Chicagoland Vampires 01 - Frisch gebissen
hatte, bis ich sie in den Händen hielt. Ich brauchte die Verbindung zwischen meinem alten und meinem neuen Leben. Ich wollte, dass sie verstanden, warum ich verschwunden war, warum ich nicht mehr an der Uni aufgetaucht war. Es war eine Art Abschluss. Es war keine Entschuldigung dafür, dass ich meine Freunde am Fachbereich nicht angerufen hatte, auch nicht meinen Doktorvater oder den Lehrstuhlinhaber. Nur Gott wusste, wann ich dazu die Kraft finden würde.
Aber es war immerhin etwas. Für heute war es genug.
Also schnappte ich mir meine Tasche, steckte den Schlüssel durch den Schlitz in meinem Postfach und ging nach Hause.
Ich kehrte in das Brownstone zurück, um dort, wie versprochen, ein Glas mit mittlerweile kalt gewordenem Blut versprochen, ein Glas mit mittlerweile kalt gewordenem Blut auf der Küchentheke vorzufinden. Im Haus war alles ruhig, denn Mallory schlief. Ich war allein und froh, dass sie nicht Zeugin dessen würde, was ich nun tun würde.
Ich starrte auf die geronnene orangerote Flüssigkeit in dem Glas und spürte den Hunger zurückkehren – angekündigt vom Rauschen meines Blutes. Mein Herzschlag beschleunigte sich, und ich brauchte keinen Spiegel, um zu wissen, dass meine Augen silbern waren. Aber es war immer noch Blut. Mein Verstand wehrte sich dagegen, auch wenn mein Körper danach lechzte.
Das Verlangen gewann die Oberhand.
Ich schloss mit zittrigen Fingern meine Hand um das Glas und hob es im vollen Bewusstsein an, dass dies das endgültige Ende meines Lebens als Mensch sein würde.
Dass es der Anfang meines Lebens als Vampir sein würde. Es gäbe keine Rechtfertigungen mehr, keine Unterordnung unter die Vernunft.
Ich hob das Glas an meinen Mund.
Ich trank.
Ich brauchte nur wenige Sekunden, um das Glas zu leeren, und es reichte immer noch nicht. Ich leerte noch zwei weitere Beutel, die ich einfach aus dem Kühlschrank nahm – ich machte mir nicht die Mühe, sie umzugießen oder zu erwärmen. Ich trank die Flüssigkeit – mehr, als ich jemals zuvor auf einmal meinem Körper zugeführt hatte – in wenigen Minuten und hörte erst auf, als ich spürte, dass mein eigenes Blut wieder langsamer zirkulierte. Drei Blutbeutel, und ich hatte sie verschlungen, als ob ich seit Wochen ohne Wasser und Nahrung hatte auskommen müssen.
Als mein Hunger gestillt war, fiel mein Blick auf die weggeworfenen Beutel auf dem Fußboden. Entsetzen ergriff mich ob meines Handelns, ob der Substanz, ob der Tatsache, dass ich tatsächlich Blut getrunken hatte – freiwillig getrunken. Doch ich presste eine Hand auf meinen Mund und zwang mich dazu, es nicht wieder hochzuwürgen, denn ich wusste, dass ich dann nur noch mehr trinken musste.
Ich rutschte auf den Boden, lehnte den Rücken an die Kücheninsel und presste meine Knie an die Brust. Ich zwang mich zu atmen. Ich zwang mein Gehirn dazu, mit meinem Körper gleichzuziehen – zu akzeptieren, was es brauchte.
Zu akzeptieren, was ich war. Vampirin. Initiantin Cadogans.
Dort fand mich Mallory – auf dem Küchenboden sitzend, leere Medizinbeutel um mich verstreut – wenige Minuten vor Sonnenaufgang. Sie hatte sich für die Arbeit zurechtgemacht – schwarzes Kostüm, Stöckelschuhe, protziger Schmuck, schicke Handtasche. Ihre blauen Haare umrahmten ihr Gesicht.
Ihr Lächeln verschwand. Sie kniete sich vor mich. »Merit? Ist alles in Ordnung mit dir?«
Mallory ließ ihre Handtasche fallen und hob einen leeren Plastikbeutel zwischen zwei Fingerspitzen hoch. »Ah, ich verstehe. Wie fühlst du dich?«
Ich kicherte. »Gut, denke ich.«
»Hast du gerade gekichert?«
Ich kicherte erneut. »Nö.«
Ihre Augen weiteten sich. »Bist du betrunken?«
»Von dem Blut? Nein.« Ich klatschte mit der Hand auf den Boden. »Für mich wie Muttermilch.«
Mallory hob den anderen Beutel auf, ging mit beiden zum Mülleimer und warf sie weg. »Oh-oh!«
»Und wie geht’s dir? Fühlst du dich wie eine Hexe?«
Sie ging zum Kühlschrank, holte sich eine Dose mit Limonade heraus und öffnete sie. »Ich gewöhne mich daran. Ich nehme mal an, bei dir ist es ähnlich?«
Ich runzelte nachdenklich die Stirn und zählte dann die Ich runzelte nachdenklich die Stirn und zählte dann die Ereignisse der letzten Nacht an meinen Fingern ab. »Na ja, ich hab herausgefunden, dass uns mein Großvater, was seinen Job angeht, seit vier Jahren belogen hat. Ich habe einen Hexenmeister kennengelernt, einen Formwandler unbekannter Herkunft, wurde von besagtem Formwandler angemacht, habe
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