Chicagoland Vampires
dieser Orte war das Zuhause der Herrscher des Himmels, ein Turm im Potter Park. Dort lebte Claudia, die Feenkönigin.
Wie ich schon Ethan und Paige erzählt hatte, war mein letzter Besuch bei den Feen nicht sonderlich vielversprechend gewesen. Da Claudia mir aber zu verstehen gegeben hatte, dass es zwischen uns keinen Groll gab, hielt ich an der unwirklichen Hoffnung fest, dass sie sich an ihr Versprechen erinnerte und mich nicht sofort umbrachte, wenn ich meine Nase durch die Tür steckte.
Ich brauchte dringend mehr Informationen, und wenn es zwischen ihr und Dominik eine Verbindung gab, dann musste ich mehr darüber erfahren.
Der Park lag still und leer da. Ich parkte am Straßenrand und schritt über das absterbende Gras zum Turm. Er war aus Steinen errichtet worden, wirkte aber ziemlich baufällig. Dennoch hatte Claudia ihn zu ihrem Zuhause gemacht. Ich ging vorsichtig die Wendeltreppe hinauf, bis ich die Turmspitze erreicht hatte, und blieb vor einer kunstvoll gestalteten Tür stehen.
Ich nahm all meinen Mut zusammen und klopfte zweimal.
Die Tür wurde geöffnet, und ein Feensöldner starrte mich an. »Ja?«
Bei meinem letzten Besuch hatte Jonah auf Gälisch um Einlass gebeten. Da ich diese Sprache nicht beherrschte, musste mein Englisch herhalten.
»Ich würde gerne mit Claudia sprechen, wenn sie es erlaubt.«
Die Tür wurde mit einem dumpfen Krachen zugeschlagen. Eine Wolke aus Staub und verrottetem Holz flog mir ins Gesicht. Ich wischte mir gerade meine Wangen sauber, als sie wieder geöffnet wurde.
»Kurz«, sagte die Fee in verächtlichem Tonfall. Dann trat sie beiseite, um mich hereinzulassen.
Das Turmzimmer, in dem Claudia lebte, war rund und magisch verändert, denn es erstreckte sich über eine wesentlich größere Fläche, als es das Äußere des Turms erahnen ließ. Es war schlicht eingerichtet und duftete wie ein Blumengarten.
Claudia saß an einem runden Tisch auf einer Seite des Zimmers. Sie trug ihre langen rotblonden Haare in einem schlichten Zopf, der ihr den Rücken hinabfiel, und ein Kleid in einem sanften Rosa. Sie sah über die Schulter, als ich hereinkam, auf ihrem Kopf eine Blätterkrone.
»Blutsaugerin«, sagte sie zur Begrüßung. Es hätte genauso gut auch ein Fauchen sein können.
»Madam«, sagte ich.
Sie stand auf und kam auf mich zu. Ihre blauen Augen betrachteten mich neugierig. »Du besuchst erneut unsere Wohnstätte. Warum?«
»Meines Wissens nach kennt Ihr Dominik, den Himmelsboten, und ich habe mich gefragt, ob Ihr mir von ihm erzählen könnt.«
Sie lachte, und ihr Lachen klang zugleich launenhaft und uralt. »Wer bist du, dass du solche Fragen stellst? Du bist ein Kind und eine Blutsaugerin dazu.«
»Er schadet den Menschen«, sagte ich. »Ich versuche einen Weg zu finden, wie ich ihn daran hindern kann.«
Ich hätte offensichtlich nichts Falscheres sagen können. Ihr Lächeln verschwand, und die Königin der Feen schritt entschlossen und mit finsterer Miene auf mich zu. Bevor ich ihr ausweichen konnte, hatte sie mir bereits ins Gesicht geschlagen.
»Wer bist du, dass du glaubst, das Schicksal eines Himmelsboten bestimmen zu können?«
Mit brennender Wange zwang ich mich, ihrem Blick standzuhalten – und sie nicht wegzustoßen. Sie war viel zu reizbar, und sie hatte mich schon einmal dazu verführt, gewalttätig zu werden.
»Ich bin Hüterin meines Hauses und eine Beschützerin dieser Stadt«, sagte ich. »Er bedroht alle, die hier leben. Das gibt mir das Recht, Fragen zu stellen und zu handeln, wenn es notwendig sein sollte.«
»Du weißt gar nichts«, blaffte sie, drehte sich auf dem Absatz um und brachte einige Schritte Abstand zwischen uns. Dann drehte sie sich wieder zu mir, die Schultern zurückgenommen und die Brust nach vorne gestreckt, als ob sie mir ihre Weiblichkeit beweisen wollte.
»Dominik untersteht meinem Schutz, und so wird es auch bleiben. Solltest du ihm Schaden zufügen wollen, dann käme das einem Angriff auf mich und meinesgleichen gleich. Dies werde ich nicht erlauben.« Sie sah mich verächtlich an. »Du bist keine Beschützerin. Du bist ein Püppchen mit einem spitzen Stock und der dazu passenden Arroganz. Verlass sofort diesen Raum. Wenn es an der Zeit ist, dich zu richten, dann wird er dich finden, und dann wirst du keine Kraft mehr haben, solch leere Drohungen auszustoßen.«
Die Schwertspitze, die ich plötzlich in meinem Kreuz spürte, verlieh ihrer Aussage den nötigen Nachdruck. Ich wurde hinausbegleitet, und die Tür
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