Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
Zwangsverwaltung auszuschließen.«
»Diese Diskussion wird bereits geführt, Ethan. Ich weiß, dass du das Präsidium und seine Vorgehensweise nicht billigst, aber wir haben unsere Regeln und Vorschriften nicht ohne Grund.«
Damit Celina sie ignorieren kann?, fragte ich mich.
Es klopfte an der Tür, und sie wurde einen Spaltbreit geöffnet. Ein Mann im gepflegten Anzugshemd und Anzugshose mit Hosenträgern sah herein – nur seine welligen braunen Haaren lagen schief. »Sire, die Häuser New Yorks stehen für Ihren Anruf bereit.« Auch er hatte einen englischen, hochgestochen klingenden Akzent; er musste zu Darius’ Gefolge gehören.
Darius sah in seine Richtung. »Vielen Dank, Charlie! Ich bin gleich bei dir.«
Charlie nickte und zog sich zurück. Sobald die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, stand Darius auf. Wir taten es ihm gleich.
»Wir unterhalten uns später noch«, sagte Darius zu Ethan und nickte mir dann zu. »Ich wünsche Ihrer weiteren Ausbildung viel Erfolg«
»Vielen Dank, Sire!«
Nachdem er gegangen war und die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, herrschte tiefes Schweigen im Büro. Ethan stützte die Ellbogen auf seine Knie und fuhr sich mit den Händen durchs Haar.
»Zwangsverwaltung«, wiederholte Luc. »Wann ist das das letzte Mal passiert?«
»Nicht seit dem Finanzcrash vor dem Zweiten Weltkrieg«, antwortete Malik. »Schon verdammt lange nicht mehr.«
»Das ist unzumutbar«, sagte ich und sah sie der Reihe nach an. »Haus Cadogan kann überhaupt nichts dafür. Es ist Adam Keenes Schuld. Es ist die Schuld des GP – und Celinas Schuld. Erst müssen wir ihre Fehler ausbaden, und jetzt will er dem GP die Oberhoheit über unser Haus übertragen?«
Ethan setzte sich wieder gerade hin. »Kurz gesagt ist das richtig. Der eingesetzte Sachwalter kann in unser Haus kommen und die Abläufe innerhalb des Hauses untersuchen. Er würde über die Autorität verfügen – gestützt auf die unanfechtbare Autorität des GP – , sich jede Entscheidung in unserem Haus, egal, wie wichtig oder unbedeutend sie auch sein mag, zur Genehmigung vorlegen zu lassen – oder sie abzulehnen. Und er würde jede Entscheidung mit allen Einzelheiten an das GP berichten, zu dem Darius gehört. Und Celina.«
Ethan richtete seinen Blick auf mich. Seine grünen Augen wirkten plötzlich eisig. »Und ich muss mich nun fragen, ob er diesen Schritt überhaupt für nötig hielte, wenn unsere Hüterin ihm nicht brühwarm erzählt hätte, dass Chicago gerade den Bach runtergeht.« Also hatte er nur Darius zuliebe den ruhigen, gelassenen und verständnisvollen Ethan gespielt.
Pech für ihn war nur, dass wir schon zu viel miteinander erlebt hatten, als dass ich mich von einem bissigen Kommentar oder einem bösen Blick hätte einschüchtern lassen. Ich hatte mich für ihn und für das Haus schon unzähligen Gefahren gestellt, und ich würde jetzt nicht klein beigeben, bloß weil ihm die Konsequenzen nicht passten. Ich begegnete ungerührt seinem Blick.
Stille erfüllte den Raum, bis Ethan, ohne sich von mir abzuwenden, im Befehlston sagte: »Entschuldigt uns bitte!«
Als sich niemand bewegte, sah er sich im Büro um. »Das war keine Bitte.«
Das reichte, um Luc und Malik eiligst flüchten zu lassen. Beide warfen mir im Vorbeigehen mitfühlende Blicke zu.
Erst als wir allein waren und die Tür ins Schloss gefallen war, wandte Ethan sich ab. Eine Minute lang saß er einfach nur da, offensichtlich angespannt.
Schließlich kehrte er an seinen Schreibtisch zurück, nahm Platz und verschaffte sich damit Abstand zu mir.
Ich kannte ihn lange genug, um das im Stillen als »typisch Sullivan« bezeichnen zu können. Es gehörte ebenso zum Ethan-Sullivan-Einschüchterungsrepertoire wie seine herrisch gehobene Augenbraue und seine Angewohnheit, jeden Novizen mit seiner Funktion anzusprechen, nicht mit seinem Namen.
»Hüterin«, sagte er schließlich und legte seine gefalteten Hände auf den Schreibtisch.
Ich trat einen Schritt vor, entschlossen, ihm klarzumachen, wie sehr ich es bedauerte, Darius unbeabsichtigt über unsere Lage informiert zu haben. »Ethan, es tut mir wirklich leid. Du warst am Telefon, und ich bin einfach nicht auf die Idee gekommen, dass noch jemand im Raum sein könnte.«
Er hob eine Hand. »Du hast ihm erzählt, wo du gewesen bist. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich dich auf der Stelle erwürgen soll oder ob ich dich lieber kurzerhand an das Präsidium ausliefere, damit sie das für mich
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