Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
Hintergrund kannte, würde keinen Moment daran zweifeln, dass wir es als Angehörige der oberen Zehntausend auch in der Temple Bar ordentlich krachen lassen konnten – und dass wir uns nur dafür interessierten, wie man sich am besten amüsierte.
Eine Schlange hatte sich vor der Tür gebildet. Menschen durften zwar die Häuser nicht mehr betreten, aber Tate hatte dieses Verbot nicht auf die Bars ausgeweitet. Colin und Sean hatten sich mit kreativer Wendigkeit auf die neue Situation eingestellt und Neonleuchtschilder über der Tür angebracht, die den Besuchern helfen sollten, den Überblick zu behalten. Heute leuchteten in großen Lettern die Worte MENSCHEN und CADOGAN auf, was bedeutete, dass die Vampire Navarres oder Greys Pech hatten.
Die Anwesenheit der Menschen passte mir gut in den Plan, denn damit konnten wir den ersten Teil des Temple-Bar-Infiltrationsplans (T- BIP ) angehen. Dass Vampire aus Grey und Navarre nicht hineindurften, half uns allerdings nicht gerade. Ich hatte gehofft, heute Abend Informationen aus den anderen Häusern zu den Raves und den Drogen sammeln zu können. Na gut! Jonah würde mich schon in Haus Grey einschmuggeln können. Was Navarre anging … Kommt Zeit, kommt Rat.
Christine, Lindsey und ich schlenderten in die Bar, als ob sie uns gehörte, und blieben vor der Theke stehen, um uns umzusehen und gesehen zu werden.
Ich nahm mir kurz Zeit, unsere Umgebung zu würdigen und den Anblick zu genießen. Die Temple Bar war praktisch ein Schrein für die Cubs, meine absolute Lieblingsmannschaft. An den Wänden hingen Trikots und Wimpel, und so ziemlich jeder freie Zentimeter im Laden war mit Cubs-Devotionalien bestückt. Die Betreiber der Bar waren zwei irische rothaarige Vampire namens Sean und Colin, und die Brüder sorgten gewissenhaft dafür, dass sich in Wrigleyville alles um die Cubs drehte.
»Erster Punkt des T- BIP «, sagte ich zu meinen Komplizinnen, »Menschen finden, die vielleicht eine Einladung zu einem Rave bekommen haben, damit wir den Verantwortlichen identifizieren können.«
»Oder die Verantwortliche«, fügte Lindsey hinzu. »Lassen wir Celina nicht außer Acht.«
»Könnten wir bitte damit aufhören, das Ganze immer T- BIP zu nennen?«, mischte sich Christine ein. »Ich verstehe ja, dass du auf Akronyme stehst, aber das klingt wirklich zu albern.«
»Zu meinem großen Bedauern muss ich ihr zustimmen«, sagte Lindsey. »Es wäre natürlich was anderes, wenn das Akronym ein bisschen griffiger klingen würde. Wie › ANGRIFF ‹ oder › MASKE ‹ oder › KILLER ‹ oder so.«
Ich warf ihr einen fragenden Blick zu. »Und wofür sollte › ANGRIFF ‹ als Abkürzung stehen?«
»Öh!« Sie sah zur Decke, während sie sich etwas einfallen ließ. »›Attraktive Novizinnen greifen sich informell den Feind‹? Oder vielleicht: ›Aber neulich grinste ich im Angesicht von Frischfleisch?‹«
»Gähn«, murmelte ich.
»Jetzt mach mal hier nicht auf Partymuffel! Das habe ich mir immerhin spontan einfallen lassen. Keine Bonuspunkte für Stegreif?«
»Meine Damen«, sagte Christine und hielt eine Hand hoch. »Benehmen wir uns doch unserem Alter entsprechend, und bleiben wir bei der Sache.«
Lindsey und ich tauschten schuldbewusste Blicke aus. Ich gebe ehrlich zu, dass Sarkasmus und Blödeleien meine bevorzugten Möglichkeiten waren, um mit Stress umzugehen. Aber davon hatte ich in letzter Zeit ziemlich viel, und ich konnte ja wohl kaum während eines Schwertkampfs einen Mallocake auspacken.
Gelassen musterte Christine die Menge wie eine Löwin, die eine Wasserbüffelherde ins Visier nimmt, um das schwächste Glied ausfindig zu machen. Wem würden Menschen in einer Vampirbar am ehesten Informationen über eine Vampirparty anvertrauen? Vermutlich einem Partygirl, das zu einem Vampir verwandelt worden war – das war zumindest unsere Annahme.
»Da«, sagte sie schließlich und deutete mit einem perfekt manikürten Finger auf zwei Kerle in Studentenverbindungs-Shirts, die wohl, nach dem leeren Krug auf ihrem Tisch zu urteilen, schon einiges intus hatten.
»Da fange ich an«, verkündete Christine und schlenderte gemächlich auf ihre ahnungslosen Opfer zu. Die Blicke der Jungs richteten sich auf sie, als sie näher kam, und ihre leicht glasigen Augen ließen mich vermuten, dass Verzauberung im Spiel war. Ein Bierkrug allein würde ihre Reaktion kaum erklären.
»Starke Psyche?«, fragte ich Lindsey. Damit bezeichnete man einen Vampir, der besonders gut verzaubern
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