Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
gebeten haben, und ich muss noch ein paar Dokumente hochladen. Ich melde mich wieder.«
»Danke, Jef f !«, sagte ich und schaltete das Handy aus.
Für einen Augenblick herrschte Stille in der Operationszentrale.
Dann sah ich auf und betrachtete die Vampire im Raum. »Hat jemand einen Vorschlag, bevor ich mich auf den Weg zu unserem offensichtlichen Drogenhändler mache?«
»Wie stehst du zur Todesstrafe?«, knurrte Luc.
»Ich würde es bevorzugen, nicht zugleich Richter, Geschworener und Henker spielen zu müssen«, sagte ich. »Aber wenn ihr Vorschläge zu meiner Vorgehensweise oder strategische Überlegungen zu bieten habt, dann würde ich sie mir gerne anhören.«
Ethan tätschelte mir gutmütig den Rücken. »Brave Hüterin.«
KAPITEL SECHZEHN
DER TÄTER
Lindsey begleitete mich auf mein Zimmer, als ich hochging, um mir meine Stiefel anzuziehen und das Schwert einzustecken. Bei Ausflügen in die Öffentlichkeit ließ ich es normalerweise zurück, aber Paulie Cermak war ein mutmaßlicher Drogenbaron, und er würde schon den Heimvorteil haben. Bei einer solchen Exkursion würde ich meinen Stahl niemals zu Hause lassen.
Wir betraten mein Zimmer und schlossen die Tür hinter uns. Lindsey machte es sich auf dem Bett gemütlich, ich setzte mich auf den Fußboden und zog mein Schwert aus seiner Scheide, um es zu pflegen. Erst nach ein paar Minuten rückte Lindsey mit dem heraus, was sie mir offensichtlich schon die ganze Zeit hatte sagen wollen.
»Wir haben miteinander geschlafen«, sagte sie hölzern.
Ich wischte die Klinge mit einem Blatt Reispapier sauber. »Ich kann mich nicht erinnern, mit dir geschlafen zu haben.«
»Ich habe mit Connor geschlafen.«
Ich sah zu ihr auf und konnte meine Enttäuschung nicht verbergen. Connor war ein Vampir meines Initiantenjahrgangs, ein netter Kerl, mit dem Lindsey schon seit unserer Aufnahme in das Haus geflirtet hatte. Er war auf seine Art süß und charmant … aber er war kein Luc.
»Wann ist das passiert?«
»Ich bin von der Temple Bar nach Hause gekommen, und wir haben mit ein paar Leuten noch unten im Wohnzimmer gequatscht, und dann waren auf einmal alle müde und sind ins Bett gegangen. Alle außer ihm, meine ich. Und dann führte eins zum anderen … «
Nachdem ich die Klinge gesäubert hatte, führte ich sie wieder in die Schwertscheide ein. »Eins führte zum anderen, und dann hast du mit einem Neuvampir geschlafen?«
»Tja, scheint so.«
Was mir an dieser Darstellung ungewohnt vorkam, war der Umstand, dass es sie so beschäftigte. Lindsey war nun wirklich keine Grüblerin, und es passte nicht zu ihr, sich über so etwas ernsthaft Gedanken zu machen. Vielleicht hatte Luc ja doch Fortschritte zu verzeichnen.
Ich neigte meinen Kopf zur Seite. »Aber warum machst du dir deswegen einen Kopf?«
Lindsey wich meinem Blick aus. Ihre gesamte Haltung drückte Schuldbewusstsein aus – von den Händen, die sie in den Schoß gelegt hatte, bis zu dem offensichtlichen Versuch, ihren Kopf zwischen den Schultern verschwinden zu lassen.
Mir fiel der schnippische Ton in Lucs Stimme wieder ein, und ich dachte mir meinen Teil. »Luc hat es also mitbekommen?«
Sie nickte.
»Oh, Mist! Lindsey!«
»Ja, Mist!« Als sie mich wieder ansah, lief ihr eine Träne die Wange hinunter. Sie wischte sie lässig weg, aber ihre offensichtlichen Gewissensbisse konnte sie nicht überspielen.
»Das mit Connor – ist das nur ein Techtelmechtel? Ist das nur passiert, weil es eine wirklich anstrengende Nacht war?«
»Das weiß ich doch nicht. Das ist doch immer mein Problem. Ich meine – ich weiß nicht … Ich bin nicht bereit, mich« – sie wedelte wild mit den Armen herum –, »na ja, mich langfristig zu binden.«
»Nicht bereit? Du bist über hundert Jahre alt.«
»Das hat doch damit überhaupt nichts zu tun. Okay, Luc und ich haben uns vor langer, langer Zeit kennengelernt. Er hatte eine Freundin; ich hatte einen Liebhaber. Natürlich ist er heiß. Das sieht doch eine Blinde mit Krückstock. Aber wir haben uns als Freunde kennengelernt, und ich fände es besser, wenn wir Freunde blieben, als uns irgendwann in Todfeinde zu verwandeln.«
Ich sah sie unsicher an. »Wie könntet ihr denn Todfeinde sein? Ich bezweifle, dass er überhaupt Todfeinde hat. Na ja, mal abgesehen von Celina. Und Peter.«
»Peter auf jeden Fall«, bestätigte sie und zuckte dann mit den Achseln. »Ich weiß es doch nicht – die Unsterblichkeit kann ganz schön lange dauern. Ich könnte verdammt lange
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