Chicagoland Vampires
und glitzernde Kerzenhalter befanden sich auf Tischen und Bücherregalen, und auf den Beistelltischen standen mit Süßigkeiten gefüllte Silberschüsseln.
Weihnachten in Haus Cadogan – eine schöne Abwechslung zu den unzähligen schwarzen Stoffbahnen, in die wir das Haus während unserer Trauerzeit gehüllt hatten. Das Haus hatte es verdient. Trauern war eine anstrengende Angelegenheit, und zwei ganze Trauermonate zehrten an den physischen und emotionalen Reserven.
Einige der etwa neunzig hier wohnenden Vampire, alle im traditionellen Schwarz, waren in der Eingangshalle zugange. Sie nickten und winkten uns zu, als wir an ihnen vorbeikamen, was mich nicht mehr so unbehaglich fühlen ließ wie noch vor einiger Zeit. Ich war zu einem Teil des Hauses geworden und gehörte nun zu der Familie der Novizen, die hier lebten.
»Meine Damen, ich werde euch jetzt allein lassen«, sagte Ethan. »Ich glaube, ich könnte selbst eine Dusche gebrauchen.« Er deutete in die Eingangshalle, wo Helen, die Ansprechpartnerin für die Neuzugänge des Hauses, bereits auf uns wartete. »Paige, von Helen bekommst du einen Zimmerschlüssel und einige Dinge des täglichen Bedarfs. Und du, Merit, schau später bei mir vorbei, damit wir die nächsten Schritte besprechen können.«
Ich nickte und erfüllte meine Pflicht, indem ich Paige zu Helen begleitete.
»Merit«, sagte Helen, »schön, Sie wieder hier zu haben. Und Sie müssen Paige sein.«
Wahrscheinlich war sie gar nicht erfreut, mich wiederzusehen, denn bei unserer ersten Begegnung hatten wir uns nicht gerade gut verstanden, aber heute war sie die Höflichkeit in Person. Helen überreichte Paige einen laminierten Haus-Cadogan-Gästeausweis an einem Schlüsselband und einen Schlüssel an einem Haus-Cadogan-Schlüsselring.
Branding stand bei uns ganz oben auf der Liste.
»Sie werden in der Gästesuite untergebracht«, sagte Helen und lächelte dann mich an. »Vielleicht könnten Sie ihr den Weg zeigen?«
»Selbstverständlich. Wo ist die Gästesuite?«
»Zweite Etage, drei Türen hinter Ethans Räumen. Auf der Tür ist ein Stern.«
Ich nickte. »Das werde ich finden.«
Helen wandte sich wieder an Paige. »Sie werden einige Kleidungsstücke finden, und, wie Ethan angeordnet hat, einige Dinge des täglichen Bedarfs, bis Sie eine Gelegenheit haben, diese selbst zu besorgen.«
Paige wirkte erleichtert. »Ich habe nicht mal eine Zahnbürste. Vielen Dank.«
»Gern geschehen.« Damit lächelte Helen und marschierte zurück zu ihrem Büro.
Wir gingen in die zweite Etage hinauf und den stillen Flur entlang, auf dem sich die Hälfte der Schlafzimmer des Hauses befand; der Rest lag im ersten Stock. Jeder der etwa neunzig Vampire, die im Haus wohnten (von insgesamt dreihundert Hausmitgliedern), hatte ein eigenes Zimmer. Sie waren recht klein und erinnerten an Zimmer in einem Studentenwohnheim: Hartholzböden, schlichte Einrichtung, kleines Badezimmer. Jedes Zimmer war gerade groß genug, um seinem Bewohner am Ende der Nacht einen Schlafplatz und ein wenig Privatsphäre zu bieten.
Fast am Ende des langen Flurs, drei Türen von Ethans Suite entfernt, befand sich das Gästezimmer, das durch den Stern von außen wie die Garderobe eines Fernsehmoderators wirkte.
»Das muss es sein« sagte ich.
Paige schloss die Tür auf und betrat die Suite. Ich warf neugierig einen kurzen Blick hinein – sie war nett, ein wenig größer als unsere Studentenwohnheimzimmer, aber wesentlich kleiner als Ethans Dreizimmerappartement.
Die Einrichtung war schlicht und wirkte wie die eines Business-Class-Hotels der mittleren Preisklasse. Das war definitiv ein Gästezimmer: Hier konnte man sich für einige Tage wohlfühlen, aber nicht so sehr, dass man die Gastfreundschaft überstrapazierte.
Paige legte ihre Bücher auf das Bett und sah zu mir zurück. »Ich werde mich mal in Ordnung bringen und vermutlich ein wenig hinlegen. Ich bin ziemlich fertig und freue mich schon auf den Ordenskram, den ich noch vor mir habe.«
»Natürlich. Wenn Gabriel anruft, würde ich gerne Mallory besuchen gehen. Ich kann dir Bescheid sagen.«
»Das wäre super. Ich würde gerne eine Vorstellung davon bekommen, wo sie ist, damit ich dem Orden Bescheid geben kann.«
Ich nickte. »Wenn du vorher noch was brauchst, ruf einfach Helen an.«
Wir verabschiedeten uns höflich voneinander, und ich zog die Tür auf meinem Weg nach draußen zu. Ich rannte fast auf dem Weg zur Treppe, denn auf mich wartete wohliges Vergessen unter einer
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