Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
umgab, wirkte er tatsächlich so, als ob er hierher gehörte.
Als wir eine Lücke in der Menge erreichten, blieb Ethan stehen, drehte sich um und streckte mir eine Hand entgegen.
Ich starrte sie verständnislos an und sah ihm dann in die Augen. »Oh nein. Das ist nicht Teil meiner Aufgabe.«
»Du bist Balletttänzerin.«
»Ich war Balletttänzerin«, ermahnte ich ihn. Ich sah mich um und bemerkte, dass die Blicke vieler Partygäste auf uns gerichtet waren. Ich beugte mich zu ihm. »Ich werde nicht mit dir tanzen«, flüsterte ich scharf. »Tanzen gehört nicht zu meiner Stellenbeschreibung.«
»Es ist nur ein Tanz, Hüterin. Und dies ist keine Bitte; es ist ein Befehl. Wenn sie uns tanzen sehen, besteht die Möglichkeit, dass sie sich schneller an unsere Anwesenheit gewöhnen. Vielleicht wird es sie ein wenig lockerer machen.«
Die Ausrede war absoluter Quatsch, aber ich konnte das Gemurmel der Leute um uns herum hören, die sich fragten, warum ich einfach dastand und seine Hand noch nicht ergriffen hatte.
Ich hatte das seltsame Gefühl, diesen Moment schon einmal erlebt zu haben. Andererseits war ich zu Hause, was bedeutete, dass ich jeden Augenblick auf meinen Vater treffen konnte. Bei dem Gedanken krampfte sich mein Magen zusammen. Ich brauchte dringend etwas Ablenkung, und ein Tanz mit einem unverschämt gut aussehenden Meistervampir würde sicher seinen Zweck erfüllen. Auch wenn er mich oft wütend machte.
»Du schuldest mir was«, murmelte ich, ergriff aber seine Hand, gerade als das Quintett die ersten Takte von »Ich hätt’ getanzt heut’ Nacht« aus My Fair Lady anstimmte.
Ich warf den Mitgliedern des Quintetts einen Blick zu; sie grinsten, als ob sie den ersten Vampirwitz ihres Lebens gemacht hätten. Und das hatten sie vielleicht auch.
»Danke schön«, formte ich wortlos mit den Lippen, und sie nickten uns gleichzeitig zu.
»Dein Vater hat Komiker angeheuert«, lautete Ethans Kommentar, als er mich in die Mitte der leeren Tanzfläche führte. Er blieb stehen und drehte sich um, und ich legte meine freie Hand auf seine Schulter. Seine freie Hand, die die nicht meine Hand hielt, legte er mir auf Hüfthöhe auf den Rücken. Er übte ein wenig Druck aus, zog mich näher zu sich heran – bis sich unsere Körper fast berührten. Da er seine Arme um mich gelegt hatte, war es fast unmöglich, dem Duft seines Parfüms zu entgehen – sauber, frisch und ärgerlicherweise appetitlich.
Ich schluckte schwer. Vielleicht war das doch keine so gute Idee gewesen. Allerdings war es vermutlich die beste Idee, die Stimmung möglichst unbeschwert zu halten. »Er muss Leute dafür bezahlen, einen Sinn für Humor zu haben … Da er selbst keinen hat«, fügte ich hinzu, als Ethan nicht lachte.
»Ich habe den Witz verstanden, Merit«, sagte er leise und richtete seine strahlenden smaragdgrünen Augen auf mich, während wir uns hin-und herbewegten. »Und ich fand ihn nicht witzig.«
»Nun ja, dein Sinn für Humor lässt einiges zu wünschen übrig.«
Ethan drehte mich von sich weg und wieder zurück. Eingebildeter Fatzke oder nicht, eins musste ich dem Jungen lassen – er konnte tanzen.
»Mein Sinn für Humor ist bestens entwickelt«, ließ er mich wissen, als sich unsere Körper einander wieder genähert hatten. »Ich habe lediglich hohe Ansprüche.«
»Und dennoch lässt du dich dazu herab, mit mir zu tanzen.«
»Ich tanze in einem herrschaftlichen Anwesen mit der Tochter des Besitzers, die zufälligerweise eine mächtige Vampirin ist.« Ethan sah auf mich herab und hob eine Augenbraue. »Ein Mann könnte es schlechter treffen.«
»Ein Mann könnte es schlechter treffen«, stimmte ich ihm zu. »Aber wie ist es mit einem Vampir?«
»Wenn ich hier einen entdecke, werde ich ihn fragen.«
Die Antwort war Kalauer genug, um mich lauthals lachen zu lassen, und sie verschaffte mir die seltsame, in meiner Brust schmerzende Freude, ihn mich anlächeln zu sehen und zu bemerken, wie seine grünen Augen vor Freude strahlten.
Nein, sagte ich zu mir selbst, obwohl wir tanzten, obwohl er auf mich herablächelte, obwohl seine Hand auf meiner Hüfte lag und ihr warmer Druck sich so natürlich anfühlte. Ich sah zur Seite und erkannte, dass die Menschen um uns herum uns mit offensichtlicher Neugier betrachteten. Aber in ihren Gesichtern war noch etwas anderes zu erkennen – eine Art zärtliche Zuneigung, als ob sie einem Brautpaar beim ersten Walzer zusähen.
Mir wurde klar, welchen Eindruck wir machen mussten,
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