Chicagoland Vampires
nicht gerade beim Sex unterbrochen hätte.
»Offensichtlich … störe ich hier«, sagte ich und wich einen Schritt zurück. »Und da ich das nicht möchte, werde ich mich einfach um meine Angelegenheiten kümmern.«
Lindsey kniff die Lippen zusammen, trat auf den Flur hinaus und zog die Tür hinter sich zu. »Alles okay bei dir?«
»Bei mir? Äh, ja. Mir geht’s gut. Ich werde jetzt nur … äh … irgendetwas anderes machen.«
»Du wolltest deinen anderen Boss bestimmt nicht halb nackt sehen, oder?«, fragte sie.
»Auch nicht mit Cowboystiefeln«, fügte ich hinzu. »Aber es freut mich zu sehen, dass ihr beide euch so gut versteht.«
»Man tut, was man kann, für eine bessere Arbeitsatmosphäre.«
»Das sehe ich. Ich wünsche euch viel Spaß. Melde dich … wenn du wieder etwas anhast.«
Ohne auf ihre Antwort zu warten, eilte ich den Flur entlang.
»Trautes Heim, Glück allein«, murmelte ich.
KAPITEL NEUN
DIE KOHLKUR
Ethan war vielleicht offiziell noch nicht Meister des Hauses, aber das hatte ihn nicht daran gehindert, wieder sein altes Büro im Erdgeschoss in Beschlag zu nehmen. Es war sehr geräumig, mit einem schönen Schreibtisch, einer Sitzecke und einem gigantischen Konferenztisch. Er saß hinter seinem Schreibtisch, trug ein weißes Anzughemd und hatte seine Haare im Nacken zusammengebunden. Eine einzelne Strähne seines goldenen Haars hatte sich gelöst und fiel ihm in die Stirn, während er auf die Dokumente vor sich starrte.
Er sah so gut aus, war so stark – der Inbegriff des Leitwolfs. Intelligent. Strategisch denkend und dickköpfig, was sich oft als Nachteil herausstellte. Und obwohl ich reichlich Energie investiert hatte, sie zu leugnen, so war die Anziehungskraft zwischen uns beiden einfach zu groß, um sie zu ignorieren. Ich war letztlich genauso stark und dickköpfig wie er.
Ich betrachtete ihn eine Zeit lang bei seiner Arbeit – seine langen Finger, den konzentrierten Blick, das Zucken einer Augenbraue, als er eine Passage überflog, die ihm offensichtlich nicht gefiel.
Es war vermutlich nicht der richtige Zeitpunkt, sich lüsterne Gedanken über seinen Meister zu machen, aber wenn nicht jetzt, wann dann? Nichts auf der Welt war perfekt, und unser Timing würde es vermutlich niemals sein.
Ich trat ein, stellte sicher, dass wir allein waren, und schloss die Tür. Er sah bei dem Geräusch auf und betrachtete mich, wie ich auf ihn zuging. Er stand auf und wirkte auf einmal besorgt.
»Was ist los?«
Ich verschwendete keine Zeit auf vorbereitende oder erklärende Worte. Ich umarmte ihn und drückte mein Gesicht in die glatte, warme Baumwolle seines Hemds.
Er streichelte mir übers Haar. »Alles in Ordnung mit dir?«
Ich nickte. »Ich bin einfach nur froh, wieder zu Hause zu sein.«
Er wich ein wenig zurück, sah auf mich herab, und seine tröstende Umarmung verwandelte sich in einen einladenden und vielversprechenden Kuss. Er glitt mit weit gespreizten Fingern über meinen Rücken, und wo sie mich berührten, verbreitete sich ungezügelte Wärme. Er erinnerte mich mit sanften Bissen und Zungenschlägen daran, dass ich endlich wieder zu Hause war, in seinen Armen.
Er strich mit seinen Händen über meine Arme … und ich zuckte instinktiv zusammen, als seine Finger über die Quetschung glitten, die sie verursacht hatten.
Ethan entzog sich meiner Umarmung und sah auf mich herab. In seinem Blick lag nun mehr als nur Sorge.
Ohne ein weiteres Wort kehrte er an seinen Platz zurück und ließ mich einfach stehen. Ich fühlte mich so unbeholfen, dass mir ganz flau im Magen wurde.
»Was ist gerade passiert?«
Er wich meinem Blick aus. Dann sah er auf die Dokumente auf seinem Schreibtisch und blätterte sie durch, als ob in ihnen die größten Geheimnisse der Welt verborgen lägen.
»Ethan.«
»Merit, ich habe zu arbeiten.«
»Glaubst du nicht, wir sollten darüber reden?«
Er antwortete mir nicht, richtete seinen Blick aber auf meinen Arm, den, den er gepackt hatte. Den, den er verletzt hatte. »Ich habe dir Schmerzen zugefügt.«
»Ich bin in Ordnung. Das war doch überhaupt nichts.«
»Hat es Spuren hinterlassen?«
Mein Schweigen war Antwort genug, und er fluchte leise. Nach einem weiteren Augenblick, in dem meine Gefühle Achterbahn fuhren, sah er wieder zu mir auf.
»Du hast mir nicht wehgetan«, betonte ich.
»Ich habe dir eine Quetschung zugefügt. Du bist zusammengezuckt.«
»Du bist ein Vampir, und du bist stark. So etwas passiert schon mal.«
»Nein, mir
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