Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
das schon?«
»Gehört zu meinen besseren Eigenschaften«, sagte ich und knabberte an meinem Mallocake. Der Geschmack der Schokolade wirkte fast wie eine Droge auf mich, er beruhigte mich sofort.
Ethan nahm selbst einen Bissen. »Nicht schlecht, Hüterin.«
»Ich habe sicher ein paar Probleme«, gab ich zu. »Meine Spürnase für gutes Essen gehört allerdings nicht dazu.«
Für einen Moment aßen wir ungestört im Garten unseren kleinen Imbiss.
»Ich habe dir gesagt, dass du meine Schwachstelle bist«, sagte er. »Aber auch meine starke Seite. Ich sprach diese Worte aus und habe dann dein Vertrauen enttäuscht. Das ist mir jetzt klar geworden, und ich möchte dich in aller Form um Entschuldigung bitten.« Er hielt inne. »Was müsste ich tun, um dich davon zu überzeugen, mir eine zweite Chance zu geben?«
Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber es war trotzdem deutlich, wie viel Bedeutung in seinen Worten lag. Ich musste mich von ihm abwenden, denn mir standen die Tränen in den Augen. Es war eine berechtigte Frage, aber keine, auf die es eine einfache Antwort gab. Was war notwendig, um mein Vertrauen in ihn wiederherzustellen? Was war notwendig, um mich wieder glauben zu lassen, dass er sich für mich entschieden hatte, auf Gedeih und Verderb und ohne Rücksicht auf die politischen Folgen?
»Ich bin mir nicht sicher, ob du mich davon überzeugen kannst. Ich lerne zu schnell.«
»Und ich habe dich gelehrt, dass ich dich bei der erstbesten Gelegenheit verraten würde?«
Jetzt suchte ich seinen Blick. »Du hast mich gelehrt, dass ein Teil von dir immer damit befasst sein wird, den nächsten Schritt zu planen, den Schein zu wahren, Strategien zu entwickeln oder Bündnisse zu knüpfen. Du hast mir beigebracht, dass ich niemals sicher sein kann, dass du mich nur um meiner selbst willen gewählt hast – nicht, weil ich dir Mittel zum Zweck bin oder weil es dir gerade in den Kram passt. Du hast mir beigebracht, dass ich nie wissen kann, ob du deine Meinung nicht doch änderst, wenn sich dadurch ein strategischer Vorteil ergibt.«
Ethans Lächeln verschwand, und zum ersten Mal sah er sich mit der Möglichkeit konfrontiert, dass seine Handlungen unabänderliche Konsequenzen haben könnten. »Du glaubst nicht, dass ich mich ändern kann?«
Meine Antwort fiel sanfter aus. »Eine Beziehung hat meiner Ansicht nach wenig Sinn, wenn ich dich erst bitten muss, dich zu ändern, oder?«
Er sah zur Seite und seufzte sorgenvoll. »Das scheint mir eine Schlacht zu sein, die ich nicht gewinnen kann.«
»Liebe sollte kein Krieg sein.«
»Aber wenn man darum nicht kämpfen muss, welchen Wert hat sie denn überhaupt?«
Wir schwiegen so lange, dass die Grillen auf den Grünflächen in unserer Nähe zu zirpen begannen.
»Gibt es etwas, was du mir über Jonah erzählen möchtest?«
Mir blieb fast das Herz stehen, denn diese plötzliche Frage legte die Möglichkeit nahe, dass mein Geheimnis aufgedeckt worden war. »Nein«, antwortete ich. »Warum fragst du?«
»Er scheint sich für dich zu interessieren. Kennt ihr euch gut?«
Gottlob hatte ich mir auf diese Frage bereits eine Antwort zurechtgelegt. »Wir haben uns in der Nacht des Angriffs auf die Temple Bar unterhalten.« Die reine Wahrheit.
»Sonst noch etwas?« Er sah mich misstrauisch an, musterte mich eingehend, als ob er herauszufinden versuchte, wie ehrlich ich zu ihm war.
»Nein.«
»Lüg mich nicht an, Merit!«
»Bittest du mich, nicht zu lügen, weil wir Freunde sind, weil wir Liebende sind oder weil ich eine Vampirin deines Hauses bin?«
Er starrte mich mit großen Augen an. »Ich erwarte in jeder Hinsicht deine Ehrlichkeit.«
»Du erwartest meine Treue, und ich schulde sie dir. Das ist nicht dasselbe.«
Diesmal kniff er die Augen zusammen. »Was geschieht hier? Was hast du mir vorenthalten?«
»Nichts, was ich dir im Augenblick mitteilen könnte.« Und damit war es ausgesprochen. Ich hatte ihm nichts über die Rote Garde erzählt, auch nicht, dass sie mir die Mitgliedschaft in ihren Reihen angeboten hatten oder welche Rolle Jonah in ihrer Organisation spielte, aber ich hatte ihm eingestanden, dass ich ihm gegenüber nicht ganz ehrlich gewesen war. Dass ich ihm Informationen vorenthalten hatte.
Er blinzelte entsetzt. »Du verfügst über Informationen, die du nicht mit mir teilst?«
»Ich verfüge über Informationen, die ich nicht an dich weiterzugeben befugt bin«, stellte ich klar. »Andere haben diese Informationen gesammelt, und ich
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