Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
auf die Straße gerichtet. Stille hatte sich auf die Bar gelegt – die Musik war aus –, und ihre Körpersprache ließ höchste Anspannung erkennen. Die Magie in der Luft prickelte und schien darauf zu warten, dass etwas geschah.
»Robin?«, fragte Gabriel, ohne ihn anzublicken.
Robin schüttelte den Kopf. »Ich kann ihn nicht spüren. Ich spüre niemanden.«
»Das gefällt mir nicht«, sagte Gabriel. »Irgendetwas stimmt nicht. Da draußen ist es einfach zu ruhig.«
»Hüterin«, sagte Ethan, »spürst du irgendetwas?«
»Was meinst du mit irgendetwas?«, fragte ich ihn.
»Den Formwandler, der gegangen ist«, sagte Gabriel. »Spürst du, dass er… auf uns wartet?«
Ich schloss die Augen und ließ, ein wenig ängstlich, meine Mauern einstürzen, um die Geräusche und Gerüche der Welt aufnehmen zu können. Ich ließ mich auf ein weiches, warmes Bett aus Emotionen, latenter Magie und der Hitze und dem Geruch der mir nahe stehenden Körper fallen.
Aber es war nichts Ungewöhnliches zu spüren. Nichts, was nicht normal war – wenn man eine Bar voller angespannter, Magie verströmender Formwandler für normal hielt.
»Nichts«, sagte ich und öffnete meine Augen wieder. »Da draußen ist nichts Ungewöhnliches.«
Das hatte ich zu früh gesagt, denn in diesem Augenblick hörte ich es – das Rumpeln eines Auspuffs.
Mir stellten sich die Nackenhaare auf, denn irgendetwas da draußen sprach meine vampirischen Instinkte an, etwas, das in der Luft vibrierte, was mit dem Knattern eines Motors nicht zu erklären war. Ein scharfer Geruch erfüllte die Luft – der bittere, ätzende Gestank des Auspuffs und von etwas anderem … Schießpulver?
Vielleicht lag es an meinem letzten Training, dass mein Mund und mein Körper sich bereits bewegten, bevor mein Gehirn begriffen hatte, was ich tat. »Runter mit euch!«, befahl ich laut, rannte zu ihnen hinüber und legte die Hände auf ihre Schultern, um sie herunterzudrücken. Als sie sich nicht bewegten, schrie ich noch einmal.
Sie hatten sich gerade auf den Boden geworfen, als draußen der Abzug betätigt wurde und Millisekunden später das Glas des Panoramafensters in tausend Stücke zersprang.
Adam hatte sich auf Gabriel geworfen und schützte dessen Kopf mit seinen Armen. Ethan hatte für mich dasselbe getan. Sein Körper lag auf mir, seine Arme auf meinem Kopf, seine Lippen an meinem Ohr. Der Kontakt ließ mich lustvoll erzittern, und das, obwohl um uns herum gerade das Chaos ausbrach. Aber unser Rollenwechsel gefiel mir nicht – immerhin war ich hier die Wächterin, und zwar seine. Doch meine Position als Hüterin hielt ihn nicht davon ab, mich mit seinem Körper zu schützen und » Bleib liegen!« zu brüllen, als ich mich unter ihm bewegte, um unsere Plätze zu tauschen und ihn in Sicherheit zu bringen.
Bleib liegen, wiederholte er in meinem Kopf, als ich mich auf den Boden kauerte, umgeben von seiner Wärme und seinem Duft.
»Was ist das für eine Scheiße?«, schrie Gabriel wütend. Magie vermischte sich mit der rauchigen Luft und einem Glassplitterhagel.
»Alle hinter die Theke!«, rief Jason, als er aufsah, und in seinen Augen war ebenfalls Wut zu erkennen.
Ich hatte bisher nur zwei wütende Formwandler erlebt – Nick Breckenridge und seinen Vater Michael. Zu der Zeit waren sie auf mich und Ethan sauer gewesen, weil sie glaubten, wir würden sie bedrohen. Sie hatten nur ihre Familie beschützt, ein instinktives Verhalten bei Formwandlern.
Jetzt erblickte ich dieselbe Wildheit in Jasons Augen – die Wut darüber, bedroht zu werden, das Verlangen, die Familie zu beschützen.
Ich nickte Jason zu, zog an einer von Ethans Händen und stieß ihn an, um ihn von mir fortzubewegen.
» Theke«, brüllte ich ihn an, während um uns herum die Kugeln einschlugen, ein wahrer Bleihagel. In dessen Nähe drohten mich meine Instinkte zu überwältigen, ich wollte kämpfen und meine Beute jagen – und das nicht nur, weil mein Meister, der Mann, der mich erschaffen hatte, in der Schusslinie stand.
Nein – ich wollte kämpfen, weil ich ein Raubtier war und vor zwei Monaten das erste Mal den Drang zu fliehen oder zu kämpfen verspürt hatte. Ich hatte meinen Stahl mit meinem eigenen Blut temperiert… und ich wollte meine Klinge das Blut eines anderen schmecken lassen.
Ethan brachte seinen Körper von mir herunter und ließ mich ihn dann auf die Beine zerren. Halb rannten wir, halb krochen wir zur Theke und ließen uns hinter sie fallen. Wir krochen bis an ihr Ende
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