Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
deine Energie überall verteilt ist.«
Als ich sie ansah, bemerkte ich, dass sie ihren Kopf leicht zur Seite geneigt hatte. Sie wirkte neugierig. »Und da ist noch was anderes. Eine andere Form der Energie.« Nach einem kurzen Augenblick grinste sie. »Oooooh«, sagte sie. »Jetzt hab ich es.«
Ich hob eine Augenbraue. »Was hast du?«
»Nichts«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Wenn du nicht über Celina sprechen willst, werde ich auch nicht darüber sprechen, warum du so aufgeregt und beunruhigt bist.« Sie schloss die Augen und legte ihre Fingerspitzen an die Schläfen. »Obwohl ich da jemanden sehen kann – genau, da ist auf jeden Fall jemand. Jemand mit blonden Haaren. Grünen Augen.« Sie ließ die Hände sinken und sah mich ausdruckslos an.
»Halt die Klappe«, warnte ich sie mit erhobenem Finger, auch weil es mir ein wenig peinlich war, dass sie wusste, wer mich »aufregte« und »beunruhigte« – Ethan. Ich war nur froh, dass sie glaubte, es hätte etwas mit Fleischeslust zu tun – und nichts damit, dass ich irgendwie biologisch nicht in Ordnung sein könnte. Nun, zumindest meine vampirische Seite.
Ich sah mich um und bemerkte die neugierigen Blicke der Vampire, die an den Holztischen um uns herum saßen. Sie tranken aus ihren Tassen und kämpften sich durch ihre Obstschüsseln, ohne den Blick von mir abzuwenden.
Ihre Hüterin schien sie nicht besonders zu beeindrucken.
Ich beugte mich zu Lindsey. »Ist dir aufgefallen, dass mich alle anstarren?«
»Du bist eine absolute Neuheit«, sagte sie. »Du hast ihren Meister noch vor deinem Treueschwur herausgefordert, du wurdest zur Hüterin ernannt, du hast ihn bei der Aufnahmezeremonie ganz schön aus dem Konzept gebracht, und trotzdem hat unser geliebter Meister deinen kleinen Hintern in Schutz genommen.«
Das ließ mich leicht peinlich berührt lächeln. »Er hat mich aus dem Konzept gebracht. Das ist nicht wirklich dasselbe.«
»Wusstest du, dass ich seit einhundertfünfzehn Jahren in diesem Haus bin? Ethan hat in dieser Zeit nur einen einzigen Meister ernannt.«
Ich riss mir ein Stück meines Gebäcks ab und warf es mir in den Mund. »Ich bin keine Meisterin.«
»Noch nicht«, sagte sie und zeigte mit dem Löffel auf mich. »Doch das ist nur eine Frage der Zeit. Aber selbst wenn du über angeborene Magie verfügen, vielleicht sogar etwas von diesem Mallory-Carmichael-Voodoo wirken kannst – sie wird übrigens mal ziemlich gut sein, nur dass du es weißt –, selbst dann würdest du in seinen Augen nie an das Goldene Kind heranreichen.«
»Ich weiß, dass sie sehr gut sein wird«, stimmte ich ihr zu. »Das jagt mir jeden Tag Angst ein. Wer ist das Goldene Kind?«
»Lacey Sheridan.«
Ich hatte den Namen schon mal gehört, konnte ihn aber nicht zuordnen. »Wer ist Lacey Sheridan?«
»Die Meisterin, die Ethan ernannt hat. Meisterin des Hauses Sheridan.«
»Ah«, sagte ich, als es mir langsam dämmerte. Ich erinnerte mich daran, den Namen im Kanon gelesen zu haben. Es gab in den Vereinigten Staaten zwölf Vampirhäuser. Sheridan war das jüngste.
»Lacey lebte seit fünfundzwanzig Jahren in Cadogan, als Ethan sie für die Aufnahmeprüfung vorschlug. Sie bestand sie, und sie ging bei Ethan in die Lehre, bevor sie die Rituale absolvierte. Dann ist sie nach San Diego gezogen, wo sie das Haus Sheridan gegründet hat. Sie standen sich sehr nah, er und Lacey.«
»Sehr nahe als Geschäftspartner oder …?«
»Körpermäßig nahe«, sagte Lindsey. »Und das war sehr bedauernswert.«
Da konnte ich ihr nicht widersprechen. Bei dem Gedanken, dass Ethan mit irgendjemandem Körperkontakt hatte, verspürte ich ein leichtes Stechen in der Brust. Und das trotz der Tatsache, dass ich ihm beim Akt einmal selbst zugesehen hatte. Nichtsdestotrotz fragte ich: »Warum bedauernswert?«
Lindsey runzelte die Stirn und schien sich die Antwort auf meine Frage durch den Kopf gehen zu lassen, während sie in ihren Haferflocken rührte.
»Weil Lacey Sheridan perfekt war«, sagte sie schließlich. »Groß, schlank, blonde Haare, blaue Augen. Immer respektvoll ihm gegenüber, immer gehorsam. ›Ja, Lehnsherr‹, ›nein, Lehnsherr‹. Sie trug immer die richtigen Sachen und sah aus, als wäre sie gerade einem Ann-Taylor-Katalog entsprungen. Sagte immer das Richtige. Es war schon unnatürlich. Sie war vermutlich nicht mal richtig menschlich, als sie noch ein Mensch war.«
»Ethan muss verrückt nach ihr gewesen sein«, sagte ich, denn ich dachte mir, dass das
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