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Chicagoland Vampires

Chicagoland Vampires

Titel: Chicagoland Vampires Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Neill
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einen Moment. »Hasst du mich?«
    Es war kein besonders gutes Zeichen für uns beide, dass ich über die Antwort nachdenken musste. Ich wusste ganz ehrlich nicht, was ich empfand. Mallory und ich waren die besten Freundinnen gewesen – mit ihr verband mich eine längere Freundschaft als mit irgendjemand anders in meinem jetzigen Leben. Aber sie hatte nicht aufgehört, egal, wen sie dabei verletzte, egal, welche Folgen es hätte. Sie hätte beinahe Chicago vernichtet, und sie hatte es geschafft, dem Mittleren Westen zwei Tates auf den Hals zu hetzen.
    Es fiel mir sicherlich schwer, sie in diesem Augenblick zu mögen. Und es würde sehr lange dauern, bis ich ihr wieder Respekt entgegenbringen konnte. Aber …
    »Nein, ich hasse dich nicht. Du hast ihn mir zurückgebracht.«
    »Nicht aus den richtigen Gründen.«
    »Nein. Aber trotzdem hast du es getan.« Es wäre noch besser gewesen, wenn es überhaupt keine Verbindung zwischen ihr und Ethan gegeben hätte, aber das würde ich ihr ganz sicherlich nicht verraten. Er mochte vielleicht nicht ihr Schutzgeist sein, aber ich wollte nicht, dass sie herauszufinden versuchte, wie stark ihre Verbindung wirklich war. Dafür war sie noch nicht bereit. Ich war dafür noch nicht bereit.
    »Ich habe ihn zuerst gehasst«, sagte sie. »Und ich glaube, du auch. »Er war überheblich und zeigte überhaupt kein Verständnis für deine Situation. Und dann öffnetest du ihm dein Herz, und er lud ein anderes Mädchen in sein Haus. Und dann hat er sich dem Pflock in den Weg geworfen und sich deiner würdig erwiesen.«
    Ich nickte.
    »Vielleicht ist er ja gar nicht mehr ›Darth Vader‹ Sullivan«, sagte sie.
    Wir schwiegen beide. »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, sagte sie einige Minuten später.
    »Was kannst du nicht?«
    »In die Welt zurückkehren. Mich dem stellen, was ich getan habe. Ich kann die Verantwortung dafür übernehmen. Ich bin nicht dumm; ich weiß, dass es mein Fehler war. Aber ich bin wohl … zutiefst beschämt. Die Formwandler – ich sehe doch, wie sie mich anschauen. In ihren Blicken liegt Abscheu, Merit. Catcher ist so wütend, so gedemütigt, und ich weiß, dass der Orden mich bestrafen wird. Und ich verdiene die schlimmste Strafe, die sie sich einfallen lassen können.«
    Sie brach in Tränen aus und schluchzte laut auf, aber ich war noch nicht in der Lage, zu ihr zu gehen. Ich konnte sie noch nicht trösten – nicht, wenn sie so vielen Leuten wehgetan hatte. Nicht, während sie noch trauerten, nicht, solange sie noch des Trosts bedurften.
    »Wie kann ich in die Welt zurückkehren, in dem Wissen, was ich angerichtet habe?« Sie sah mit roten, verquollenen Augen zu mir. Ihr Gesicht war tränenüberströmt. »Ich habe Leuten wehgetan, und ihr habt deswegen Schwierigkeiten. Und Catcher … Ich weiß nicht, ob er jemals wieder zu mir zurückkehren wird.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Er sagte, dass er Zeit braucht.« Sie bedeckte ihren Mund mit einer Hand, konnte ihr Schluchzen aber nicht unterdrücken.
    »Dann reiß dich zusammen und lass ihm die Zeit. Weiß Gott, die hat er verdient. Die haben wir alle verdient.«
    »Ich werde ihn verlieren. Oh Gott, Merit. Ich werde ihn verlieren.«
    »Vielleicht wirst du das«, sagte ich. »Du hast sein Vertrauen missbraucht. Du hast der schwarzen Magie Vorzug vor deinen Freunden, deiner Stadt, deinem Geliebten gegeben. Ich bin mir sicher, dass er darüber nicht sonderlich begeistert ist. Ich bin es nicht.«
    »Vielen Dank für deine Hilfe.«
    »Ich bin nicht hier, um dir zu helfen. Es gibt kein Happy End, Mallory. Am Ende des Regenbogens wartet kein Schatz. Das hier ist keine Fernsehsendung, die du abschalten kannst, und dann ist alles wieder beim Alten. Du hast Leuten Schmerzen zugefügt. Und da Tate noch immer da draußen ist, hat die Sache noch kein gutes Ende gefunden.«
    »Ich kann mich dem nicht stellen.«
    »Oh doch, das kannst du. Und das wirst du.«
    Sie sah zu mir auf.
    »Wir alle haben Tage, an denen wir uns unbedeutend fühlen. Klein und unwichtig. Wir empfinden uns als unzureichend, und wir müssen uns all dieser Verantwortung stellen. Ich muss für die Sicherheit meines Hauses sorgen, dafür, dass die Stadt es nicht vernichtet. Ich muss mich gegenüber Ethan und dem Rest meiner Vampire richtig verhalten. Ich muss Kämpfe mit Leuten ausfechten, die überhaupt nicht meine Feinde sein sollten – vor allem, weil wir alle mehr als genug Feinde haben. Es gibt Tage, da will ich mir die Decke über den Kopf ziehen und

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