Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
wirklich gut. Analysierte alles, analysierte immer. Dachte sich Strategien aus. Sie gehörte zur Wache, und obwohl sie sich nicht mal gegen ein Kleinkind hätte wehren können, hatte sie ein gewisses Gespür für Dinge. Planung. Auswirkungen in der Zukunft. Zu ergreifende Maßnahmen.«
Meine nächste Frage strafte mein angeblich fehlendes Interesse an Ethan wohl Lügen. »Warum haben sie sich getrennt?«
»Er und Lacey? Sie haben sich nach der Aufnahmeprüfung getrennt, als sie in Cadogan als Lehrling anfing, um sich auf ihr eigenes Haus vorzubereiten. Gerüchten zufolge war es ihm wichtig, dass sie die Ausbildung sachlich angingen. Es stand zu viel auf dem Spiel, haha, um sich verliebt in die Augen zu schauen.«
»Die emotionalen Störungen hätten ihm nicht gefallen«, stimmte ich zu.
»Ich habe gehört, er fliegt ab und zu nach San Diego, um was zu tun? Kopulieren?« Sie nickte und grinste. »Ja. Ich würde darauf wetten, dass er es so bezeichnen würde. Alles ganz formell. Er und Lacey haben dafür vermutlich einen Vertrag aufgesetzt und die Bedingungen ausgehandelt.«
»Hm.« Ich ersparte mir die Peinlichkeit, mir die Bedingungen dieses Vertrags detailliert vorzustellen.
Ich sah auf und bemerkte, dass Malik in die Cafeteria gekommen war. Er nickte mir zu und ging dann zur Warteschlange am Büfett.
Malik – groß gewachsen, mit karamellfarbener Haut, gut aussehend und schweigsam – war ein Mysterium. Im Laufe der zwei Monate meiner Mitgliedschaft im Hause Cadogan hatte ich ungefähr drei Gespräche mit ihm geführt. Er teilte sich als Ethans Nummer Eins mit ihm die Verpflichtung, das Haus zu führen. Gemeinsam verließen sie das Anwesen aber nur selten, um bei einem möglichen Mordanschlag auf Ethan die Nachfolge nicht zu gefährden. Ich hatte den Eindruck, dass er die Aufgabe des Geschäftsführers und Stellvertreters übernommen hatte, der lernte, wie das Haus funktionierte und wie man es zu führen hatte. Er kümmerte sich um die Details, während Ethan den Aufsichtsratschef spielte. Ich hatte mir aber keinen Eindruck verschaffen können, wie Malik als Vampir war. Als Mann. Die Vampire, die offenbar gute Absichten verfolgten – da fielen mir zum Beispiel Luc und Lindsey ein –, waren leicht zu erkennen, genauso wie die offenkundigen Strategen – Ethan und Celina. Doch Malik war so zurückhaltend, dass ich nicht wusste, in welche Kategorie er passte. Wem seine Treue gehörte.
Ethan und er hatten natürlich eins gemein – einen erstklassigen Armani-Geschmack. Maliks Anzug war genauso gut geschnitten und makellos, wie es Ethans normalerweise war.
Ich sah ihn der Warteschlange folgen, aber seine Augen ruhten auf den Vampiren in seiner Umgebung. In Ethans Nähe war er ganz Geschäftsmann, zumindest, wenn ich sie zusammen erlebte, aber mit den anderen Vampiren Cadogans ging er sehr freundlich um. Sie sprachen ihn an, als er sich sein Frühstück aussuchte, begrüßten ihn, quatschten mit ihm. Interessanterweise wahrten die meisten Vampire zu Ethan eine respektvolle Distanz, aber auf Malik gingen sie zu. Redeten mit ihm, scherzten mit ihm, teilten mit ihm eine Kameradschaft, die sie ihrem Meister nicht zugestanden.
»Wie lange ist Malik schon Nummer Eins?«, fragte ich Lindsey.
Sie schluckte den Speck hinunter und richtete dann ihren Blick auf ihn. Er stand immer noch in der Warteschlange und redete mit einem Vampir, den ich nicht kannte. »Malik? Seit das Haus nach Chicago umgezogen ist. Das war 83.«
Was 1883 bedeutet, nicht 1983, für alle Leser da draußen.
»Es war Ethan, der Chicago ausgewählt hat. Nachdem Peter Cadogan gestorben war, wollte er das Haus nicht mehr in Wales haben, auch nicht in Europa. Malik lebte in Chicago. Er war ein Waisenkind.«
»Er hat seine Eltern verloren?«, fragte ich. »Wie schrecklich.«
»Die falsche Sorte Waisenkind. Er war ein Abtrünniger. Hauslos. Ein Vampirwaisenkind. Seine Meisterin war nicht stark genug gewesen, um ihr Haus zusammenzuhalten, und sie wurde von einem Rivalen abserviert.« Lindsey hielt ihre Faust vor die Brust und deutete einen Pflock an, der ihr Herz durchstieß. »Dann lernten sich Ethan und er kennen, und der Rest ist Geschichte.«
»Kennst du ihn? Ich meine, kennst du ihn gut?«
»Malik? Klar. Malik ist klasse.« Lindsey warf einen prüfenden Blick auf ihre Uhr und leerte ihr Wasserglas, bevor sie aufstand und das Tablett aufhob. »Es gibt noch dreihundertneunzehn andere Vampire, die Mitglied des Hauses Cadogan sind. Darf ich dir
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