Chicagoland Vampires
der Hoffnung zu ihr hinüber, dass sie vielleicht eine Möglichkeit hatte, das hier zu beenden. Ich kniete mich neben sie. »Alles in Ordnung?«
»Er hat mich gezwungen, ihm zu folgen und ihm zu sagen, wo sich das Buch befindet.« Ihre Lippen zitterten, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
»Schon okay. Wir wussten alle, dass das passieren konnte. Er und Ethan kämpfen miteinander. Kannst du irgendwas dagegen tun? Kannst du Tate bewusstlos schlagen?«
Sie schüttelte den Kopf. Tränen liefen ihr die Wangen hinab, und auf einer Seite zeichnete sich bereits ein hässlicher blauer Fleck ab. »Er hat etwas mit mir angestellt. Ich konnte ihn nicht daran hindern, hierherzukommen oder mich zu zwingen, ihm den Aufbewahrungsort des Buchs zu verraten.«
Es hörte sich wie eine Vergewaltigung mittels Zauberkräften an, eine Art psychischer Erpressung, die Tate verwendet hatte, um an das Buch zu kommen. Als ob ich noch weitere Gründe gebraucht hätte, ihn zu verabscheuen.
Betonsplitter flogen an uns vorbei, als Tates Schwert in die Wand krachte. Mallory war bewusstlos, Tate beschäftigt und Paige verletzt. Wenn sie nicht ihre Magie einsetzen konnte, dann konnte ich sie wenigstens von hier wegbringen, um sie nicht noch weiteren Gefahren auszusetzen – oder Tate daran hindern, sie für andere Zwecke einzusetzen.
»Glaubst du, du kannst gehen?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht. Vielleicht.«
Ich hakte mich bei ihr unter und half ihr auf die Beine. Aber dieser Plan war nicht von Dauer.
»Merit!«, sagte Paige. »Mallory! Das Buch!«
Ich sah hinter mich. Mallory war aufgewacht und lag auf dem Boden, eine Hand auf dem Buch, und ihre Lippen bewegten sich, als sie den Zauberspruch vollendete.
Die Kampfgeräusche neben uns hörten auf, als Tate sich dem Klang der uralten Worte zuwendete. Ethan nutzte diese Gelegenheit und schlug brutal mit seinem Katana zu.
Der Schlag hätte Tate in zwei Teile spalten sollen, doch stattdessen hob er nur eine Hand, und Ethan flog wieder krachend gegen eine Wand.
Erneut drohte mein Herz auszusetzen, aber zum Glück stöhnte Ethan auf und rollte sich zur Seite. Meine Erleichterung wurde aber durch den Schock über Tates Macht überlagert, darüber, mit welcher Gewalt er so zwanglos agierte. Was war er?
Mallory ließ sich von der Gewalt um sich herum nicht aufhalten, sondern wirkte weiterhin ihren Zauberspruch in einer Sprache, die so rhythmisch und einfach klang wie Latein, aber kräftigere Konsonanten hatte sowie eine Betonung, die fast an das Russische erinnerte.
Da er sich Ethans entledigt hatte, sprang Tate über einen Tisch und versuchte das Buch zu ergreifen.
»Mallory, hör auf!«, schrie ich, aber es war zu spät.
Tate griff nach dem Buch, und in dem Augenblick, als seine Finger den roten Ledereinband berührten, brüllte Mallory die Beschwörungsformel: »Adnum malentium!«
Ein ohrenbetäubendes Donnern erfüllte die Luft, und die Energie schob Mallory zurück … doch nicht Tate.
Das Maleficium wurde zu einem hellblauen Lichtblitz, der sich um Tates Hand auf dem Buch legte und seinen Arm hinaufglitt wie eine schnell wachsende Ranke. Binnen Sekunden war er von Licht umhüllt. Mallory hatte etwas getan, etwas zu Ende gebracht, und das Maleficium reagierte darauf.
Das Licht waberte glühend um ihn herum wie eine sichtbare Aura, und einen Moment lang lächelte er, als ob er einen wichtigen Teil seines Plans zum Abschluss gebracht hätte.
Doch seine Freude hielt nicht lange an. Das Lichtfeld begann zu erzittern, und seine Gestalt mit ihm. Er zitterte und taumelte, und sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerzen in dieser Lichtwolke. Er öffnete den Mund, um zu schreien, aber es war nichts zu hören, nur das schwache Pulsieren der Magie.
Binnen Sekunden begann sich seine zitternde Gestalt ruckartig nach oben und unten zu bewegen, und dann wurde sein Körper breiter. Er wurde nicht größer – er dehnte sich horizontal aus und schrie seinen Missmut heraus.
Der magische Schild wuchs mit ihm, und ich stolperte rückwärts, um nicht damit in Kontakt zu geraten.
Plötzlich wurde der doppelt so breite Tate wie ein DNA-Strang gespalten. Der Spalt begann an seinem Kopf und wanderte ruckartig krachend nach unten. Blitze zuckten auf, als ob die Sonne selbst zu uns herabgestiegen wäre, und dann war es vorbei.
Ein lautes magisches Knistern erfüllte den Raum, und dann flackerten die Lichter im Silo auf, einmal, zweimal.
Als die Ruhe wieder einkehrte, stand Seth Tate
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