Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
zu einem Nachtclub passten – schwarze Anzughose, rotes Tank-Top, das ich mit roten Mary Janes kombinierte – , ging ich in das Untergeschoss.
Unser Haus war ein vierstöckiges vampirisches Wunderland. Im zweiten Obergeschoss befanden sich Ethans Suite und einige Zimmer; im ersten Stock die Bibliothek, der Ballsaal und weitere Zimmer (übrigens auch meins). Im Erdgeschoss lagen die Verwaltungsbüros, die Cafeteria und einige Aufenthaltsräume. Im Untergeschoss ging es dann richtig zur Sache: Sparringsraum, Fitnessstudio, Waffenlager, Operationszentrale des Hauses Cadogan. Die Operationszentrale war zugleich Lucs Büro und das Hauptquartier der Wachen Cadogans, zu denen Lindsey gehörte und, wenn auch recht selten, ich.
Die Tür der Operationszentrale war nur angelehnt, und diesmal besaß ich genug Geistesgegenwart – und Geduld – , um vorsichtig die Lage zu sondieren, ehe ich drauflosstürmte.
Juliet und Kelley saßen an ihren Computern, was vermutlich bedeutete, dass Lindsey gerade auf dem Gelände patrouillierte. Luc saß an dem Konferenztisch, der die Raummitte dominierte – aber er trug einen Anzug.
Luc gegenüber saß ein groß gewachsener, schlaksiger Kerl in einem Anzug, der ihm mindestens eine Nummer zu groß war. Er hielt gerade einen Vortrag über sein Hobby – Computerspiele.
»Ich versuche auch keine Cheats zu verwenden, aber man kann sich halt nicht immer darauf verlassen, dass die Designer ein Game entworfen haben, das logischen Gesetzen folgend mit dem entsprechenden Teil der Lore übereinstimmt. Also muss ich gelegentlich Ausnahmen von der Regel machen und mir einen Cheat suchen, damit ich vorankomme, denn einfach nur rumzergen bringt ja nichts, man muss ja vorankommen, sonst verliert man das Interesse an der Quest.«
Als er kurz Luft holte, merkte ich, wie ich den Atem anhielt. Dieser Typ, wer immer er auch war, wusste nicht, wann er aufzuhören hatte.
»Danke, Allan! Ich halte das für eine interessante Antwort, aber bislang erschließt sich mir nicht ganz, wie das dazu beitragen soll, dich für deine Aufgabe als Wächter des Hauses zu qualifizieren.«
Oh mein Gott! Luc führte mit dem Typen ein Bewerbungsgespräch . Seit Peters Verrat fehlte uns ein Mann, also war er wohl auf der Suche nach Ersatz. Ich hoffte inständig, dass dieser Kerl Lucs Notnagel war und nicht seine erste Wahl. Andernfalls hätten wir ein ernsthaftes Problem.
Allan bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Es bezieht sich auf Situationen, in denen ich mich als Wächter des Hauses auf meine eigenen Kampfinstinkte verlassen und gelegentlich dem üblichen Prozedere zuwiderhandeln muss – den Verhaltensregeln, wenn man sie so nennen möchte. Manchmal muss man improvisieren, statt buchstabengetreu den womöglich unvernünftigen Weisungen eines Hauptmanns der Wache zu –«
»Fein«, unterbrach ihn Luc, »ich bin dir für diese erhellende Klarstellung dankbar und finde, dass wir damit unser heutigesGespräch beschließen können. Leider steht die nächste Besprechung an – oh, sieh an, da ist ja auch schon unsere Hüterin!«
Ich fluchte leise, setzte aber ein Lächeln auf und betrat den Raum. »Guten Tag allerseits!«
Luc sprang auf, kam auf mich zu und legte mir eine Hand auf den Rücken. »Ich danke dem Herrn für deine Anwesenheit, Hüterin«, raunte er und lächelte dann Allan freundlich an.
»Allan, hast du schon unsere Hüterin kennengelernt? Merit, Allan bewirbt sich um die Stelle als Wächter. Er ist ein Vampir Cadogans, der außerhalb des Hauses wohnt und sich gerne unserer kleinen Familie anschließen möchte.«
Das erklärte, warum ich ihn noch nie gesehen hatte. Ich winkte ihm kurz zu. »Freut mich, dich kennenzulernen, Allan.«
Allan aber hatte kein Interesse am Austausch von Nettigkeiten. »Gibt es wirklich einen guten Grund dafür, in der heutigen Zeit noch eine Hüterin zu haben, wenn man sich die Qualität der modernen Sicherheitstechnologie vor Augen hält?«
»Alles klar«, sagte Luc und bugsierte Allan in Richtung Tür. »Einfach diese Treppe hinauf, und du gelangst ins Erdgeschoss. Vielen Dank für dieses Gespräch!«
»Wann teilst du mir mit, wann ich anfangen kann?«
»Nun, wir haben gerade erst mit dem Bewerbungsverfahren begonnen, aber ich werde dich auf jeden Fall sofort informieren, wenn wir die Stelle besetzen.«
»Ich bin nächste Woche in Urlaub. Ich fahre nach Branson. Dann kannst du mich vielleicht nicht erreichen. Ich habe aber ein Satellitentelefon. Das könnte ich
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