Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
weitere Männer sprangen heraus. Sie trugen große Spanplatten zu dem zerstörten Panoramafenster hinüber, um es zuzunageln. Während Gabriels restliche Brüder die Handwerker anwiesen, was zu tun war, kamen er, Adam und die anderen Rudelanführer zu uns herüber.
»Wir sind euch für eure Diskretion heute Abend dankbar«, sagte Gabriel.
»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, meinte ich.
Ethan verdrehte die Augen. »Vampire können sich nicht mehr den Luxus leisten, vorsichtig zu sein, aber ich verstehe die Notwendigkeit, diskret zu sein. Werdet ihr die Versammlung unter den gegebenen Umständen noch geheim halten können?«
»Darüber mache ich mir keine Sorgen. Wir kommen nach Chicago, wir treffen uns, wir verlassen Chicago und verteilen uns wieder auf die entsprechenden Territorien.«
»Und wessen Territorium ist Chicago?«, fragte Ethan, der seinen Kopf zur Seite gelegt hatte. »Du sagtest, dass Chicago eine mächtige Stadt ist. Aber von wessen Macht hast du gesprochen?«
Gabriel schüttelte den Kopf. »Du willst die Antwort auf diese Frage nicht hören, Vampir. Während wir auf die Versammlung warten, kümmern wir uns um die Nachforschungen zu dieser Sache.«
»Und bis dahin?«, fragte Ethan und sah sie der Reihe nach an. »Seid ihr ausreichend geschützt?«
Gabriel nickte. »Über den alltäglichen Kram mache ich mir keine Gedanken; es ist das Massentreffen der Rudelmitglieder, das mir Kopfzerbrechen bereitet. Kommt ihr angesichts dieses Theaters hier immer noch mit auf die Versammlung?«
Ethan dachte darüber nach. »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich und meine Hüterin direkt in die Schusslinie bringe?«
Gabriel lachte laut auf. »Wenn ich davon ausgehe, was ich heute gesehen habe, liegt die bei hundert Prozent.« Er beugte sich zu mir. »Pack so viel Stahl wie möglich ein, Kätzchen. Du wirst vermutlich ein ganzes Waffenlager brauchen.«
»Habt ihr schon den Ort festgelegt?«, fragte Ethan.
»Das Viertel wissen wir schon, wir müssen aber noch die letzten Details klären.« Er verstummte, als er auf das blickte, was von der Bar übrig geblieben war, und sah auf die Uhr. »Es ist halb drei. Ich kümmere mich um die Sachen hier und rufe euch noch vor Sonnenaufgang an.«
Ethan nickte und reichte Gabriel die Hand. »Wir warten auf deinen Anruf und bereiten uns für Freitag auf das Schlimmste vor.«
Gabriel lachte lauthals, als sie sich die Hände gaben. »Ohne Ausnahme immer der Vampir, Sullivan. Immer der Vampir.«
»Was sollte ich sonst sein?«, sagte Ethan nachdenklich.
Nachdem wir das geklärt hatten, gingen wir zu Ethans Wagen hinüber.
»Übrigens«, sagte er, als er den Wagen angelassen hatte, »die Jacke gefällt mir.«
Das unbehagliche Gefühl, das eben zwischen uns existiert hatte, löste sich im engen Raum des Wagens auf. Er ließ mich bei Saul’s, meinem Lieblingspizzamann in Wicker Park, anrufen und eine Pizza zum Mitnehmen bestellen – vielleicht, weil er meine Jacke mochte, vielleicht, weil ich auf Bernas Kohlrouladen hatte verzichten müssen. Er parkte vor dem Laden, und ich kam fünfzehn Minuten später mit einer extragroßen »Saul’s Best« heraus, einer echten Chicago-Style-Pizza: fast acht Zentimeter Kruste sowie Käse, Fleisch und Sauce (in dieser Reihenfolge). Ethan würde sich sicherlich über die ordentliche Portion Fett beschweren, aber für eine Vampirin mit einem spätabendlichen – oder vielmehr frühmorgendlichen – Appetit und einem Nach-Mordanschlags-Hunger war es genau das Richtige. Zumindest nahm ich es an, denn das war das erste Mal, dass mir so etwas passiert war.
Als ich zum Wagen zurückkehrte, telefonierte Ethan gerade. Er hatte das Telefon laut gestellt, also konnte ich zuhören, als er Luc und Malik auf den neuesten Stand der Dinge bezüglich der nächtlichen Ereignisse, Gabriels versprochenem Telefonanruf und unserer neuen Pläne für Freitagabend brachte.
Ich sah mich einer gewölbten Augenbraue gegenüber, als ich mit der Pizzaschachtel auf dem Schoß hereinrutschte, vermutlich aufgrund ihrer kolossalen Größe. Sie dampfte auf den Knien meiner Anzughose und hinterließ sicherlich Fettflecken. Was für ein Glück, dass ich noch über ein paar Ersatzhosen verfügte.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Ethan seiner Hüterin Fettflecken auf der Hose erlaubte.
Als er den Anruf beendet hatte und mein Magen laut genug knurrte, um im Auto gehört zu werden, machten wir uns auf den Rückweg nach Hyde Park.
»Es war eine
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