Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
Anschuldigung. Darius wird es nicht sagen – es ist nicht sein Stil, so etwas auszusprechen – , aber es sollte in Erwägung gezogen werden.«
»Nämlich?«
»All dies fing erst an, als du Mitglied des Hauses Cadogan wurdest.«
Das Herz schlug mir bis zum Hals. »Wie bitte?«
Er hielt eine Hand hoch. »Lass mich bitte aussprechen! Celina scheint auf Gedeih und Verderb von dir besessen zu sein. Du ziehst in das Haus sein, du ringst ihr ein Geständnis ab, und die offensichtliche Folge ist, dass du und vielleicht auch Ethan ihr neues, bevorzugtes Ziel seid.«
Ich zwang mich, mir auf die Zunge zu beißen. Ethan hatte ihm eindeutig nicht erzählt, dass ich zu Celinas geplanten Mordopfern gezählt hatte, dass er mich verwandelt und in das Haus aufgenommen hatte, weil Celina einen Abtrünnigen angeheuert hatte, der den Auftrag vermasselte. Ich wusste nicht, wie Charlie zu seiner Schlussfolgerung gelangt war, aber ich würde dem GP sicherlich nicht die Wahrheit auf die Nase binden. Es kam mir sehr entgegen, wenn das GP so gut wie gar nichts über mich wusste.
»Wir wissen von der heiklen Situation mit den Breckenridges«, fuhr Charlie fort, »und auch, dass sie dich direkt vor dem Haus angegriffen hat. Leugnest du, dass du eins ihrer bevorzugten Ziele zu sein scheinst?«
»Nein«, lautete meine Antwort. Es wäre unmöglich, das zu leugnen. Allerdings war ich nicht ihr einziges Ziel. »Aber auch Haus Cadogan ist ihr Ziel. Chicago ist ihr Ziel.«
Ein plötzliches schrilles Piepsen ersparte ihm die Antwort. Er hob sein Handgelenk und gab den Blick auf eine quadratische Armbanduhr mit integriertem Taschenrechner anno 1984 frei.
Nachdem er einige Knöpfe bedient hatte, lächelte er schuldbewusst. »Ich war von dieser Technologie absolut fasziniert, als sie herauskam, und habe seitdem nichts Neues gefunden, das an sie herankommt. Einfach und effizient.«
»Gratuliere«, sagte ich und musste all meine Willenskraft aufbringen, um mir einen weiteren sarkastischen Kommentar zu verkneifen.
Charlie stand auf und kam auf mich zu. Offenbar war er für heute fertig mit seinem Vortrag. »Ich hoffe, es wirkt nicht so, als ob ich dich verärgern oder dir die Schuld an ihrem Fehlverhalten geben wollte. Sie ist eindeutig eine Frau, die ihren eigenen Willen hat und ihn auch durchsetzen will. Aber denk bitte an die Möglichkeit, dass deine Handlungen – als Hüterin dieses Hauses, mit allen dazugehörigen Verpflichtungen – auch Einfluss auf ihr Verhalten haben.«
Ich wich zur Seite, um ihm die Tür freizugeben.
»Wir wünschen deinem Haus nur das Beste. Wir wollen nichts anderes, als dass alle amerikanischen Häuser blühen und gedeihen.«
»Ich werde es Ethan wissen lassen«, sagte ich höflich. Innerlich kochte ich allerdings, und ich ging davon aus, dass auch Ethan eine sehr deutliche Meinung zu dem Thema hatte.
»Ausgezeichnet. Auf Wiedersehen, Merit!«
»Auf Wiedersehen, Charlie!«
Er verließ den Raum gut gelaunt und mit einem geschäftstüchtigen Lächeln und hinterließ bei mir … Unsicherheit.
Hatte er recht? Hatten wir Celinas Eskapaden erst ins Rollen gebracht, weil wir auf sie reagiert hatten? Wurden Vampire unter Drogen gesetzt und Menschen getötet, weil wir sie herausgefordert und dazu gezwungen hatten, gegen Haus Cadogan vorzugehen wie eine eingeschüchterte halbwüchsige Jugendliche – mit roher Gewalt?
Es war nicht fair, die Verantwortung für Celinas Taten uns anzulasten. Wir hatten alles getan, um die richtigen Entscheidungen für Cadogan und Chicago zu treffen, und am Ende war sie für die Morde an Menschen verantwortlich. Sie hatte uns erpresst und sorgte vermutlich jetzt für den Verkauf dieser Drogen. Diese Entscheidungen hatte sie allein getroffen.
Trotzdem nagte Charlies Unterstellung an mir. Selbst wenn sie diese Verbrechen eindeutig begangen hatte, war nicht ganz auszuschließen, dass wir – und sei es nur zum Teil – der Grund dafür waren, weil sie sich von mir und Ethan provoziert fühlte. Zumal sie alles daransetzte, uns in Schwierigkeiten zu bringen. Weil sie das vampirische Schachspiel gewinnen wollte, das sie begonnen hatte und bei dem sie nun wieder am Zug war.
Ich hasste diesen Gedanken, die Möglichkeit, dass die tagtäglichen Kämpfe, die wir durchzustehen hatten, irgendwie unsere eigene Schuld waren, egal, wie gut wir es nun meinten.
Aber was hätten wir sonst tun sollen? Wir konnten ihr nicht einfach freie Hand lassen und Chicago ins Chaos stürzen, nur um ihr kindisches
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