Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
nicht witzig.«
»Benimm dich deinem Alter entsprechend, dann mache ich dasselbe«, sagte sie.
»Ich benehme mich meinem Alter entsprechend.«
»Obwohl alles auf das Gegenteil hindeutet«, murmelte sie. »Könntest du mir einfach nur einen Gefallen tun?«
»Was denn?«
»Versuch es wenigstens, für mich, okay? Er ist wohl oder übel der einzige Vater, den du jemals haben wirst. Und du bist die einzige unsterbliche Merit, zumindest soweit ich weiß. Ich glaube nicht, dass der allerliebste Robert bis jetzt unsterblich geworden ist, aber dafür reichen vermutlich ein paar Dollar in den richtigen Händen.«
Ich lächelte und entspannte mich ein wenig. Charlotte und ich standen uns nicht nahe, aber mit ihrer sarkastischen Art konnte ich bestens umgehen. Und außerdem herrschte zwischen uns und unserem Bruder eine ordentliche Portion Geschwisterrivalität.
»Was die Unsterblichkeit angeht«, sagte sie. »Vielleicht ist jetzt die Gelegenheit für dich und Daddy, eure Beziehung wieder in Ordnung zu bringen.«
Die plötzliche Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme überraschte mich.
»Du wirst länger als jeder von uns hier sein«, sagte sie. »Du wirst noch leben, wenn wir schon lange nicht mehr sind. Wenn ich nicht mehr bin. Du wirst meine Kinder und Enkelkinder aufwachsen sehen. Du wirst ihnen zusehen, und du wirst auf sie achtgeben. Und das ist deine Pflicht, Merit. Ich weiß, dass du deinem Haus gegenüber Pflichten hast; ich habe in den letzten zwei Monaten genügend gelernt, um das zu verstehen. Aber du bist, was immer auch geschieht, immer noch eine Merit. Du hast die Möglichkeit – als Einzige von uns –, für ihre Sicherheit zu sorgen.«
Sie seufzte sorgenvoll, das Seufzen einer Mutter, und betrachtete ihre Tochter mit ernstem Blick, während sie wieder an ihrem Kleid zupfte. Ich war mir nicht sicher, ob sie dies aus Nervosität tat oder ob sie etwas mit ihren Händen machen musste oder ob die Berührung ihres Kindes sie einfach beruhigte.
»Auf der Welt gibt es eine Menge verrückte Leute«, fuhr sie fort. »Dass du zur Vampirin verwandelt wurdest, hat dich vermutlich nicht dagegen geimpft. Sie sagen, dass – wie war noch mal ihr Name?«
Ich musste nicht fragen, wen sie meinte. »Celina.«
»Celina. Sie sagen, dass sie eingesperrt worden ist, aber woher sollen wir das wissen?«
Sie sah mir wieder in die Augen, und ich erkannte die Sorge einer Mutter in ihrem Blick, das Misstrauen einer Mutter. Vielleicht fragte sie sich sogar, ob Celina freigelassen worden war, aber sie wusste es nicht. Offenbar hatte mein Vater sein Wort gehalten und nicht weitergegeben, was Ethan ihm mitgeteilt hatte.
Ich hätte Charlotte gegenüber alles ausplaudern können, hätte ihr von Sachen erzählen können, die ihr nur noch mehr Angst eingejagt hätten, von Dingen, die ihr die Notwendigkeit vor Augen geführt hätten, ihre Familie nicht aus den Augen zu lassen und für ihre Sicherheit zu sorgen.
Stattdessen behielt ich diese Bürde für mich. »Du brauchst dir keine Gedanken zu machen«, sagte ich einfach.
Natürlich war es ganz und gar nicht so. Celina war irgendwo da draußen. Sie wusste, wo ich mich befand, und sie würde vermutlich nicht davor zurückschrecken, auch meine Familie zu verfolgen, um mir zu beweisen, wie verärgert sie über mich war. Ich nahm an, dass ich genau das für sie war – ein Ärgernis. Ein unvollendetes Projekt.
Aber wenn ich einem Fremden zwei Eide leisten konnte – vor einem Haus voller Fremder –, dann konnte ich insgeheim auch Charlotte den Eid leisten, auf Olivia und ihre älteren Brüder und ihre Schwester zu achten, und wenn ich lange genug am Leben bleiben sollte, dann auch auf ihre Kinder. Ich konnte Charlotte versprechen, dass ich die Hüterin der Familie sein würde, die mir ihren Namen verliehen hatte, genauso wie für die Familie, der ich meinen Namen geschenkt hatte.
»Du musst dir keine Gedanken machen«, wiederholte ich und meinte es auch so. Ich meinte es aufrichtig, und ich glaubte daran, dass ich jederzeit einen Pflock auf mich nehmen würde, bevor ich Olivia etwas zustoßen ließe.
Charlotte musterte mich lange und eingehend und nickte anschließend, denn wir waren zu einem Einverständnis gelangt und hatten unseren Handel geschlossen. »Übrigens, das Kleid ist widerlich.«
Der plötzliche Themenwechsel und ihre Bemerkung verwirrten mich. Ich verlagerte Olivias Gewicht zur Seite und sah an meinem Kleid herab.
Charlotte schüttelte den Kopf. »Nicht deins. Das von Lucy
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