Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
Griff kriegen, dann fliegt uns der ganze Scheiß um die Ohren. Wir können nicht hier sitzen und Däumchen drehen, während sich um uns herum die Stadt in ihre Bestandteile auflöst.«
»Ich weiß, ich bin sehr jung«, fuhr ich fort, »aber ich bin auch eine Verpflichtung eingegangen, das zu tun, was notwendig ist, um das Haus zu schützen. Selbst wenn Darius damit nicht einverstanden ist … und selbst wenn das erfordert, dass Ethan von nichts weiß.«
Ich gab ihnen Zeit, sich über die Konsequenzen meiner Andeutung klar zu werden, und sprach dann leiser weiter. »Ich habe ihn über das Wichtigste informiert, aber ohne Einzelheiten zu nennen. Er wird nicht mit von der Partie sein. Je weniger er weiß –«
»Umso weniger kann Darius ihn zum Sündenbock machen«, beendete Malik den Satz für mich.
Ich nickte zustimmend. »Exakt. Kurz gesagt hat er mir die Erlaubnis erteilt, nach bestem Wissen und Gewissen vorzugehen. Dasselbe gilt natürlich für euch. Das GP übt schon genügend Druck auf das Haus aus; ich will es nicht noch schlimmer machen. Sofern ihr wissen wollt, was ich vorhabe, werde ich es euch erklären. Wenn nicht …«, ich hielt meine Hände hoch –, »dann gibt es kein Problem. Ihr könnt abstreiten, von irgendwas gewusst zu haben, und hoffentlich wird euch das vor Darius schützen, wenn alle Stricke reißen.«
Nachdem ich meine kleine Rede gehalten hatte, ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen.
Luc legte einen gestiefelten Fuß auf den Tisch. »Fragst du uns gerade allen Ernstes, ob wir uns gegen dich und für das GP entscheiden? Fragst du das wirklich, Hüterin? Ich dachte eigentlich, ich hätte dir was Vernünftiges beigebracht. Wir sind ein Team – und du gehörst dazu.«
»Du schwingst auch schon viel besser Volksreden«, sagte Lindsey. »Du scheinst nur noch Sullivan im Kopf zu haben. Ach ja, ich bin natürlich dabei.«
Juliet und Kelley lächelten sich gegenseitig an und dann mich.
»Wir sind natürlich auch mit dabei«, sagte Kelley. »Wir kennen Ethan wesentlich länger als Darius. Er ist vielleicht nicht unfehlbar, aber er denkt zuerst immer ans Haus und nicht an Machtpolitik.«
»Sehe ich auch so«, sagte Juliet.
Wir sahen alle Malik an, den Einzigen, bei dem ich mir im Vorfeld nicht ganz sicher war. Ich hatte keinerlei Zweifel an seiner grundsätzlichen Loyalität, aber er war ein so stilles Wasser, dass ich mir nie ganz sicher sein konnte, woran ich bei ihm war.
»Du hast dein Herz am rechten Fleck«, sagte er. »Mehr muss ich nicht wissen.«
Ich schenkte ihm ein Lächeln und nickte allen zu. »Okay. Folgendes ist der Plan.«
Fünfundvierzig Minuten später stieg bei schwülem Wetter auf der düsteren Straße vor der Temple Bar eine schnatternde Gänseschar blutsaugender Vampirinnen aus einem Taxi, nicht weit von Wrigley Field entfernt. Ich, Lindsey und Christine – vormals Christine Dupree, eine Vampirin aus meinem Novizenjahrgang, die wie wir alle ihren Nachnamen verloren hatte, als sie Vampirin wurde – hatten uns ordentlich aufgebrezelt und trugen Elegantes in Schwarz, Grau und Rot. Unser Make-up hätte die Damen auf der New York Fashion Week vor Neid erblassen lassen.
Wir sahen vermutlich aus wie die Darstellerinnen eines erneuten Remakes von Drei Engel für Charlie . Ich spielte die feurige Brünette, Lindsey die freche Blondine, und Christine – eine ehemalige Brünette – hatte nun einen perfekt geschnittenen rothaarigen Bubikopf.
Christine war keine Wächterin, und wir beide waren auch nicht eng befreundet. Da wir sie in etwas mit hineinzogen, bei dem sie in Schwierigkeiten geraten konnte – und das ihre Loyalität auf eine harte Probe stellte – , hielt Luc ihr einen kurzen Vortrag über ihre Pflichten. Wir erzählten ihr nicht alles über die Raves – sie wusste nur, dass es in der Temple Bar Probleme gab und wir uns darum kümmerten. Sie schien bereitwillig helfen zu wollen, und das reichte mir völlig aus.
Was die Bar anging, hatte ich mir einen neuen Plan überlegt: Ich war der Köder.
Die Vampire Cadogans kannten mich als Hüterin und Lindsey als Wächterin. Aber sie wussten auch, dass Christine die Tochter von Dash Dupree war, einem berüchtigten Chicagoer Anwalt, und dass ich die Tochter von Joshua Merit war, einem der größten Immobilienhaie der Stadt.
Während des Raves in Streeterville war mir aufgefallen, dass ich das Partygirl ziemlich gut draufhatte, also wollte ich den Auftritt hier wiederholen. Wer meinen und Christines
Weitere Kostenlose Bücher