Chicagoland Vampires
Jacke mit dem Logo des Zentral-Nordamerika-Rudels und mit einer großen Automatikwaffe im Anschlag. Ich nahm an, sie wollten das Risiko einer weiteren Flucht nicht eingehen.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Catcher.
Sie nickte und knabberte an ihrer Unterlippe. »Im Großen und Ganzen.« Sie wich meinem Blick aus, also standen wir einen Moment lang schweigend da.
»Warum lassen wir sie nicht für einen Augenblick allein«, meinte Gabriel. »Mallory hat noch mehr Arbeit vor sich, bevor die Nachtschicht zu Ende geht, und sie kann den Rest erledigen, während sie mit Catcher redet.«
Wenn man den Berg Geschirr betrachtete, der da noch stand, hatte sie eine Menge Arbeit vor sich. Ich fragte mich, ob Berna noch mehr schmutziges Geschirr hatte.
»Gute Idee«, sagte ich, machte auf dem Absatz kehrt und bedeutete Paige mir zu folgen. Als wir in das Hinterzimmer zurückkehrten, stand der Tisch einsam und verlassen da – weder Alkohol noch Kartenspieler waren zu sehen.
»Setzt euch«, sagte Gabriel.
Ich tat, wie mir befohlen. »Der Kerl hat eine ziemlich große Knarre«, stellte ich fest.
»Sie hat auch ziemlich großen Ärger gemacht.«
Da konnte ich ihm kaum widersprechen. »Ist das ihre Bestrafung? Spülen?«
»Es ist nicht meine Aufgabe, sie zu bestrafen«, sagte Gabriel. »Und ehrlich gesagt gäbe es dafür auf der gesamten Welt nicht genügend Geschirr. Aber darum geht es nicht. Die Aufgabe ist irrelevant. Dass sie etwas tut , ist von Bedeutung. Weißt du, was mein größtes Problem mit dem Orden ist?«
Mir fielen einige passende Antworten ein – Sie haben dich im Softball besiegt? Sie haben keine offiziellen T-Shirts? Bei Kennenlerntreffen zwischen Orden und Formwandlern gibt es nur billigen Fusel? –, aber ich schaffte es, sie für mich zu behalten. Paige klugerweise auch.
»Sie verfügen über unglaubliche Kräfte, und setzen sie in der Regel nur für ihre eigenen Zwecke ein.«
»Das ist so nicht ganz –«, warf Paige ein, aber Gabriel hatte kein Interesse an einer Diskussion und brachte sie mit einem Blick zum Schweigen.
»Ich weiß, dass ihr glaubt, ihr wärt Problemlöser. Aber ihr habt die Probleme, die ihr zu lösen versucht, überhaupt erst in die Welt gesetzt. Das macht euch nicht zu Wohltätern, sondern zu Narzissten.«
»Die Rudel wollten nach Alaska aufbrechen, um sich aus allen übernatürlichen Angelegenheiten herauszuhalten«, wies ich ihn zurecht. »Wieso sollte das besser sein?«
»Weil wir nicht überhebliche Hexenmeister sind, die in aller Öffentlichkeit so tun, als ob sie alle Antworten auf alle Fragen dieser Welt hätten.«
Paige starrte auf die Tischplatte. Damit gab sie zwar nicht zu, dass der Orden Probleme hatte, aber es war allemal besser als das ewige Leugnen, womit die anderen die ganze Zeit beschäftigt waren.
»Habt ihr einen Langzeitplan?«, fragte ich.
»Ihr Überleben ist der Langzeitplan«, sagte er. »Das Überleben in unserer Umgebung – kein Verhätscheln, keine Magie, keinen Respekt, den sie sich nicht verdient hat.«
Das ergab Sinn. Zwar schien das eher zu einem widerspenstigen Teenager zu passen als zu einer Hexenmeisterin mit einer Schwarze-Magie-Sucht, aber solange es funktionierte …
Zwanzig Minuten später kehrte auch Catcher zu uns zurück. Er und Gabriel wechselten leise einige Worte und gaben sich anschließend die Hand. Ein Handschlag, der in meinen Augen ein gutes Zeichen für den Zustand der Beziehung zwischen den Übernatürlichen war.
»Sie gehört dir«, sagte Catcher. »Sie ist gerade für ihre Pause nach oben gegangen.«
Gabriel nickte. »Nach jeder Zwei-Stunden-Schicht körperlicher Arbeit hat sie fünfzehn Minuten Pause. Es ist ein sehr gerechtes System.«
War es seltsam, dass die Formwandler für Situationen wie diese ein System entwickelt hatten? Dennoch sah ich Gabriel an.
»Ich würde gerne mit Mallory reden, wenn das für dich okay ist?«
»Es ist deine Entscheidung, Kätzchen.«
»In diesem Fall«, sagte ich zu Catcher, »glaube ich, dass du Paige irgendwohin mitnehmen könntest.«
Sie stand auf und nickte ebenfalls. »Ich muss mit Baumgartner sprechen. Es ist wahrscheinlich nicht die schlechteste Idee, wenn du das auch tust.«
Catcher nickte und sah dann misstrauisch auf die Tür, hinter der Mallory gearbeitet hatte.
»Geh nach Hause«, sagte ich zu ihm. »Sie ist hier sicher, und du siehst aus, als ob du Schlaf brauchen könntest.«
»Wenn ich nicht völlig fertig wäre, würde ich dich für diese Frechheit
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