Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
konnte.
»Überhaupt nicht«, sagte Lindsey. »Ihr dämlicher Blick richtet sich zu hundert Prozent auf ihren ausladenden Vorbau.«
Wenn dem so war, dann hatte er sich gerade als Eintrittskarte erwiesen, denn einer der Kerle stand auf und bot Christine seinen Platz an. Sie setzte sich, schlug sittsam die Beine übereinander und lehnte sich dann vor, um sich mit den Jungs zu unterhalten. Sollten sie über sachdienliche Hinweise verfügen, so würde sie das herausfinden. Da war ich mir sicher.
»Sie stellt sich überraschend geschickt an«, sagte ich und sah Lindsey an. »Ist sie bei Luc auf der Bewerberliste?«
»Ich glaube nicht, dass sie zu uns passt«, meinte Lindsey. »Sie ist mehr der Typ, der Versicherungen verkaufen kann – was in solchen Situationen natürlich extrem nützlich sein kann. Allerdings würde es mich auch nicht stören, wenn wir in zehn Jahren alle Stammgäste beim Abendessen in der Dash-Dupree-Gedenkstättencafeteria sind.«
Ich kicherte und sah zur Theke hinüber. »Da sie sich an die Arbeit macht, sollten wir das auch tun.«
»Menschen – abgehakt«, stimmte mir Lindsey zu und zeichnete dabei ein Häkchen in die Luft. »Wollen wir uns den Barkeeper vorknöpfen?«
Ich zwinkerte ihr zu und ging zur Bar. »Versuch einfach mit mir mitzuhalten, okay?«
Lindsey lachte schnaubend. »Süße, du bekommst vielleicht ein Freibier, aber mir kannst du nicht das Wasser reichen.«
Hinter der Theke stand heute nur Colin, der ein wenig älter und größer als Sean war.
»Wenn er allein ist, dann ist es vermutlich keine gute Idee, ihn jetzt abzulenken«, sagte Lindsey, als sie mich zur Theke begleitete.
Ich verstand ihren Standpunkt, musste aber widersprechen. »Wir sind nachtaktiv, und er arbeitet wahrscheinlich bis Sonnenaufgang. Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt einen guten Zeitpunkt für ein Gespräch mit ihm gibt. Wir müssen aber herausfinden, was hier läuft.«
Wir schlenderten an der gut gelaunten Menge aus Menschen und Vampiren vorbei, die sich vor der Theke drängte, und stellten uns ganz ans Ende des Tresens. Ich wartete, bis Colin zu uns herüberkam und sich die Hände an einem Handtuch abwischte, das an seinem Gürtel hing, bevor ich ihm meine Frage stellte.
»Könnten wir uns kurz unter vier Augen unterhalten?«
Mit einem zweifelnden Blick drehte sich Colin um, um zwei Bierflaschen aus einem kleinen Kühlschrank zu holen, sie auf die Theke zu stellen und das Geld an sich zu nehmen, das ein Vampir hingelegt hatte. »Ziemlich voll heute. Kann das noch warten?«
»Äh, hallo?«, fragte Lindsey, die an meine Seite kam und sich mit dem Arm auf die Theke stützte. »Ich bin hier. Ich kann mich um die Bar kümmern.«
Colin runzelte die Stirn. »Hast du das denn drauf?«
»Süßer, ich habe ein ziemlich spannendes Jahrzehnt damit verbracht, im East Village das Feinste vom Feinen zu kredenzen. Die Leute hier werden betrunken und bestens unterhalten sein, wenn du zurückkehrst, oder ich gehöre nicht zu den zehn heißesten Mädels Cadogans. Nein, im Ernst«, fügte sie mit einem Blick auf mich hinzu, »es gibt wirklich so eine Liste, und wir stehen beide drauf.«
»Nett«, sagte ich. Nicht schlecht für eine ehemalige Doktorandin Schrägstrich Bücherwurm.
Lindsey verschwendete keine Zeit und verwandelte sich kurzerhand vom heißen Feger in die perfekte Barkeeperin, als sie hinter die Theke huschte und sich ein weißes Geschirrtuch über die Schulter warf.
»Ladys und Gentlemen«, rief sie laut, »wer braucht was zu trinken?«
Als die Menge mit begeistertem Gejohle antwortete, legte Colin seine Hand auf meinen Rücken und dirigierte mich vom Tresen weg. »Lass uns ins Büro gehen. Da hinten ist es ein bisschen ruhiger.«
Ich folgte ihm auf seiner Runde durch die Bar. Er bewegte sich in seinem Laden wie ein wahlkampferfahrener Politiker: Er kontrollierte die Drinks, küsste hübsche Frauen auf die Wangen, empfahl Pizzavarianten aus dem großartigen Laden nebenan und erkundigte sich nach den Eltern von offensichtlich menschlichen Freunden. Ich kannte Colin überhaupt nicht, aber er schien enorm beliebt zu sein, und er gehörte genauso zur Bar wie die Cubs-Devotionalien und die Vampire.
Als wir den Thekenraum durchquert hatten, gingen wir durch einen mit Fotografien gepflasterten Flur – vorbei an einem Bild von Ethan und Lacey Sheridan, seiner ehemaligen Flamme – bis zu einem kleinen Raum ganz am Ende.
Colin zog einen Schlüsselbund aus seiner Tasche und öffnete die Tür.
Weitere Kostenlose Bücher