Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
tief durch, wappnete mich für das, was kommen sollte, gab die Nummer meiner Eltern ein und war freudig überrascht, als ich hörte, wie eine Anrufbeantworterstimme eine klar und sauber formulierte Ansage von sich gab.
»Dies ist der Anschluss von Mr und Mrs Joshua Merit«, sagte die Stimme meiner Mutter. »Leider können wir Ihren Anruf nicht persönlich entgegennehmen. Bitte hinterlassen Sie Ihre Nachricht nach dem Piepton.«
Das digitale Signal folgte, ich schloss die Augen und täuschte das lässige Selbstbewusstsein vor, das Ethan, Luc und ich besprochen hatten. »Hallo, hier ist Merit. Ich will mit euch beiden sprechen. Kurz gesagt, jetzt, wo die Dinge sich geändert haben … wo ich mich geändert habe, halte ich es für eine gute Idee, einige Beziehungen wieder aufleben zu lassen.« Ich zuckte innerlich zusammen und fuhr fort. »Es ist an der Zeit, meine Zeit mit den richtigen Leuten zu verbringen …«
Ich wurde durch ein Klicken unterbrochen – das Geräusch eines Hörers, der abgehoben wurde. Ich fluchte schweigend. Ich war so nah dran gewesen.
»Mein Liebling«, sagte meine Mutter, die offensichtlich trotz der Uhrzeit wach war, »du hättest zu keinem besseren Zeitpunkt anrufen können. Die Breckenridges organisieren am Freitagabend eine Veranstaltung – Cocktails für die ›Harvest Coalition‹ – in Loring Park.« Das Anwesen der Breckenridges war in Loring Park, einem Vorort auf dem Land. »Ich kann nicht daran teilnehmen«, fuhr sie fort. »Ich habe eine Veranstaltung bei den Veteranen. Aber dein Vater wird dort sein. Und natürlich die Breckenridges. Du solltest vorbeischauen und den Jungs von mir Grüße ausrichten.«
Die »Harvest Coalition« war eine der städtischen Tafeln Chicagos. Der Anlass war also offensichtlich lobenswert, aber meine Begeisterung, mich im selben Haus wie mein Vater aufzuhalten, hielt sich in Grenzen. Aber schon die erste meiner vielen zukünftigen Festveranstaltungen brachte mich direkt in den Garten der Breckenridges. Oder besser gesagt, in ihren Hühnerstall, und das mit einem Vampir im Schlepptau. Der Herr möge mir vergeben.
»Das hört sich super an, Mom.«
»Wunderbar. Abendgarderobe, Cocktails um acht Uhr«, sagte sie und wiederholte damit die Rahmenbedingungen für die Reichen und Schönen. »Ich lasse Pennebaker« – das war der verstaubte Butler meiner Eltern – »die Breckenridges anrufen und dir eine Einladung zukommen. Du wohnst immer noch bei dieser Carmichael, richtig?«
Wäre es nur so. »Eigentlich bin ich heute in Cadogan eingezogen, Mom. Zu den anderen Vampiren«, fügte ich hinzu, sollte das nicht deutlich genug gewesen sein.
»Na, so was«, sagte meine Mutter mit Neugier in der Stimme. »Wenn das nicht eine interessante Entwicklung ist. Ich werde diese Nachricht deinem Vater gerne weiterleiten.« Daran hatte ich keinen Zweifel, da mein Vater mit Informationen rege handelte – und mit den Beziehungen, die sich daraus vielleicht ergaben.
»Danke dir, Mom!«
»Immer wieder gerne, mein Liebling.«
In dem Augenblick hatte ich einen Geistesblitz. Ich hatte vielleicht nicht die geheime Quelle meines Großvaters, aber ich hatte eine Meredith Merit. »Mom, bevor ich es vergesse: Ich habe gehört, dass Jamie jetzt einen Job hat. Ist er zufälligerweise bei einer Zeitung gelandet?«
»Zeitung, Zeitung«, wiederholte sie geistesabwesend. »Nein, an eine Zeitung kann ich mich nicht erinnern. Jeder weiß ja, dass Nick der Journalist in der Familie ist. Außer natürlich, du hast etwas anderes gehört?« Ihre Stimmlage war um eine Oktave gefallen; sie hatte sich ohne Umschweife in Lästerstimmung gebracht und wartete darauf, dass ich ihr pikante Details preisgab. Mein Job war es aber, Nachforschungen anzustellen, nicht Öl ins Feuer zu gießen.
»Nein«, sagte ich. »Habe nur gedacht, ich hätte etwas gehört.«
»Na ja. So Gott will, wird er auch irgendwann eine Aufgabe für sich entdecken. Etwas, was ihn beschäftigt hält.«
Sie hielt inne und fragte dann ein wenig zu laut: »Was, Liebling?« Schweigen, dann: »Liebling, dein Vater ruft nach mir. Ich werde dir eine Einladung besorgen. Hab viel Spaß in deinem Haus Cadogan.«
»Klar, Mom. Danke.«
Ich drückte auf den »Gespräch beenden«-Knopf und ließ das Mobiltelefon in meiner Hand zuschnappen.
»Verdammt«, murmelte ich. Ich war mit Ethans Auftrag gut vorangekommen und hatte es geschafft, uns in das Haus der Breckenridges einzuschmuggeln. Mein kleiner Erfolg hatte mein
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