Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
vor, damit die Formwandler Platz genug hatten, um zu uns aufzuschließen. Sie krochen hinter uns heran, lehnten ihre Rücken an die Theke und zogen Waffen hervor, um auf den Kugelhagel zu antworten.
»Packt die Knarren weg!«, übertönte Gabriel den Krach. »Das hier reicht aus, um uns genug Ärger mit der Polizei zu bescheren. Unsere Kugeln müssen nicht auch noch im Labor analysiert werden.«
Pflichtbewusst wurden die Waffen gesenkt, aber sofort durch Handys ersetzt; mehrere Telefonate wurden geführt, ich nahm an, mit den jeweiligen Rudeln der Alphas.
Ich wandte mich wieder Ethan zu und musterte kurz seinen Körper. Ales in Ordnung mit dir?, fragte ich ihn lautlos und sah zu ihm auf.
Er sah mich aus silbernen Augen an.
Mir wurde mulmig, denn mein instinktiver Gedanke war, dass einer der Formwandler eine Kugel abbekommen und der Vampir in Ethan die Überhand gewonnen hatte. Ein Biss hätte vermutlich zu keinem schlechteren Zeitpunkt erfolgen können.
Aber dann hob er eine Hand an meine Wange, und seine silbernen Pupillen glitten über mein Gesicht, als ob er sich versichern wollte, dass ich in Ordnung war.
Mir geht es gut, sagte ich.
In diesem Augenblick fing Gabriel am anderen Ende der Theke laut an zu fluchen. Ich sah nach links und begann ebenfalls zu fluchen – Berna war gerade durch eine Tür auf der anderen Seite der Bar hereingekommen und wirkte entsetzt.
»Was zum Teufel …«
Jemand rief: »Berna – runter mit dir! Geh zurück!«
Sie sah zu uns herüber, war aber zu überrascht, um die Anweisung zu befolgen, selbst als weitere Kugeln durch die Luft flogen.
Jemand musste sofort zu ihr. Jemand Schnelles.
Ich war aufgesprungen und auf dem Weg zu ihr, bevor Ethan mich aufhalten konnte, und sprang dabei über Alphas hinweg. Der Kugelhagel hatte nicht aufgehört – der Täter war offensichtlich gut bewaffnet und auf einen längeren Schuss-wechsel vorbereitet –, aber ich ignorierte ihn einfach.
Immerhin war ich unsterblich. Sie aber nicht.
Ich spürte auf dem Weg, dass Kugeln in mein Fleisch schlugen, und ein glühend heißer Schmerz brannte sich durch meine Haut und Muskeln. Sie sah mich panisch an, als ich sie erreichte, und eine Duftwolke beißender Angst umgab ihren Standort in der Bar. Ich war mir sicher, dass meine Augen silbern geworden waren – nicht wegen meines Blutdurstes, sondern wegen des Adrenalins –, und der Anblick musste ihr Angst eingejagt haben. Doch wir mussten uns dringend in Sicherheit bringen, und ich hatte keine Zeit, ihr gut zuzureden.
Außerdem hatte ich weniger als eine Sekunde Zeit, um mir zu überlegen, ob ich mit ihr in den Raum zurückgehen sollte, aus dem sie gerade herausgekommen war, oder ob ich sie hinter die Theke bringen sollte.
Ich hatte keine Ahnung, wo die Tür hinführte – oder zu wem. In die Küche? Zum Hinterausgang? Und wenn ja, bestünde dort die Gefahr eines weiteren Angriffs? Nein danke. Ich entschied mich für die Theke und damit für das kleinere Übel.
Ich brachte mich schützend zwischen Bernas Körper und das Fenster und nutzte dann die Kraft und Geschwindigkeit, die mir verliehen worden waren, um sie halb rennend, halb hinter mir herzerrend hinter die Theke zu schleifen. Als wir uns dorthin geflüchtet hatten, brachte ich sie in die Ecke, denn ich hoffte, dass sie dort am besten vor den weiterhin herumfliegenden Kugeln geschützt war.
Sie schaute mich an. Zwar war sie kreidebleich, aber ihr Gesichtsausdruck sagte mir, dass sie vor allem ziemlich sauer war. Blut floss ihre Schulter hinunter.
»Es wird geschossen!«, rief sie und deutete mit dem Kinn auf ihre Wunde. »Auf mich!«
Ich ignorierte das plötzliche Verlangen in mir, den wachsenden Durst, der mir die Kehle zuschnürte.
Das war nicht einfach nur Blut – es war das Blut einer Formwandlerin. Es war, als ob man puren Tomatensaft mit einer Bloody Mary verglich – der Duft hatte eine besondere Note, etwas Tierisches.
Etwas Berauschendes.
Ich schüttelte den Kopf, um ihn wieder freizukriegen. Das war jetzt definitiv nicht der richtige Zeitpunkt…
Ich konzentrierte mich auf die Aufgabe, um die ich mich jetzt zu kümmern hatte, und zog ihr T-Shirt von ihrer Schulter weg. Eine Wunde zog sich am Rand ihres Schlüsselbeins entlang. Sie blutete, und die Haut lag offen, aber es sah nicht so aus, als ob die Kugel in die Haut eingedrungen war.
»Ich glaube, die Kugel hat die Schulter nur gestreift«, teilte ich ihr mit.
»Was soll’s«, sagte sie. »Bloß eine
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