Chicagoland Vampires
Annullierung?«
Mallory setzte sich gerade hin. »Das bedeutet, dass sie mir für eine bestimmte Zeit meine magischen Kräfte entziehen.«
»Das hört sich nicht sich so schlimm an wie die andere Option.«
»Leider täuschst du dich«, sagte Catcher. »Sie verfügt seit sehr langer Zeit über Zauberkräfte, auch wenn sie von ihnen überhaupt nichts wusste. Sie sind Teil ihres Körpers, was die Annullierung zu einer Art magischen Lobotomie macht, einer neurochirurgischen Operation, bei der Nervenbahnen durchtrennt werden.«
Das klang allerdings ziemlich schrecklich. »Und wann treffen sie ihre Entscheidung?«
Catcher zuckte die Achseln. »Sie lassen es sich noch durch den Kopf gehen.«
Und das nagte eindeutig an Mallory. Sie sah zwar wesentlich besser aus, aber sie spielte nervös mit dem Rand der Bettdecke.
»Wie geht es dir?«, fragte ich sie.
»Als ob ich schon wieder mit dem Rauchen aufhören wollte. Wenn man bedenkt, dass das Rauchen alle außer mir umbringt und mich in eine Schlampe verwandelt, die all ihre Freunde verarscht.«
Eine ziemlich gute Zusammenfassung.
»Das braucht seine Zeit«, sagte Catcher.
»Ich weiß«, sagte sie und schloss die Augen. »Es tut mir leid. Ich weiß, dass es eine Sucht ist, und ich weiß, dass es lange dauert, bis ich mich wieder besser fühlen werde, und ich arbeite wirklich hart daran, mein Leben nicht noch mehr zu versauen, als ich es ohnehin schon getan habe. Aber in der Zwischenzeit ist alles scheiße. Ich fühle mich beschissen.« Sie lachte heiser. »Es ist auch keine große Hilfe, dass ein Packers-Fan über mein Schicksal bestimmt. Jetzt mal ehrlich? Wie kann man mit so was durch Chicago laufen?«
Sie meinte es sarkastisch, aber ich konnte spüren, dass sie auf einem schmalen Grat aus Furcht und Zorn wandelte. Eine gute Erklärung für Ethans Reizbarkeit.
»Was bringt dich hierher?«, fragte Catcher.
Ich berichtete kurz, was ich Jeff bereits gesagt hatte, und war enttäuscht, als sie mich genauso überrascht anstarrten, wie er am Telefon geklungen hatte. Ich hatte darauf gehofft, dass sie sich mit dem Problem besser auskennen und daher auch eine Lösung zur Hand haben würden.
»Wie sind die beiden überhaupt zusammengekommen?«, fragte Catcher.
»Genau die Frage haben wir uns auch gestellt. Ich hatte eigentlich gehofft, dass ihr uns weiterhelfen könnt.«
Mallory schüttelte den Kopf. »Ich habe noch nichts dergleichen gehört. Du, Catcher?«
Es betrübte mich sehr, dass Mallory ihn wieder Catcher nannte. Sie hatte gefühlte fünf Millionen Spitznamen für ihn und benutzte sie auch ungefähr so oft. Doch da ihre Beziehung für unbestimmte Zeit auf Eis lag und Catcher diese Pause unbedingt brauchte, konnte ich nicht viel daran ändern.
»Ich auch nicht«, sagte Catcher. »Ich werde mit Jeff darüber reden.«
»Er ist schon dran, genauso wie Seth und Paige. Ich bin mir sicher, dass sie etwas entdecken werden.«
Catcher nickte und warf dann einen Blick auf seine Uhr, bevor er Mallory wieder ansah. »Ich muss los.«
Sie nickte ein paarmal. »Okay.«
»Ich gebe dir Bescheid, wenn wir was finden«, sagte er und verließ den Raum.
Keine Umarmung, kein Abschiedskuss für Mallory. Er hatte sich nicht einmal richtig verabschiedet.
Ich sah sie an, aber sie wich meinem Blick aus. Sie spielte einfach weiter mit dem Deckenrand.
»Willst du darüber reden?«
Sie lachte freudlos. »Ich habe mein ganzes Leben versaut. Mehr kann man wohl dazu im Moment nicht sagen.« Sie legte ihr Gesicht in die Hände und drückte dann ihre Handflächen gegen die Augen.
Ich nickte. Ich konnte ihre Verzweiflung nachvollziehen, aber ich hatte ebenso für Catcher Verständnis.
»Was ist mit dir und Ethan?«, fragte sie und versuchte zu lächeln. Das ließ sie nur noch trauriger wirken.
»Wir … arbeiten daran. Im Moment ist alles ein bisschen kompliziert.«
Sie nickte und knabberte an ihrer Unterlippe.
»Gott, ist das eine unangenehme Situation«, sagte ich.
»Das ist sie.« Sie wirkte erleichtert, mir zustimmen zu können.
»Als ob wir einander fremd wären.«
Mallory nickte. »Das sind wir. Ich bin dir fremd. Du wusstest nicht, dass ich zu all diesen Dingen fähig bin – zu den Dingen, die ich getan habe. Schrecklichen Dingen. Aber leider bin ich das.« Sie sah zu mir auf. »Ich bin die Sorte Mensch, die anderen wehtut, um das zu bekommen, was sie haben will. Ich sollte eigentlich nicht hier sein, Merit. Ich sollte im Gefängnis sein.«
Ihr Bedauern war fühlbar.
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