Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
hat.«
Ich setzte meinen Schmollmund auf. »Wir wissen, dass da draußen irgendwas Seltsames vorgeht. Wenn die Partyszene der Weg ist, wie wir an die Raves rankommen, um sie endgültig zu beenden – und wenn wir nebenbei noch sicherstellen können, dass die Vampire nicht massenhaft Menschen abschlachten – , dann müssen wir diesen Weg beschreiten. Ich muss da raus und mich unter die Leute mischen. Wir müssen an dieser Sache dranbleiben.«
»Du kannst dir das GP nicht zum Feind machen. Und zwar nicht nur, weil du ein Mitglied dieses Hauses bist«, fügte er vorsichtshalber hinzu, als er meine zusammengekniffenen Augen sah. »Ich verstehe deine Ungeduld und weiß deinen Einsatzeifer zu schätzen. Aber wenn sie den Eindruck gewinnen, dass du dich gegen sie stellst, dann werden sie dich vernichten, Merit. Ihre Oberhoheit ist ihnen wichtig. Celina ist noch am Leben, weil sie diesen Anspruch nie infrage gestellt hat. Wenn du das tust, dann bist du eine direkte Gefahr für Darius und die anderen. Und das wäre der Anfang deines Endes.«
»Ich weiß. Aber das reicht mir nicht als Grund, um tatenlos zuzusehen, wie sie unsere Stadt auseinandernehmen.«
Sein Gesichtsausdruck, der eine Mischung aus bedauernder Resignation und Stolz war, spiegelte meine eigenen Gefühle wider. »Ich habe dich nicht ausgebildet, habe nicht meine Hoffnungen in dich gesetzt, damit du dich dem GP als eine Art Opferlamm präsentierst.«
Er sprach leise und ernst, aber das tiefe Gefühl in seinem Blick sprach für sich. Es sprach Bände.
»Ich habe keineswegs vor, mich als Opferlamm auf die Schlachtbank führen zu lassen. Und dich werde ich ganz bestimmt auch nicht opfern.«
Er wich meinem Blick aus. »Sie haben das Haus im Visier. Sie werden mitbekommen, was wir tun.«
Und hier kommt der Hammer, dachte ich und nahm meinen Mut zusammen. »Nicht, wenn du gar nicht beteiligt bist.«
Er war offensichtlich überrascht und zögerte, lehnte sich dann aber in seinem Stuhl zurück. Die Vorstellung machte ihn vielleicht nervös, aber ich hatte sein Interesse geweckt. »Und das bedeutet?«
»Das bedeutet, ich habe einflussreiche Freunde. Mallory. Catcher. Gabriel. Meinen Großvater. Noah.« Ganz zu schweigen von Jonah und dem Rest der Roten Garde. »Ich kann mit ihnen zusammenarbeiten und das erreichen, was das GP dich nicht tun lässt.«
Ethan runzelte die Stirn, richtete sich erneut auf und sah geistesabwesend die Papiere auf seinem Schreibtisch durch. Einen Moment später schüttelte er den Kopf. »Wenn du außerhalb meiner Befehlsgewalt tätig wirst, dann befindest du dich auch außerhalb meines Schutzes. Wenn man dich erwischt, wird es dem GP ganz bestimmt nicht gefallen, dass eine unkontrollierte Hüterin in Chicago Amok läuft.«
»Aber eine unkontrollierte ehemalige Meisterin darf das, oder wie?«
»Sie hat bloß Menschen umgebracht«, lautete sein trockener Kommentar. »Du hingegen sprichst davon, das GP offen herauszufordern.«
»Ich rede davon, zu tun, was getan werden muss: das Richtige. Vor unserer Haustür demonstrieren die Menschen, und der Bürgermeister versucht sich zu profilieren, indem er an dir und dem Haus ein Exempel statuiert. Außerdem haben wir es mit echt angepissten Vampiren zu tun, die ohne jeden Grund Schlägereien anzetteln, nur um ein bisschen Spaß zu haben. Willst du, dass die frei durch Chicago laufen? Und eins darfst du nicht vergessen«, fügte ich leise hinzu, denn ich wusste, was er von mir hören musste, »ich bin heute stärker als früher. Ich bin heute fähiger als früher.«
Er sah zu mir auf, und eine Sorgenfalte zeigte sich auf seiner Stirn.
Gott, war es mir zuwider, ihn so zu sehen! Ich hasste es, ihm solche Sorgen zu bereiten. Also ging ich zu ihm, auch wenn es gegen jede Vernunft war. Ich stellte mich zwischen seinen Stuhl und den Schreibtisch, und als er sich nach vorne beugte und seine Stirn an meinen Bauch lehnte, fuhr ich mit meinen Fingern durch seine seidenweichen goldenen Haare.
»Ich pass schon auf.«
Ethan grunzte und umarmte mich. Ich fuhr mit den Fingern durch seine Haare, immer und immer wieder, und ließ dann meine Fingerspitzen seinen Rücken hinabgleiten. Ich spürte, wie er sich nach und nach entspannte.
Er sah wieder zu mir auf, und seine grünen Augen funkelten mich an.
Ich schenkte ihm ein Lächeln. »Du siehst betrunken aus.«
»Ich fühle mich … entspannt.«
Ich traute mir selbst nicht über den Weg, wusste nicht, ob ich standhaft genug war, nicht weitere Grenzen zu
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