Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
großer Sprung war«, meinte Luc. Er stand auf, ging zu dem Abschnitt des Bücherregals, in dem sich eine Hausbar befand, und goss sich nach einem Nicken von Ethan eine bernsteinfarbene Flüssigkeit in einen Tumbler – vielleicht Scotch. Er erhob das Glas zu einem Toast in Richtung Ethan, den diese Geste leicht zu amüsieren schien, und nahm einen Schluck.
»Wir haben gehört, dass Jamie unter einem gewissen Druck von Mr Breckenridge steht, aus seinem Leben etwas zu machen«, sagte Luc. »Anscheinend hat Daddy auf Nicholas verwiesen, als Vorbild, wie man auch außerhalb des Elternhauses Erfolg haben kann, und das hat den jungen Jamie böse getroffen. Unserer Einschätzung nach hat er sich gedacht, wenn der große Bruder mit Journalismus seine Brötchen verdienen kann, dann will er das auch mal ausprobieren.«
Ich runzelte die Stirn. »Könnte sein«, sagte ich. »Aber das hört sich nicht nach Jamie an. Wenn er Nicholas ausstechen wollte, warum würde er dann für eine Klatschzeitung arbeiten? Und ohne hier jemanden beleidigen zu wollen, warum Vampire?«
»Nicht einfach nur Vampire«, betonte Ethan und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Prominente Vampire.«
»Oder noch besser, blutsaugende Vampire, die arme, wehrlose Menschen ausnutzen.« Luc ließ sich auf der exquisiten Ledercouch in Ethans Büro nieder und spielte mit dem Glas in seinen Händen. »Nicht die Sorte Schlagzeile, die wir quer durch die Stadt gepflastert haben möchten, aber genau die Sorte Schlagzeile, mit der sich der junge Breckenridge einen Namen machen kann.«
»Vor allem, wenn er die zweitgrößte Story nach unserem Coming-out veröffentlicht – wenn er alles über die angeborene Boshaftigkeit der Vampire ausplaudern kann«, sagte Ethan, stand auf und stattete der Hausbar ebenfalls einen Besuch ab. Doch anstatt sich einen Schluck zweifellos teuren Alkohols einzugießen, öffnete er einen kleinen Kühlschrank und holte etwas hervor, was nach einem Saftkarton aussah. Da Ethan zu der Sorte Vampir gehörte, die feinstes Porzellan und Silberbesteck auch bei einem Hotdog verwendet, beschlich mich das Gefühl, dass die Packung keinen Saft enthielt. Lebenssaft versendete seine Produkte normalerweise in medizinischen Plastikbeuteln. Sie schienen ihre Angebotspalette um Fertigprodukte erweitert zu haben.
»Nicht Nicholas mit seinem Pulitzerpreis«, fuhr er fort, »sondern Jamie. Der jüngste Breckenridge und ein Mann, für den wenig spricht, weder in beruflicher noch akademischer Hinsicht.« Nachdem Ethan seine Theorie vorgetragen hatte, stach er mit dem mitgelieferten Strohhalm in seinen »Saftkarton«.
»Cocktailgeschmack«, sagte er, während seine Zunge über einen plötzlich ausgefahrenen Eckzahn glitt und mir das Herz stockte. Seine Augen behielten ihre smaragdgrüne Färbung, als er einen weiteren Schluck nahm. Ein Zeichen dafür, dass er seine Emotionen unter Kontrolle halten konnte – und seinen Hunger.
Ethan trank das Blut in wenigen Sekunden aus, zerknüllte die Packung in seinen Händen und warf sie in einen silbernen Mülleimer. Offensichtlich gestärkt ließ er seine Hände in die Hosentaschen gleiten und lehnte sich an die Hausbar. »Wir werden nicht auf ewig beliebt sein«, sagte er. »Wir hatten bei den Morden Glück – Glück, weil die meisten Menschen bereit waren, ihren Zorn auf Celina zu richten und den Rest von uns zu akzeptieren. Die Vorstellung von Magie, dass es noch andere Dinge auf dieser Welt gibt, ist für viele immer noch sehr attraktiv.«
Ethans Gesichtsausdruck verfinsterte sich. »Aber Menschen haben Angst vor dem, was sie nicht verstehen. Diese Angst werden wir nicht immer verhindern können. Außerdem führt Beliebtheit immer zu Kritik, und sie ist die Grundlage für Eifersucht. So sind die Menschen nun mal, im Guten wie im Bösen.« Er blickte auf und sah mich an. Seine Augen funkelten wie smaragdgrünes Eis, und ich wusste, dass er zum Schlag ausholte.
Mit leiser, ernster Stimme sagte er: »Wir gehen Bündnisse ein, Merit, bauen Beziehungen auf, um uns zu schützen. Um uns so viele Vorteile wie möglich zu verschaffen – Vorteile, die wir brauchen, um zu überleben, um für unsere Sicherheit zu sorgen und die der Häuser.« Er hielt inne. »Du hast diese Beziehungen.«
»Scheiße!«, murmelte ich und schloss die Augen, weil ich genau wusste, was er von mir verlangen würde.
»Du bist mit den Breckenridges aufgewachsen. Eure Familien sind befreundet. Du bist wohl oder übel ein Teil dieser
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