Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
Selbstbewusstsein gestärkt, auch wenn ich noch meine Zweifel hatte (immerhin hatte ich gerade zugestimmt, Zeit mit meinem Vater zu verbringen). Ich entschloss mich, die heute noch anstehenden Angelegenheiten sofort zu erledigen – ich würde Ethan von dem Anruf erzählen.
Ich schnallte mir mein Katana wieder um und ging anschließend zu seinem Büro hinunter. Als ich das Erdgeschoss erreichte, kam ich an Malik vorbei, Ethans Vizepräsident, der Ethans Büro gerade verlassen hatte. Malik wirkte sehr ernst, und er grüßte mich nicht, als er an mir vorbeiging.
Das war kein gutes Zeichen.
Diesmal stand Ethans Bürotür offen. Das war seltsam, aber es war noch schlimmer, dass er mit verschränkten Armen in der Mitte seines Büros stand und auf den Boden starrte. Zwischen seinen Augen zeichnete sich eine Sorgenfalte ab. Außerdem hatte er sich umgezogen – seine edle schwarze Anzugjacke war verschwunden. Er trug ein Hemd ohne Krawatte; das goldene Medaillon Cadogans um seinen Hals konnte man nur erahnen, und es war die einzige Abwechslung von dem ansonsten makellosen weißen Hemd, das sich an seinen Oberkörper schmiegte. Selbst seine Frisur hatte er geändert; er trug die Haare nun in einem kurzen Pferdeschwanz zurückgebunden. Bei einer Frau wäre das ein Zeichen dafür gewesen, dass sie Klartext reden, das Wichtige zur Sprache bringen wollte.
Mein Magen krampfte sich zusammen. In der kurzen Zeit, die ich gebraucht hatte, um auf mein Zimmer zu gehen und hierher zurückzukehren, war etwas geschehen.
Ich klopfte mit den Knöcheln an den Türrahmen.
Ethan blickte auf. »Ich wollte dich gerade anpiepen«, sagte er. »Komm herein und mach die Tür zu!«
Ich folgte seiner Anweisung und entschloss mich, die gute Nachricht direkt loszuwerden. »Ich habe meine Mutter angerufen. Auf dem Anwesen der Breckenridges wird Freitagabend ein Cocktailempfang für einen guten Zweck ausgerichtet. Sie wird uns eine Einladung zukommen lassen.«
Ethan hob anerkennend die Augenbrauen. »Sehr gut. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, immerhin.«
»Zu deiner Information, sie hat nichts davon gehört, dass Jamie in irgendeiner Form journalistisch tätig ist. Ich habe ihr nichts gesagt«, fügte ich hinzu, als Ethan mich mit erhöhter Aufmerksamkeit ansah. »Ich habe ihr nur eine sehr vage Frage gestellt. Wenn er einen Job hätte, vor allem in Nicks Bereich, dann hätte sie etwas gehört. Mrs Breckenridge wäre begeistert davon. Eine solche Information hätte sie meiner Mutter auf keinen Fall vorenthalten.«
Ethan zögerte, wirkte verwirrt. »Hm. Nun, wie dem auch sei«, sagte er, ging um seinen Schreibtisch herum und nahm Platz, »wenn wir bedenken, welchen Schaden dieser Artikel anrichten könnte, werden wir in diesem Fall auf Nummer sicher gehen. Die uns vorliegenden Informationen enthalten zweifellos ein Körnchen Wahrheit, detailliert, wie sie sind.« Er blickte auf den Schreibtisch, bevor er mich betrübt ansah. »Setz dich bitte, Merit.«
Er klang besorgt. Mein Herz klopfte beunruhigend laut, als ich seinen Befehl befolgte. Ich ließ das Katana zur Seite gleiten, bevor ich mich auf einen der Stühle vor Ethans Schreibtisch setzte.
»Das Presidium hat Celina freigelassen.«
»Oh mein Gott!« Ich wusste, dass meine Augen sich sofort silbern verfärbt hatten, vielleicht aus Wut, vielleicht aus Angst, vielleicht auch wegen des Adrenalins, das durch meine Adern zu rauschen begann. »Wie – wann? Wann ist das passiert?«
»Vor drei Tagen. Darius hat gerade angerufen. Ich habe kurz mit Luc gesprochen; er wird die Tagesaufgaben aktualisieren sowie den RDI und die anderen Häuser Chicagos informieren.« Konkret bedeutete das, Luc würde unsere Sicherheitsberichte auf den neuesten Stand bringen, unsere Feensöldner informieren (genau – Feen), die für den RDI arbeiteten – einer externen Sicherheitsfirma, die tagsüber und am Eingang Wache hielt –, und Morgan und Scott Grey anrufen.
»Er hat gerade angerufen?«, wiederholte ich. »Du hast doch erst vor ein paar Stunden mit ihm gesprochen. Er hat dabei nicht erwähnt, dass sie die wahnsinnige Irre wieder auf die Welt loslassen würden?«
»Er wusste es nicht. Er war bei der Abstimmung nicht dabei, was wahrscheinlich auch beabsichtigt war. Das Presidium trifft seine Entscheidungen mit einfacher Mehrheit, und das ist der beste Beweis, dass sie in der Mehrheit ist. Das Presidium« – er hielt inne und schüttelte den Kopf –, »sie sind Vampire, Merit. Raubtiere, die zu
Weitere Kostenlose Bücher