Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
ihm die Unsterblichkeit geschenkt hatte, wollte sich ihr gegenüber anständig verhalten. Aber ich war mir nicht sicher, ob er den richtigen Ansatz damit verfolgte, einer Verbrecherin Unterschlupf zu gewähren – Meisterin hin oder her.
Während mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, war ich vieleicht bereit, über eine Mitgliedschaft in der Roten Garde nachzudenken …
»Ist sie noch in Chicago?«
»Das weiß ich nicht.«
Ich machte Ethan nach und hob eine Augenbraue.
»Ehrlich«, sagte er mit hoch erhobenen Händen. »Ich habe ihr gesagt, dass sie nicht hierbleiben kann. Ich sagte ihr, dass ich sie nicht dem Greenwich Presidium melden würde, aber dass sie nicht hierbleiben könne.« Und dann geschah etwas Interessantes – plötzlich war da ein Funkeln in seinen Augen, ein Hinweis auf eine meisterhafte Strategie. »Aber ich habe ihr nicht versprochen, es dir nicht zu erzählen.«
Wie nett von ihm, mich damit zu belasten, aber ich konnte es jetzt auch nicht mehr ändern.
»Irgendeine Idee, wo sie sein könnte?«
Morgan lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Keine konkrete. Aber wir reden hier von Celina – sie liebt Mode, Eleganz.« Er deutete auf das Büro um uns herum. »Das beste Beispiel ist dieser Raum. Er ist praktisch ein Museum.«
»Eine Hommage an sie?«
Er sah zu mir auf, und ihm saß der Schalk im Nacken. Einen Augenblick lang sah ich das, was mich an Morgan von Anfang an interessiert hatte. Ethan beschwerte sich die ganze Zeit darüber, dass Morgan »zu menschlich sei«, aber es war diese Menschlichkeit, die für seinen altklugen Sinn für Humor verantwortlich war und für das Mitgefühl seiner früheren Meisterin gegenüber. Wie unverdient das auch sein mochte.
»So etwas in der Art, ja«, sagte er. »Wenn sie sich also dazu entschlossen hat, in Chicago zu bleiben, dann könntest du etwas richtig Nettes erwarten. Sie würde sich ganz bestimmt nicht mit anderen ein Vierfamilienhaus teilen. Du müsstest in Hyde Park, Gold Coast oder Streeterville nach ihr suchen.
Nach etwas mit einem Portier, einem Aufzug, einem Ausblick. Ein Penthouse. Eine Eigentumswohnung am Michigansee. Eine Villa aus dem Goldenen Zeitalter. Etwas in der Richtung. Aber ich glaube nicht, dass sie hiergeblieben ist. Ihr Gesicht war im Fernsehen, und es gibt einfach zu viele Leute, die sie hier erkennen könnten.«
Ich war mir nicht sicher, ob ich seiner Argumentation Glauben schenken sollte, dass sie den langen Weg in die Staaten auf sich genommen hatte, nur um mich zu schikanieren und dann wieder nach Europa zu fliegen. Aber andererseits folgte Celina auch nicht wirklich denselben Regeln wie der Rest des Planeten. »Was meinst du denn, wo sie steckt?«
Morgan blies die Backen auf. »Ehrlich? Ich würde eine Menge Geld auf Frankreich wetten. Da kommt sie her, und solange sie in Europa ist, hat sie sowohl das Greenwich Presidium als auch das Chicago Police Department vom Hals.«
Trotz meiner Zweifel schien er recht zu haben. »Nun, vielen Dank jedenfalls für die Info.«
Er zuckte mit den Achseln. »Was wirst du jetzt machen?«
»Ich werde es Ethan erzählen.« Ich war mir nicht sicher, was Ethan tun würde.
Wenn auch nur die geringste Chance bestand, dass Celina noch in Chicago war, dann würde er sich ihr mit Sicherheit nach der Versammlung widmen. Aber heute hatten wir schon mehr als genug zu tun.
»Natürlich wirst du das«, sagte Morgan mit beleidigter und gereizter Stimme, wie ein Kleinkind. Das war der Nachteil seiner Menschlichkeit.
»Du wirst dich vieleicht daran erinnern, dass er mein Meister ist. Die Ehrerbietung, die du Celina erweist, erweise ich ihm.«
Morgan setzte sich wieder aufrecht hin und drehte sich mit seinem Stuhl den Papieren auf seinem Schreibtisch zu. »Und natürlich ist deine Beziehung zu ihm rein geschäftlich, da du ja immer auf seiner Seite stehst.«
»Ich stehe immer auf der Seite Cadogans. Darauf kommt es bei der Hüterin an.«
»Was auch immer«, sagte er. »Du hast Ethan angegriffen.«
»Das habe ich.«
»Und dennoch stehst du hier vor mir.« Er musterte mich eingehend, und ich bemerkte, wie der Blick, den ich früher wahnsinnig attraktiv gefunden hatte, unangenehm lüstern wurde. »Keine Bestrafung für den ich früher wahnsinnig attraktiv gefunden hatte, unangenehm lüstern wurde. »Keine Bestrafung für die Lieblingsschülerin?«
»Ich bin bestraft worden«, versicherte ich ihm, auch wenn ich zugeben musste, dass meine Ernennung zur Vorsitzenden des Party-Ausschusses
Weitere Kostenlose Bücher