Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
hochgezogenen Augenbrauen, aber auch einer gewissen Neugier an. »Und Sie sind also gerade von der Schlacht zurückgekehrt.«
»In gewisser Hinsicht.«
Darius lehnte sich wieder in seinem Sessel zurück. »Sie sagten, bei der Veranstaltung letzte Nacht, was immer es auch gewesen sein mag, gab es ein äußerst ungewöhnliches Ausmaß an Gewalt.« Er nahm einen weiteren Zug aus seiner Zigarette. Sein Argwohn stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Haben Sie je an einem anderen Rave teilgenommen? Haben Sie überhaupt genügend Erfahrungswerte für einen solchen Vergleich?«
»Das habe ich nicht«, räumte ich ein. »Der Vergleich stützt sich auf Informationen anderer Quellen und Kenntnis von einem Veranstaltungsort, den ich erst nach dem eigentlichen Rave habe inspizieren können. Unsere Nachforschungen haben jedoch ergeben, dass Raves in Chicago dünn gesät sind und dass sie üblicherweise – vielleicht, um das Risiko einer Entdeckung zu minimieren – in einem sehr kleinen Rahmen stattfinden. Höchstens eine Handvoll Vampire. Das gestern Abend war etwas ganz anderes.«
»Auch wenn ich mit Ihren Schlussfolgerungen nicht einverstanden bin, so ist das doch ein vernünftiger Bericht.« Er wandte sich Ethan zu. »Ich verstehe, warum du sie magst, Ethan.«
»Sie ist äußerst fähig«, stimmte Ethan zu. »Aber ich gehe davon aus, dass aktuelle Neuigkeiten über die Arbeit unserer Hüterin nicht der Grund sind, der Sie über den großen Teich zu uns gebracht hat?«
Darius beugte sich vor und zerdrückte das Zigarettenende im Aschenbecher. »Die Lage in Chicago hat sich erheblich verschlechtert, wie wir alle wissen. Formwandler. Abtrünnige. Der Angriff auf das Haus.«
Ethan schlug die Beine übereinander. »Wie Sie gesehen haben, haben wir die Situation unter Kontrolle.«
»Diese Situation weist auf mangelhaftes Organisationstalent und fehlendes politisches Know-how bei den Häusern von Illinois hin. Als Celina aus ihrer Position entfernt wurde, wurdest du zum ältesten Meister in Chicago, Ethan. Das ist deine Verantwortung, deine Verpflichtung gegenüber dem Präsidium: in deinem Einflussbereich für Stabilität zu sorgen.«
Das hätten wir auch getan, dachte ich, wenn ihr es geschafft hättet, Celina in England zu behalten – in sicherer Verwahrung, wo sie hingehörte.
»Was soll das bedeuten?«, fragte Ethan.
»Es bedeutet, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass Haus Cadogan unter Zwangsverwaltung durch das Präsidium gestellt wird, bis sich die Lage in Chicago normalisiert hat.«
Ich musste nicht mehr über die sogenannte »Zwangsverwaltung« erfahren, um zu ahnen, was auf uns zukam – das GP drohte uns damit, das Haus zu übernehmen.
Schweigen senkte sich über den Raum; auch Ethan war still. Der einzige Hinweis darauf, dass er Darius’ Drohung gehört hatte, war die typische Sorgenfalte zwischen seinen Augen.
»Bei allem gebotenen Respekt, Sire, es gibt keinen Grund für übereilte Maßnahmen.« Ethan hielt seine Stimme möglichst ausdruckslos und hatte seine Worte wohldurchdacht. Ich ahnte, wie er innerlich zu explodieren drohte – es war schier undenkbar, dass Ethan nicht vor Zorn überkochte bei der Vorstellung, dass das GP sich einmischte und sein Haus übernahm. Umso beeindruckender, wie gut er seine Gefühle unter Kontrolle hatte.
»Ich bin mir nicht ganz sicher, dass diese Behauptung dem gebotenen Respekt entspricht, Ethan. Ich denke, dir sollte doch klar sein, dass sich das Präsidium die Entscheidung, ob eins der amerikanischen Häuser unter Zwangsverwaltung gestellt werden muss, nicht leicht macht. Das ruft nur unangenehme Erinnerungen wach.«
»Unangenehme Erinnerungen?«, fragte ich spontan. Ich hätte vermutlich gar nicht das Wort ergreifen dürfen, da ich der rangniedrigste Vampir im Raum war, aber manchmal konnte ich meine Neugier einfach nicht zügeln.
Darius nickte. »Die amerikanische Revolution war für die britischen und amerikanischen Häuser eine schwierige Zeit, wie Sie sich vorstellen können. Das GP hatte sich noch nicht konstituiert – das kam erst mehrere Jahrzehnte später – , und das Conseil Rouge hatte die Macht inne. Da es in Frankreich beheimatet war, unterstützte der Rat die Freiheit der Kolonien. Die britische Sicht der Dinge war allerdings eine andere.«
Ich nickte. »Da wir unsterblich sind, dürften in den amerikanischen Häusern noch einige dieser Kolonialisten leben.«
»Korrekt.«
»Ein hervorragender Grund«, warf Ethan ein, »um eine Diskussion über
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