Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
mich dann an. »Ich nehme an, du brauchst bald eine Fütterung?«
»Ich bin ein Mädchen, kein Haustier. Aber realistisch betrachtet lautet die Antwort Ja. Ich brauche fast immer was zu essen.« Ich drückte eine Hand auf die dünne schwarze Seide auf meinem Bauch. »Hast du immer Hunger? Ich habe immer Hunger.«
»Hast du gefrühstückt?«
»Ich hatte einen halben Müsliriegel vor dem Training.«
Ethan verdrehte die Augen. »Das könnte einiges erklären«, sagte er, winkte aber eine Bedienung zu uns. Die junge Frau, die nicht älter als achtzehn sein konnte, war wie alle Kellner von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. Sie war blass, und lange rote Haare flossen ihr über die Schultern. Als sie uns erreichte, hielt sie Ethan ein quadratisches Keramiktablett hin, das mit Hors d’oeuvres beladen war.
»Was haben wir denn hier?«, fragte ich und überflog die Servierplatte. »Ich hoffe, dass es was mit Speck gibt. Oder Schinken. Mir egal, ob gepökelt oder geräuchert, ich nehme alles.«
»Sie sind Ethan, nicht wahr?«
Ich hob meinen Blick von etwas, das wie Spargel aussah (in Schinken gewickelt – Volltreffer!), und bemerkte, wie die Kellnerin – ihre hellblauen Augen weit aufgerissen – Ethan verträumt ansah.
»Der bin ich, richtig«, antwortete er.
»Das ist … das ist … großartig«, sagte sie, und auf ihren Wangen machten sich rote Flecken breit. »Sie sind – Sie sind so was wie ein Meistervampir, nicht wahr? Der Herr von Haus Cadogan?«
»Ähm, ja. Das bin ich.«
»Das ist – wow.«
Wir standen einen Moment einfach da, während die Kellnerin Ethan mit Rehaugen anstarrte, den Mund leicht geöffnet. Zu meiner großen Erheiterung scharrte Ethan unbehaglich mit den Füßen über den Boden.
»Wie wäre es, wenn wir dir das einfach abnehmen«, sagte er schließlich und nahm das Tablett aus ihren ausgestreckten Händen. »Vielen Dank, dass du es uns gebracht hast.«
»Oh nein, ich danke Ihnen«, sagte sie und grinste ihn dämlich an. »Sie sind einfach nur … Es ist einfach nur … großartig«, wiederholte sie noch einmal, wandte sich ab und hüpfte durch die Menge davon.
»Ich glaube, du hast einen Fan«, sagte ich und unterdrückte ein Kichern.
Er warf mir einen sarkastischen Blick zu und hielt mir das Tablett hin. »Mittagessen?«
»Jetzt mal ehrlich. Du hast einen Fan. Wie bizarr. Und ja, vielen Dank.« Ich betrachtete das Angebot, meine Hand über dem Tablett schwebend, und entschied mich für ein Stück Rindfleisch in einer grünlichen Sauce, das auf einen Zahnstocher aufgespießt war. Als Vampir hatte ich wenig Verständnis für das Aufgespießtes-Fleisch-Gleichnis, aber ich würde das auserlesene Stück deswegen sicherlich nicht ablehnen.
»Ich bin mir nicht sicher, ob dein Entsetzen wegen meines menschlichen Fans beleidigend ist oder nicht.«
»Wie fast alles an mir, ist es einfach nur liebenswert.« Ich steckte mir das Fleisch in den Mund. Es war köstlich, also überflog ich erneut das Tablett, bereitete meine zweite Attacke vor und erwischte ein Teigtörtchen mit einer Art Spinatfüllung.
Es war genauso köstlich. Man konnte alles über meinen Vater sagen – und das meine ich wörtlich: Nur zu –, aber bei der Wahl des Partyservices bewies er immer erstklassigen Geschmack. Auf einer Party Joshua Merits würde es niemals aufgeschäumte Schalentiere geben.
»Soll ich dir das Tablett ein paar Minuten überlassen?«
Ich sah zu Ethan auf, während meine Finger angriffsbereit über einem weiteren Fleischwürfel schwebten, und grinste. »Oh, würdest du das tun? Wir beide wären wirklich gerne ein wenig allein.«
»Ich glaube, das bedeutet, dass du genug hast«, sagte er, drehte sich zur Seite und stellte das Tablett auf einen Tisch neben sich.
»Hast du mir gerade das Essen weggenommen?«
»Komm mit.«
Ich hob eine Augenbraue. »Du kannst mich in meinem eigenen Haus nicht herumkommandieren, Sullivan.«
Ethan blickte auf das Medaillon an meinem Hals. »Das ist nicht mehr dein Haus, Hüterin.«
Obwohl ich meiner anders lautenden Meinung Luft machte, drehte er sich um und ließ mich stehen, und mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Er schlenderte durch den Raum, als ob es sein eigener wäre; als ob es für einen Meistervampir in Chicago durchaus üblich wäre, zwischen den hohen Tieren der Stadt zu flanieren. Vielleicht war es in der heutigen Zeit auch so. Mit diesen Wangenknochen, dem perfekt sitzenden Smoking und der unverkennbaren Aura aus Macht, die ihn
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