Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
Dach mit verwitterten grauen Schindeln gedeckt war. Die Fläche vor seinem Haus wurde in Ordnung gehalten, der Rasen war frisch gemäht, aber von Gartenkunst konnte man kaum sprechen. Die Reste einer Fast-Food-Tüte verteilten sich über das Gras; vermutlich hatte der Rasenmäher sie erwischt, und niemand hatte sich die Mühe gemacht, die Schnipsel wegzuräumen.
Einen Vorteil hatte das Haus allerdings im Vergleich zu allen anderen in der Gegend: Es besaß eine Garage. Sie war nicht direkt an das Haus angebaut worden, aber es war trotzdem eine Garage, und sie bot ihm die Möglichkeit, das zu umgehen, was Tausende Chicagoer jeden Tag tun mussten – in ihrer Wohngegend auf der Straße parken.
Ich stellte mein Auto ein paar Häuser weit entfernt ab, schnappte mir mein Schwert und nahm eine kleine schwarze Taschenlampe aus dem Handschuhfach. Als ich aus dem Wagen gestiegen war, gürtete ich mir das Schwert um und schob die Taschenlampe in meine Tasche. Dann schloss ich das Auto ab, ließ meinen Blick noch einmal auf der Suche nach umherziehenden McKetricks – oder Zivilstreifen – durch die Gegend schweifen, und ging dann los.
Ich war seit einigen Monaten Hüterin. Das Kämpfen gefiel mir nicht besonders, aber ich hatte mich daran gewöhnt. Was mich immer noch nervös machte, waren die Momente vor einer Schlacht. Als ich mit Jonah die Michigan entlanggegangen war, war ich nervös gewesen, aber immerhin hatte er mir Gesellschaft geleistet und mich von meiner bevorstehenden Aufgabe abgelenkt. Jetzt bewegte ich mich allein durch diese dunkle, stille Gegend und hörte nichts anderes in meinem Kopf außer meinen eigenen Gedanken.
Ich hasste diese angespannte Ruhe vor dem möglichen Ausbruch von Gewalttätigkeiten.
Neben dem schwarzen Plastikbriefkasten des Hauses blieb ich stehen. Seine rote Flagge war nach oben gerichtet, aber ich widerstand dem Verlangen, den Kasten zu öffnen und zu kontrollieren, was er verschickte. Ich hatte schon genügend Probleme; eine Verletzung des Briefgeheimnisses musste ich mir nicht auch noch einheimsen.
Kein Lichtschein drang aus Cermaks Garage. Auch der erste Stock lag im Dunkeln. Nur im Erdgeschoss war Licht zu erkennen. Die Sicherheitstür stand offen; die Fliegengittertür war geschlossen.
»Fang mit der Garage an«, murmelte ich und schlich mich über das Gras zur anderen Grundstücksseite. Die Zufahrt, wenn man sie so nennen konnte, bestand aus zwei schmalen Betonstreifen, die die Reifen nur unzureichend vor Schlamm schützten.Ich blieb auf dem Rasen, um das Geräusch meiner Schritte zu dämpfen. Ich hatte zwar vor, irgendwann einfach an die Vordertür zu klopfen, aber ich wollte mir erst mal einen Überblick verschaffen, und dazu musste ich unbemerkt herumschleichen.
Die Garage war recht schmal und älteren Datums mit einem hölzernen Rolltor, das oben zwei kleine Fenster hatte. Ich zog meine Taschenlampe hervor, schaltete sie mit einer Drehung ein und wagte einen Blick ins Innere.
Ein Prickeln lief mir über den Rücken.
In der Garage stand ein auf Hochglanz polierter Mustang. Derselbe Wagen, den wir auf den Videos der Überwachungskameras gesehen hatten – ein Coupé mit weißen Rallyestreifen und den typischen Lufthutzen eines Mustangs. Der Wagen war ein Augenschmaus. Was für hässliche Seiten Cermak auch immer haben mochte, an seinem Geschmack in Bezug auf Autos hatte ich nichts auszusetzen.
Ich machte ein Foto mit meiner Handykamera und hakte innerlich das »Finde den Wagen«-Kästchen ab. Nächster Punkt: das Haus.
Ich überquerte den Rasen und ging zu der kleinen Betonveranda. Durch die Fliegengittertür war eine Fernsehsendung aus den Achtzigern zu hören – einschließlich des üblichen eingespielten Gelächters.
Als ich die Veranda betrat, packte ich mit meiner linken Hand den Schwertgriff, um mich zu beruhigen. Ich konnte durch den Flur in die Küche sehen, in der ein avocadogrüner Herd und ein Kühlschrank standen. Das Hausinnere war kärglich eingerichtet, die Möbel hätten auch in einem Motel stehen können. Einfach und sparsam, aber zweckdienlich.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«
Ich blinzelte, als ein Mann an die Tür kam – der Mann, den die Überwachungskameras vor der Temple Bar aufgenommen hatten. Er trug ein Yankees-Sweatshirt, das schon bessere Zeiten erlebt hatte, und abgewetzte Jeans. Sein Lächeln zeigte gepflegte weiße Zähne. Er mochte vielleicht in Chicago wohnen, aber sein Akzent war hundertprozentig New York City.
Ich entschloss
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