Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
mein Großvater.
»Ich glaube, relativ sicher davon ausgehen zu können, dass die Kugeln nicht für sie bestimmt waren«, pflichtete Ethan ihm bei.
Da wir die Nachbesprechung hinter uns gebracht hatten, ging mein Großvater in Richtung der Bar.
Ich richtete meinen Blick auf Catcher. Er und ich hatten einiges zu besprechen, also berührte ich ihn kurz am Arm, bevor er weggehen konnte. Er sah mich fragend an.
»Wie geht es Malory?«, fragte ich, aber innerlich stellte ich ganz andere Fragen: Hat sie etwas über mich gesagt? Hat sie mich erwähnt? Vermisst sie mich?
»Warum rufst du sie nicht an und fragst sie selbst?«
Ich sah ihn ausdruckslos an. »Zu einem Telefonat gehören immer zwei«, stellte ich fest. Außerdem hatte sie mich wegen Ethan bedrängt und mir meine »Probleme mit meinem Vater« an den Kopf geworfen. Es war vieleicht kindisch, mich vor diesem Anruf zu drücken, aber sie war an dieser Sache genauso schuld wie ich.
Catcher verdrehte die Augen. »Sie vermisst dich, okay? Mein Leben wird viel, viel einfacher sein, wenn ihr euch wieder vertragt.«
Gott segne ihn für seine Zuversicht, dass das geschah.
»Wie geht ihre Ausbildung voran?«, fragte Ethan.
Trotz Catchers etwas unruhiger Beziehung mit dem Orden, dem Dachverband aller Hexenmeister und Hexenmeisterinnen und Malorys neuem Chef, machte sich ein freudestrahlendes Grinsen auf seinem Gesicht breit. »Erstklassig. Sie ist besser als alle anderen.«
»Natürlich ist sie das«, sagte ich, doch als mein Großvater sich an der Tür der Bar umdrehte, stieß ich Catcher leicht an. »Geh mit Chuck spielen.«
»Gehe ja schon«, sagte er. »Und denk daran, was ich gesagt habe. Tu einfach das Richtige, Merit. Ruf sie an, auch wenn’s unangenehm ist.«
Ich hatte keinen Zweifel daran, dass das getan werden musste. Bedauerlicherweise hatte ich aber auch keinen Zweifel daran, dass es äußerst unangenehm werden würde. Telefonieren war noch nie meine Stärke gewesen, und obwohl ich das Mädel wirklich vermisste und nicht wollte, dass meine Fangzähne und ihre Magie ein Problem miteinander hatten, war das ein Anruf, zu dem ich einfach noch nicht bereit war.
Manchmal lohnte es sich einfach nicht, erwachsen zu sein.
Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis die Streifenwagen wegfuhren, und noch weitere zehn Minuten, bis Jeff, Catcher und mein Großvater aus der Bar kamen und die Formwandler zurückließen.
»Wie lautet die gute Nachricht?«, fragte ich, als sie zu uns kamen.
Mein Großvater schüttelte den Kopf. »Gabriel glaubt nicht, dass Tony zu so etwas fähig ist.«
»Sieht er das Ganze denn objektiv genug?«, fragte Ethan.
Catcher zuckte mit den Achseln. »Schwer zu sagen, aber er kennt Tony besser als jeder andere.«
»Es hört sich nicht nach einem Mordanschlag auf Gabriel an«, sagte Jeff, dessen feine Gesichtszüge außergewöhnlich ernst wirkten. »Die Schüsse wurden auf die Bar abgefeuert, nicht auf einen bestimmten Formwandler. Der Schütze hätte versuchen können, die Bar zu stürmen oder ein Gewehr zu benutzen oder sich mehr wie ein Scharfschütze zu verhalten.« Er runzelte die Stirn. »Das hört sich eher wie eine Botschaft an – ein Angriff gegen die Rudel oder die Versammlung, nicht gegen Gabriel im Besonderen.«
»Die Leute von der Spurensicherung werden sich die Kugeln anschauen«, sagte mein Großvater.
»Vielleicht entdecken sie ja einen Hinweis und können das mögliche Ziel und den Täter ausfindig machen.«
»Ich für meinen Teil würde mich wesentlich besser fühlen, wenn der schießwütige Irre, der auf Formwandler zielt, von der Straße wäre«, sagte Jeff und steckte die Hände in die Taschen. Aber dann sah er mich an, und ich bemerkte ein Funkeln in seinen Augen. »Außer natürlich, jemand wäre bereit, meine Leibwächterin zu sein?«
»Träum weiter«, sagte ich, tätschelte aber liebevoll seine Schulter.
»Los jetzt, Casanova«, sagte Catcher und schob ihn in Richtung Wagen. »Lass uns mal die Festplatte ausprobieren, die du reformiert hast.«
»Formatiert.«
»Egal.«
Wir verabschiedeten uns, und mein Großvater folgte Catcher und einem verlegenen Jeff in das Oldsmobile, um in das Büro in der South Side zurückzukehren. Die restlichen Formwandler – Gabriel, Adam, Jason, Robin und eine Handvoll blonder Männer, von denen ich annahm, dass es sich bei ihnen um weitere alphabetisch benannte Keenes handelte – kamen heraus und versammelten sich vor der Tür. Ein Lkw hielt vor dem Bürgersteig, und zwei
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