beweisen. Er hat mich gerettet. Wo warst du, als dieses Monster meine Brüste zerschnippeln wollte? Ach ja, du bist hier gesessen und hast kein einziges Wort heraus gebracht.“
Mit hoch gerecktem Kopf wandte sie sich ab und ließ sich von Chiara verarzten, die im ebenfalls verwüsteten Badezimmer eine Wundsalbe und Pflaster gefunden hatte. Keine der Verletzungen war tief. Donahue hatte rechtzeitig eingegriffen.
„Es gibt da noch eine Leiche“, sagte Vanetti leise. „Diese Männer haben den Hausmeister erstochen. In einem Verbindungsgang zum Nebenhaus.“
Der Agent nickte nur kurz. Er hatte den Schwarzbärtigen mühelos aufs Sofa gehoben und mit einem Verband aus Vanettis Apotheke die Blutung an der Hand gestoppt. Jetzt setzte er eine kleine Spritze an und injizierte dem langsam Erwachenden eine farblose Flüssigkeit.
„Was ist das“, fragte der Astronom. „Wahrheitsserum?“
Donahue grinste.
„Sie überraschen mich, Dr. Vanetti. Wie viel wissen Sie eigentlich von der ganzen Angelegenheit?“
„Nichts weiß ich“, sagte Vanetti ein wenig schrill. „Nur, dass ich eine E-Mail von dieser Dame erhalten habe und diese ... Leute hier meine Wohnung zerstört, mich verfolgt und Herrn Vasik ermordet haben.“
Chiara hatte eine Idee und wandte sich direkt an Donahue.
„Sie haben Antonios Video, genau genommen mein Video gesehen. Sonst wären Sie nicht hier.“
„Sie haben es gedreht?“ fragte Donahue rasch und plötzlich sehr gespannt. „Ist es wirklich keine Fälschung?“
„Keine Fälschung“, bestätigte Chiara. Sie hob abwehrend die Hände. „Ich weiß selbst, dass es unglaublich ist.“
„Wo ist das Gerät jetzt?“
Bekümmert blickte sie zu dem leeren Beutel, den der Blonde früher achtlos beiseite geworfen hatte.
„Es ist ...“
Sie starrte den Beutel an. Er war nicht mehr leer. Chiara sprang hin und holte den A-Grav ans Tageslicht. Sie war sprachlos und das passte ihr in dieser Situation ganz gut. Denn zu erklären, dass diese hübsche Skulptur nicht nur Autos und Straßenwalzen zum Fliegen brachte, sondern sich auch nach Belieben in Luft auflösen und wieder auftauchen konnte, das hätte sie überfordert.
„Es ist hier.“
Der Agent und auch Vanetti betrachteten den matt schimmernden A-Grav mit großem Interesse. Donahue streckte die Hand aus, um ihn zu berühren, zuckte aber zurück, als Hunderte winziger roter und oranger Fenster aufglommen und das Gerät zum Leben erweckten. Das Stöhnen des Gangsters lenkte ihn ab.
„Faszinierend“, murmelte der Agent. „Aber jetzt muss ich dem Typen ein paar Fragen stellen. Er ist gerade im richtigen Stadium.“
Er zog den CX aus dem Anzug und setzte sich auf einen Stuhl neben das Sofa. Mit fliegenden Fingern begann er zu tippen und drückte dem Liegenden einen Lautsprecherteil ans Ohr.
„Warum fragen Sie ihn nicht einfach?“ wollte Vanetti wissen. Sein Ton klang etwas gereizt, weil sich in seine Dankbarkeit Eifersucht mischte. Der Bursche kreuzte lautlos auf, setzte völlig unaufgeregt drei irre Gangster außer Gefecht und plauderte nebenbei charmant wie zu einem Drink in der Happy hour. Kein Wunder, dass zum Beispiel Elena Vanettis innere Werte geflissentlich übersah. Sollte er zum Revolverhelden werden?
„Die Frage wird in verschiedenen Sprachen gestellt“, gab der Amerikaner freundlich Auskunft. „In Zusammenhang mit der Droge kann er nicht anders, als positiv reagieren, wenn er eine oder mehrere davon versteht.“
„Das können Sie sich sparen, er kann Deutsch.“
„Ich meine Muttersprachen.“
Und er arbeitete in aller Ruhe weiter.
Chiara hatte Elena fertig verarztet und registrierte, dass die Freundin damit begann,
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