Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
auch schon gekommen.«
»Dachte ich mir. Nichts für ungut, aber Sullivan gilt selbst unter Vampiren als erstklassiger Strippenzieher.«
Ich lachte laut auf. »Ich hätte es selbst nicht besser ausdrücken können. Er ist ein guter Meister. Er denkt ständig an das Wohl seines Hauses.« Und lässt dabei alles andere außen vor , fügte ich innerlich hinzu.
»Und ihr beiden – ?«
Ich schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab. Die meisten Vampire Cadogans wussten, dass Ethan und ich eine Nacht miteinander verbracht hatten, und Jonah als Mitglied einer Untergrundgruppe hatte sicherlich davon erfahren. Aber auch wenn ich es zu schätzen wusste, dass er mir die Gelegenheit bot, reinen Tisch zu machen, ärgerte es mich doch, dass er so unverhohlen davon ausging, dass ich zu einer Belastung werden könnte, ob nun in emotionaler oder anderer Hinsicht. Es wäre schön gewesen, wenn wir einen sauberen Neuanfang hätten hinlegen können.
»Wir sind nicht zusammen«, versicherte ich ihm.
»Ich wollte nur herausfinden, ob ich mich auf unvorhergesehene Komplikationen einstellen muss.«
»Nicht von seiner Seite«, betonte ich. Sehr zur Ethans Enttäuschung übrigens, aber das sagte ich nicht laut.
Wir machten einigen Teenagern Platz, die gut gelaunt die Michigan Avenue entlangeilten. Es war zwei Uhr morgens und die Geschäfte schon lange geschlossen, aber es war Sommer, und die Schule hatte noch nicht wieder angefangen. Ich nahm an, dass ein Spaziergang auf der Michigan für Teenager, die zu viel Zeit zur Verfügung hatten, eine recht sichere Angelegenheit war.
»Nun, Max war ein Vampir mit Kräften, die denen eines Meisters gleichkamen, aber er hatte kein Haus. Das GP hielt ihn für labil und verweigerte ihm den offiziellen Status. Sie hatten recht, was seine Labilität anging. Wenn ich raten sollte, dann litt Max als Mensch schon unter einer bipolaren Störung, und die Wandlung zum Vampir hat da nicht wirklich geholfen.«
»Dann war es vermutlich keine so gute Idee, ihn unbeaufsichtigt durch Kansas City laufen zu lassen.«
»Genau das war das Problem. Das GP hielt ihn für geistig nicht gesund, was bedeutete, dass ein von sich selbst überzeugter Psychopath durch die Gegend rannte und einen Vampir nach dem anderen erschuf. Mit dem Aufbau des Hauses Murphy konnte das GP dann nicht nur die Abtrünnigen unter Kontrolle bringen, sondern auch Max in den Griff bekommen. Sie haben Rich das Haus angetragen und uns Straffreiheit zugesagt und von der Mitgliedschaft überzeugt, indem sie eine uralte Regelung aus dem Kanon geltend machten.«
»Wie bist du dann nach Chicago gekommen?«
»Ich bin zum Haus Grey gewechselt, als Scott zum Meister ernannt wurde. Jedes neue Haus darf ein paar Novizen von den anderen abwerben, um den Anfang zu machen. Sie dürfen natürlich auch neue Vampire verwandeln, aber durch dieses Abkommen fangen sie nicht ganz bei null an.«
»Hast du keine Angst, dass dich auf der Party jemand erkennen könnte? Ich meine, du bist ja schon lange hier, und wenn jemand aus Haus Grey da ist … «
»Wenn jemand aus Haus Grey teilnimmt, dann werden sie davon ausgehen, dass ich auf der Suche nach ihnen bin, die Regeln des Hauses durchsetzen und ihnen Vernunft einbläuen will – und dann trete ich ihnen in den Arsch. Haus Grey ist nicht Haus Navarre. Wir mögen vielleicht Sport, aber wir respektieren trotzdem Autorität. Wir sind ein Team – eine Einheit. Es gibt eine klare Befehlskette, von oben nach unten, und daran halten wir uns.«
»Und Scott ist der Trainer?«
»Und der General«, betonte er.
Auch wenn das theoretisch stimmen mochte, war Jonah dennoch Mitglied einer Organisation, deren Aufgabe es war, die Meister heimlich zu überwachen. Meiner Meinung passte das nicht ganz zur »Scott ist mein Herr und Meister«-Aussage.
»Kurz gesagt mache ich mir darüber noch am wenigsten Gedanken«, lautete Jonahs abschließende Bemerkung zum Thema Haus Grey.
Wir kamen an einigen Touristen vorbei, die ihre Einkäufe und Speisereste aus Restaurants mit sich schleppten. Sie wirkten erschöpft, als wäre es für sie längst an der Zeit, wieder in ihr Hotel zurückzukehren.
»Ich bin noch nie bei einem Rave dabei gewesen«, sagte ich, nachdem sie an uns vorbeigegangen waren. Ich sah ihn an. »Und du?«
»Ich war mal in der Nähe, bin aber nicht hingegangen.«
»Ich bin nervös«, musste ich ihm eingestehen.
»Gegen Nervosität vor einem Einsatz ist nichts einzuwenden«, sagte Jonah. »Sie sorgt dafür, dass du wach
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