Chicagoland Vampires
schneller sind wir zu Hause.«
»Und kommen vom Regen in die Traufe.«
Die Flugbegleiterin, die adrett in einen marineblauen Rock und ein weißes Hemd gekleidet war, brachte uns Orangensaft. »Etwas zu trinken?«, fragte sie.
Ich dankte ihr und nahm mir ein Glas. Ich war am Verhungern.
»Ich darf Sie bitten, alle elektronischen Geräte auszuschalten«, sagte sie und verschwand dann hinter uns.
Ethan zog sein Handy aus der Tasche, um es auszuschalten, starrte dann aber auf das Display. Was immer er dort las, es konnte nichts Gutes bedeuten.
»Schlechte Neuigkeiten?«, fragte ich, aber es war leicht an seinem Gesichtsausdruck abzulesen.
Er schaltete das Handy aus und ließ es in seine Tasche zurückgleiten. Dann sah er mich mit ausdrucksloser Miene an. »Der Sufetat wurde einberufen. Welche Entscheidung sie auch getroffen haben, Darius ist auf dem Weg nach Chicago, um sie uns mitzuteilen.«
Seine Worte lagen mir schwer im Magen. Wenn Darius sich in die Neue Welt aufmachte, um uns irgendeinen Entschluss des Greenwich Presidium mitzuteilen, dann sah es nicht gut für uns aus.
»Das klingt beunruhigend«, sagte ich.
Ethan nickte. »Wie auch immer die Entscheidung lautet, Darius wird einige warme Worte für uns haben.«
»Darius hat immer warme Worte. Und ich habe den Eindruck, dass er vor allem seine eigene Stimme gerne hört.«
»Das ist bei den meisten mächtigen Männern der Fall, wie mir scheint.«
Die Flugbegleiterin kehrte in den vorderen Bereich des Flugzeugs zurück. Ethan gab ihr ein Zeichen, und sie nickte ihm zu.
Als das Flugzeug sich steil in die Luft erhob, erfüllte der Duft gebratenen Fleischs die Kabine. Mein Magen knurrte vernehmlich.
Ethan lachte leise. »Na, haben wir etwa Hunger?«
»Wann habe ich das nicht?«, fragte ich mürrisch. »Ich nehme an, du bekommst gleich dein Essen?«
»Das wäre wohl kein kluger Zug, da ich doch weiß, dass du dich sofort auf das Essen stürzen würdest, bevor es mich auch nur erreicht.« Die Flugbegleiterin tauchte plötzlich mit einem großen Teller, der mit einer silbernen Servierglocke bedeckt war, neben mir auf und nahm sie ab.
Der Anblick und der Duft eines brutzelnden Steaks ließen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Daneben befanden sich hellgrüner Brokkoli und eine ordentliche Portion nach Knoblauch riechender Kartoffelbrei sowie eine Thermoskanne mit Blut. Während ich dieses Geschenk des Himmels noch anstarrte, erhielt Paige eine vergleichbare Köstlichkeit.
»Oh mein Gott«, sagte ich anerkennend und verschlang das Essen schon mit den Augen.
»Das Beste aus Omaha«, sagte Ethan mit einem Lächeln. »Als Belohnung für die harte Arbeit.«
Der Mann besorgte mir Steak, um mich zu belohnen. Man konnte über Ethan Sullivan sagen, was man wollte, aber er wusste genau, wie man einem Honig ums Maul schmiert. Allerdings war ich nicht davon überzeugt, dass ich irgendetwas richtig gemacht hatte. »Als wir hier ankamen, hatten wir einen Tate und ein Buch. Jetzt haben wir zwei Tates und kein Buch.«
»Das Buch ist ein Schritt in die richtige Richtung.«
»Und die Tates?«
Angst lag in seinem Blick. »Wenn du an irgendeinen Gott glaubst, Hüterin, schlage ich vor, dass du mit dem Beten anfängst, und zwar schnell.«
An einem Flug in einem Jet, der mehrere Millionen wert war, hatte ich nichts auszusetzen. Das Ganze war sogar angenehmer als die Fahrt in einem Hunderttausend-Dollar-Mercedes und ging um einiges schneller.
Wir flogen über das dunkle Gewässer des Michigansees, bevor wir in O’Hare landeten. Mein angenehmer komatöser Sättigungszustand wich einem Gefühl der Erleichterung, als die Flugbegleiterin die Tür öffnete und wir uns daranmachten, die Treppe hinunterzugehen.
Das Wetter war furchtbar. Der Boden war noch nass von einem früheren Regenguss, und die Luft fühlte sich kalt und feucht an. Nicht gerade der wärmste Empfang, den mir meine Heimatstadt da bot, aber das schmälerte meine Freude nicht im Geringsten, als ich auf die Rollbahn trat. Es war immer schön, zu Hause zu sein, selbst wenn unser Ausflug nur von kurzer Dauer gewesen war und uns hier in Illinois sicherlich dasselbe Chaos wie in Nebraska erwartete.
Nur würde es diesmal hoffentlich unsere Art Chaos sein.
Eine elegante silberne Limousine mit einem Kühlergrill, der an ein breites Grinsen erinnerte, wartete nur wenige Schritte vom Flugzeug entfernt auf uns. Ein Kerl in Windjacke und Kakihose stand neben dem Wagen, die Autoschlüssel in der Hand.
»Ist das ein
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