Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
Helen und ihre Helfer. »Kann ich dich kurz allein sprechen?«
»Weswegen?«
»Hausangelegenheiten.«
Er sah kurz zu mir auf, nicht nur, um meinen Blick zu suchen, sondern auch, um die Berechtigung meiner Bitte abzuschätzen. »Helen«, sagte er, ohne die Augen von mir zu nehmen, »könntest du uns einen Moment allein lassen?«
»Selbstverständlich.« Sie klappte ihre Mappe mit einem Lächeln zu. Mit einer Geste trommelte sie ihre Assistentin und ihre Möbelpacker zusammen.
»Du hast das Wort«, sagte er, als sich die Bürotür hinter ihnen schloss.
»Die erste Angelegenheit betrifft meinen Vater. Er will dich zu einer Investition überreden. Du kannst ihn anrufen oder nicht; ich habe ihm lediglich versprochen, dass ich dich davon in Kenntnis setze.«
Ethan verdrehte die Augen. »Das erklärt seine gute Laune in Creeley Creek.«
»Dasselbe habe ich auch gedacht. Was die andere Gelegenheit zum Thema Creeley Creek angeht, so habe ich das Büro des Ombudsmanns aufgesucht. Sie haben nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür, dass es derartige Gewaltausbrüche gegeben haben soll.« Ich riss mich zusammen und sprach den Satz aus, den ich mir zuvor zurechtgelegt hatte. »Da wir davon ausgegangen sind, dass die Raves von Abtrünnigen organisiert werden, habe ich Noah angerufen.«
Ethan zögerte und suchte vermutlich zu entscheiden, ob er sich die Mühe machen sollte, mich dafür zurechtzuweisen, dass ich den Anführer der abtrünnigen Vampire ohne seine Erlaubnis angerufen hatte, aber nach ein paar Sekunden entschied er sich dagegen. »Das klingt schlüssig.«
Es war einfach nur eine Lüge, nicht mehr und nicht weniger, und das schmeckte mir gar nicht. Aber ich musste es tun.
»Er hat mich vor ein paar Minuten angerufen«, fügte ich hinzu. »Ihm wurden Uhrzeit und Ort eines Flashmobs zugeschickt; heute Abend soll etwas passieren.«
»Ein Rave?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Das weiß er nicht. Er hat nur die Uhrzeit und den Ort erhalten. Ein ziemlicher teurer Schuppen in Streeterville. Um zwei Uhr nachts.«
Ethan schob seinen Ärmel zurück, um einen Blick auf seine Uhr zu werfen. »Das ist nicht mehr lang. Und da Darius gleich hier ist, kann ich nicht mitkommen, und ich kann keine Wachen entbehren.«
»Ich weiß. Noah hat sich angeboten, mich zu begleiten.«
Ethan betrachtete mich eingehend. In der Regel hatte es sich immer so ergeben, dass wir unsere Abenteuer gemeinsam erlebten. Für mich wäre es das erste Mal – ein Seitensprung mit einem anderen Vampir.
»Mir gefällt das gar nicht«, sagte er.
»Wenn Tates Informationen stimmen, dann haben wir es hier mit etwas Größerem und Schlimmerem als Raves zu tun – oder vielleicht mit etwas, wozu sich die Raves entwickeln. Wir müssen herausfinden, was Sache ist. Wenn wir das nicht tun, trägst du bald Gefangenenkleidung.«
»Ich weiß.« Er nahm einen schwarzen Stift in die Hand und klopfte damit geistesabwesend auf den Tisch, bevor er mich mit seinen grün schimmernden Augen ansah. »Du passt auf dich auf?«
»Ich habe kein Interesse daran, das falsche Ende eines Espenholzpflocks kennenzulernen«, sagte ich. »Außerdem habe ich zwei Eide geleistet, deinem Haus zu dienen. Es wäre wohl nicht ganz koscher, wenn ich mich davor drückte, bloß weil ich Angst habe.«
»Hast du Angst?« Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er Verständnis für meine Lage hatte.
»Ich ziehe es eigentlich vor, brutaler Gewalt aus dem Weg zu gehen.«
»Ich kenne das Gefühl.«
Als es plötzlich an der Tür klopfte, sahen wir beide auf. Zwei Vampire, die diesmal nicht von Helen begleitet wurden, standen in der Tür und trugen ein offensichtlich sehr schweres Marmorpodest.
Ich sah Ethan neugierig an.
»Es gehörte Peter Cadogan«, lautete sein trockener Kommentar. »Wir hatten es im Lager untergebracht, aber Helen war der Meinung, dass es dem Raum Ausdruckskraft verleihen würde.«
»Es liegt mir fern, ihr zu widersprechen.«
»Können wir das reinstellen?«, fragte einer der Vampire.
Ethan winkte sie herein. »Natürlich. Vielen Dank!« Als sie mit dem Marmorungetüm zwischen sich durch den Raum eilten, warf er mir noch einen schnellen Blick zu. »Viel Glück heute Abend! Melde dich, wenn du zurück bist.«
Damit sah er wieder auf seine Unterlagen und entließ mich aus seinem Büro.
Ich brauchte einen Augenblick, bevor ich mich umdrehte und zur Tür ging. Nicht, dass ich einen tränenreichen Abschied erwartet hatte, aber wir waren praktisch zu Partnern geworden. Es
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