Chicagoland Vampires
heißen Dusche. Ich wollte in diesem Augenblick nichts mehr als eine kochend heiße, dampfende, umweltunbewusste Dusche, die meine Haut schrumpeln und den Badezimmerspiegel beschlagen ließ.
Mein Zimmer lag im ersten Stock. Eine Etage über dem Erdgeschoss, eine Etage unter Ethans Räumlichkeiten. Zu einer anderen Zeit hätte ich den Abstand zwischen uns zu schätzen gewusst.
Am Schwarzen Brett an meiner Tür war eine Notiz angebracht. Sie stammte von Lindsey, meiner besten Freundin im Haus.
Süße! Ich hoffe, Du und unser allerliebster Sullivan habt Euren Trieben ordentlich nachgegeben und uns stolz gemacht. Bitte bring ihn gut gelaunt zurück. Und sorg dafür, dass er uns allen eine Gehaltserhöhung gibt. Wir brauchen Schuhe. Küsschen, Lindsey.
Bedauerlicherweise hatten wir unseren Trieben überhaupt nicht nachgegeben, und ich bezweifelte auch, dass Ethan besser gelaunt war – nicht, wenn ihn zu Hause politische Ränkespiele und doppelt so viele Feinde wie zuvor erwarteten.
Als ich die Tür hinter mir verschlossen hatte, pellte ich mich aus meiner Lederjacke und den dreckigen Klamotten und stieg unter die Dusche.
Es war noch besser, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich schrubbte mir den Ruß aus dem Gesicht und ließ die Hitze die noch verbliebenen Schmerzen vertreiben, die meine vermutlich angebrochene Rippe, das angeknackste Fußgelenk und die blaugrüne Quetschung verursachten. Es gab keinen Zweifel, dass der Heilungsprozess schnell voranschritt, aber die Schmerzen würden mich noch eine Zeit lang begleiten.
Als ich vor Sauberkeit glänzte, stieg ich aus der Dusche und trocknete mir die Haare. Dann wählte ich meine übliche Herbstuniform – Jeans, Stiefel, ein eng anliegendes, langärmeliges Shirt und meine Lederjacke.
Da Paige sich eine Ruhepause gönnte, nahm ich mir die Zeit, meine E-Mails und die Schlagzeilen durchzugehen, und pflegte anschließend mein Schwert mit Reispapier und Öl. Das war auch dringend nötig, denn es war stark verdreckt. Catcher hätte es überhaupt nicht zu schätzen gewusst, wenn ich es von Nebraska zurückgebracht hätte, ohne es zu pflegen. Doch während einer Krise standen Körperhygiene oder Schwertpflege relativ weit unten auf der Prioritätenliste.
Nachdem aber nun beides wieder in Ordnung gebracht worden war, machte ich einen kurzen Ausflug in die kleine Küche im ersten Stock.
Als Franklin Cabot noch der Verwalter des Hauses war, hatte es bedauerlicherweise kaum Süßigkeiten gegeben; für ihn musste alles biologisch und gesund sein. Ich war ein Fan von industriell verarbeiteten Lebensmitteln, die man in Zellophan geschlagen hatte. Jetzt, wo Cabot nicht mehr da war, stand Zucker wieder auf der Speisekarte. Die Küche war ein wahres Paradies an Leckereien, einschließlich Mallocakes und Blutbeuteln von Lebenssaft, unserem Lieferservice.
Ich warf einen der Beutel für einige Sekunden in die Mikrowelle, steckte einen Strohhalm hinein und leerte ihn in wenigen Zügen. Selbst ein Steak konnte das nicht ersetzen. Ich trank einen weiteren halben Liter, nur um sicherzugehen, und weil ich unglaublich erwachsen war, aß ich statt der Mallocakes einen Müsliriegel, während ich die Zettel überflog, die an einem neuen Schwarzen Brett in der Küche hingen.
Dummerweise waren sie nicht gerade aufmunternd. Es handelte sich um Anweisungen, wie man sich bei der Stadt zu registrieren hatte, und um einen Artikel über den Angriff auf Vampire und Menschen, von dem Jeff erzählt hatte.
Wenn keine Neuigkeiten gute Neuigkeiten waren, waren dann alle Neuigkeiten schlechte Neuigkeiten?
Da mein Magen (für den Augenblick) gefüllt und Paige (vorläufig) nicht ansprechbar war, entschied ich mich, bei Lindsey vorbeizusehen.
Ich war mir nicht sicher, ob sie mitten in der Nacht in ihrem Zimmer sein würde, aber da ich sie seit meiner Abfahrt nach Nebraska nicht mehr gesehen hatte, dachte ich mir, dass es an der Zeit sei, bei ihr anzuklopfen.
Es geschah zuerst gar nichts, und ich wollte gerade gehen.
Ach, wäre ich doch bloß gegangen!
Dann hörte ich lautes Gekicher, und die Tür wurde aufgerissen. Lindsey stand in der Tür, ihre blonden Haare ein wildes Durcheinander, und sie trug außer einem Bettlaken und natürlich ihrem Cadogan-Medaillon – nichts.
Und hinter ihr, auf ihrem kleinen Bett, lag Luc. Er hatte sich behelfsmäßig eine Decke übergeworfen, die aber den Blick auf die verzierten Lederstiefel an seinen Füßen freigab. Er winkte mir freundlich zu, als ob ich ihn
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