Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
geschehen war, ließ aber den Teil aus, warum sich die Formwandler wirklich hatten treffen wollen.
Die Polizisten schienen uns die Geschichte abzukaufen. Sie waren vermutlich neugierig, was zwei Vampire mit Katanas an ihrer Seite im Ukrainian Village zu suchen hatten, wenn es sich doch nur um die Vorbereitung für ein Familientreffen handelte. Allerdings wussten sie, wer ich war – ich war mir nicht ganz sicher, ob es daran lag, dass ich Chuck Merits Enkelin oder Joshua Merits Tochter war –, und hielten sich daher mit hartnäckigen Fragen zurück. Ich spielte die Unschuldige (die ich natürlich auch war), und meine Antworten schienen sie zufriedenzustellen.
Nachdem sie mit uns geredet hatten, standen Ethan und ich auf dem Bürgersteig, weil wir nicht wirklich gehen und die Formwandler alleinlassen wollten.
Wir wollten aber auch nicht beschuldigt werden, eine laufende Polizeiuntersuchung zu behindern.
Wir standen noch draußen, als ein uns bekanntes Oldsmobile ankam.
»Wir haben Besuch«, sagte ich und nickte in Richtung des Fahrzeugs. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen.
Mein Großvater stieg auf der Fahrerseite aus; seine rechte Hand, Catcher Bel, blieb noch sitzen, das Handy am Ohr. Catcher war neunundzwanzig, und ihm fehlte ein wenig der letzte Schliff, aber seine schroffe Art machte ihn nur attraktiver. Er hatte sich den Kopf rasiert, seine Augen strahlten hellgrün, und sein Körper war ein durchtrainiertes Wunderwerk mit der einen oder anderen Tätowierung – einschließlich eines geviertelten Kreises auf seinem Unterleib.
Jeff stieg vom Rücksitz aus. Er trug sein übliches Ensemble – ein langärmeliges Hemd, dessen Ärmel er bis zur Hälfte seines Unterarms aufgerollt hatte, und eine Khakihose. Jeff war einundzwanzig Jahre jung und hätte Leuten, die es nicht besser wussten, wie ein süßer, aber sehr schüchterner Junge mit einem großen Herzen vorkommen müssen … dem es ein wenig an Lebenserfahrung fehlte.
Diese Annahme wäre jedoch extrem falsch. Jeff war ein Formwandler und Frauenliebling, der Gerüchten zufolge (zumindest meinte Catcher das) sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte. Ich nahm Catcher beim Wort.
Jeff kam gemütlich zu mir spaziert und stupste mich mit der Schulter an. »Wie geht es meiner Lieblingsvampirin?«
»Sie freut sich, dass sie jemandes Liebling ist, vor allem an Tagen, an denen sie angeschossen wird.«
»Du bist angeschossen worden? Wie? Wo? Bist du in Ordnung?« Er legte seine Hände auf meine Arme und fing an, mich zu inspizieren. Seine Augen wurden groß, als er das Loch in meiner Jacke entdeckte, das von der Kugel stammte. »Du musst vorsichtiger sein.«
Rein zufällig sah ich gerade auf und bemerkte Ethans Lächeln; ihm schien die Szene ausgenommen gut zu gefallen. Ich warf ihm einen schelmischen Blick zu, löste Jeffs Hände von mir und hauchte einen Kuss auf seine Wange. »Ales okay bei mir. Lass uns heute mal um deine Leute kümmern. Was in aller Welt ist hier geschehen? Ich dachte, die Rudel wären eine große, glückliche Familie?«
Er wurde ungewöhnlich ernst. »Genau das werde ich herausfinden.« Ohne ein weiteres Wort machte er auf dem Absatz kehrt und ging zur Vordertür der Bar.
Die beiden Formwandler, die davor Wache standen, wichen zur Seite, um ihn hereinzulassen, und nickten respektvoll, als er an ihnen vorbeiging. Der Junge war ein wahres Wunder.
»Was für eine Überraschung, euch hier zu treffen«, sagte mein Großvater und schenkte mir ein Lächeln, bevor er und Ethan sich die Hand gaben.
»Mr Merit«, sagte Ethan.
»Chuck bitte, Ethan«, sagte mein Großvater. »Mr Merit war mein Vater.« Er sah mich wieder an und wirkte jetzt bekümmert.
»Du bist angeschossen worden?«
»Ein paarmal, wie es scheint. Das mit der Unsterblichkeits-Sache war keine Lüge.«
Er atmete erleichtert aus, beugte sich dann zu mir und küsste mich auf die Stirn. »Ich mache mir Sorgen um dich.«
»Ich weiß. Ich passe schon auf.« Soweit das möglich ist, fügte ich innerlich hinzu. Ich warf Ethan heimlich einen Blick zu. Selbst wenn ich nicht so sehr aufpasste, wie ich sollte, hatte ich noch einen Vampir in der Hinterhand, der bereit war, sich für mich in den Kugelhagel zu stürzen. Ich war mir nicht sicher, ob das ein beruhigender Gedanke war oder nicht.
»Das solltest du auch«, sagte mein Großvater und richtete sich wieder auf.
»Alle sind in Ordnung, abgesehen von der Bardame«, erklärte Ethan. »Sie hat eine Kugel in die Schulter
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