Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
Abwesenheit im Haus angerufen. Er hat Malik wissen lassen, dass er weitere Verzögerungen nicht mehr hinnimmt und in achtundvierzig Stunden meinen Haftbefehl ausführen lassen wird.«
»Fantastisch«, murmelte ich.
Er erwiderte meinen Blick. Seine Augen waren zu funkelnden Smaragden geworden. »Wir sollten über den Kuss reden.«
Diesmal errötete ich. »Gibt es da was zu besprechen? Wir waren beide auf Droge.«
Er sah mich ausdruckslos an; ich wich seinem Blick aus.
»Gib wenigstens zu, dass mehr dahintersteckte als nur die Drogen«, sagte er leise.
Ich sah zur Seite, knabberte an meiner Unterlippe und wunderte mich darüber, wie ironisch das Leben sein konnte. Ich hatte Ethan geküsst, und er wollte mit mir über unsere Beziehung sprechen. Wir hatten die Rollen getauscht.
»Es steckt schon mehr dahinter«, räumte ich schließlich ein. »Aber du weißt, was ich davon halte.«
»Bist du immer noch nicht von meinen edlen Absichten überzeugt?«
Er schaffte es in letzter Zeit immer häufiger, mich zu überzeugen, dachte ich, aber konnte ich ihm das sagen? Zu verkünden, dass ich ihm noch immer nicht ganz traute, würde sich grausam anhören und war auch nicht die ganze Wahrheit – aber wie konnte ich eingestehen, dass er auf dem besten Weg war, mich zu überzeugen, ohne dass ich Gefahr lief, mir erneut das Herz brechen zu lassen?
Ein peinliches Schweigen folgte. Glücklicherweise wechselte er das Thema. »Was würdest du an meiner Stelle wegen des V tun?«
»Ich bin nicht an deiner Stelle.«
»Stell dir einmal vor, dass es so wäre«, sagte er. »Stell dir vor, dass es deine Aufgabe ist, ein Haus zu beschützen. Stell dir vor, ein Bürokrat hat dir mitgeteilt, dass du ein drängendes Problem nicht aus der Welt schaffen darfst, weil es dazu führen könnte, dass dieses Problem zu sehr an das Licht der Öffentlichkeit gerät.«
Ich setzte mich auf und schlug die Beine übereinander. »Du hast deine Frage bereits beantwortet, oder nicht? Die Sicherheit deiner Vampire ist jetzt gefährdet, und die politischen Implikationen würden erst in der Zukunft eintreten. Kümmere dich um das aktuelle Problem! Entschuldige dich hinterher, statt vorher um Erlaubnis zu bitten.«
»Und wenn das Haus deswegen unter Zwangsverwaltung gestellt wird?«
»Dann können wir nur hoffen, dass der Sachwalter klüger ist als der Anführer des GP .«
Endlich lächelte Ethan ein wenig. Dieser Anblick erweckte ihn mir das überraschende Bedürfnis, seine Sorgen teilen zu wollen, um ihn wieder sorgenfrei lächeln zu sehen. Ich wollte ihm helfen, so wie er es eben mit der Schokolade bei mir versucht hatte – auch wenn er kläglich gescheitert war.
»Ich habe eine Idee«, sagte ich.
»Was denn?«
Ich zögerte, um es mir noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen, sagte aber dann: »Triff mich in fünf Minuten draußen am Brunnen!«
Er hob eine gepflegte Augenbraue. »Warum?«
»Weil ich es sage. Vertrau mir!«
Er dachte einen Moment nach und nickte dann. »Nun gut! In fünf Minuten.« Er stand auf und ging zur Tür. Bevor er den Raum verließ, sah er zu mir zurück. »Zweifle niemals daran, Merit – ich vertraue dir.«
Er verließ mein Zimmer, und ich stieg aus meinem Bett. Meine Kopfschmerzen ließen langsam nach, und ich begab mich an die Arbeit.
Die Gartenanlagen von Haus Cadogan waren eindrucksvoll, von der Laufbahn über den gemauerten Barbecue-Grillplatz bis zum Barockgarten hinter dem Haus. In der Mitte der Gartenfläche befand sich ein Brunnen, dessen sprudelnde Fontänen die Vampire erfreuten, die sich auf den Bänken in seiner Nähe niederließen.
Ich zog meine Schuhe aus, nachdem ich die Ziegelsteinterrasse an der Hausrückseite überquert hatte, und schloss genüsslich die Augen, als ich das weiche, kühle Gras unter meinen Füßen spürte.
Deine fünf Minuten sind fast vorbei, sagte Ethan wortlos. Ich lächelte, als ich zum Brunnen tapste.
Hältst du mir nicht ständig Vorträge über Geduld?
Eine komplett überbewertete Tugend, antwortete er in einem Tonfall, der vor Sarkasmus troff.
Er saß entspannt auf einer der Bänke, der einzige Vampir weit und breit, und ließ es sich offensichtlich gut gehen. Er hatte die Augen geschlossen und es sich bequem gemacht; ein Fuß auf der Bank, der andere auf dem Boden. Einen Arm hatte er über die Rückenlehne gelegt, die andere Hand ruhte auf seinem Bauch. In seinem weißen Hemd und der Anzughose sah er eher wie ein Lebemann des frühen neunzehnten Jahrhunderts aus,
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